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"Diese gottverdammten Wichser!", fluchte ich. Emilia und ich standen in der Seitengasse, gegenüber der Kirche. Vor uns stand der Hilux. Oder das was übrig war. Die Reifen waren aufgeschlitzt, sämtliche Fenster eingeschlagen und sowohl Türen als auch Dach und Motorhaube waren schwer beschädigt. Und auch der Seesack war verschwunden. "Ich wette das waren diese Arschlöcher von vorhin." "Da könntest Du recht haben.", sagte Emilia. "Aber was sollen wir jetzt machen?" "Ganz einfach: Wir suchen sie und verpassen ihnen eine Lektion" "Klingt gut. Aber dazu müssen wir sie erst mal finden.", wandte Emilia ein. "Komm mit.", sagte ich und zog sie am Handgelenk hinter mir her. "Und gib mir die Benelli. Ich kann sie unter meinem Mantel verstecken." Nachdem ich das erledigt hatte, sah ich mich aufmerksam um. In San Salvador herrschte momentan eine Jugemdbande namens Barrio 18, fast überall hatten sie ihre Finger im Spiel und die Polizei war nahezu machtlos. Wir waren länger bei Elijah gewesen als gedacht, es musste inzwischen Mitternacht sein. "Ich habe eine Idee.", sagte ich. "Vertraust Du mir?" "Natürlich.", antwortete Emilia, mit einer Spur Besorgnis in der Stimme. "Gut. Wir haben nicht viel Zeit." Ich ging auf einen leer stehenden Laden zu und zerrte einige notdürftig angebrachte Bretter von einem eingeschlagenen Fenster. Ich bedeutete Emilia hindurchzusteigen, dann reichte ich ihr ihre Waffe, meine Pistole, den Armschützer und schließlich die Kunai. Mein Messer würde reichen. Anschließend schlüpfte ich aus meinem Mantel und gab ihn ihr ebenfalls. "Ich will nicht, dass da Blutflecken drauf kommen." Rasch erläuterte ich Emilia meinen improvisierten Plan. "Das ist Wahnsinn.", sagte Emilia, als ich geendet hatte. "Was wenn es anders läuft als Du denkst?" "Für den Fall habe ich ja dich. Du bist die Kavallerie. Wenn ich bis Sonnenaufgang nicht zurück bin, benutzt Du die Pflanzen in der Stadt um mich aufzuspüren. Es sind zwar viel weniger als in einem Wald, aber sie sollten reichen." "Und wenn du stirbst?" "Wenn sie es tatsächlich schaffen mich zu töten, dann muss etwas sehr mächtiges hier sein. In dem Fall fliehst Du." Die hübsche Magierin legte den Kopf schief, dann packte sie den Kragen meines T-Shirts, zog mich zu sich und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. "Wehe Du stirbst.", sagte sie leise. "Wenn du stirbst, dann steige ich runter in die Hölle und bring dich um." "Nett, dass du annimmst, dass ich eh in die Hölle kommen.", erwiderte ich mit einem schwachen Grinsen. "Idiot. Lass dich nicht umbringen." Ich drehte mich um und lief los. Nach etwa zehn Minuten blieb ich stehen. Ich wurde verfolgt. "Hey!", rief ich. "Ich suche einen Freund von mir. Kennt ihr Ricardo?" Fünf Typen traten aus einer kleinen Gasse, allesamt mit Knüppeln oder ähnlichem bewaffnet. Einer von ihnen hatte ein Frosch-Tattoo auf der Wange. "Heute muss mein Glücksfall sein!", strahlte ich Ricardo an. "Wie geht es den Eiern deines Freundes? Und wie läuft das jetzt eigentlich bei euch mit dem Sex?" Eine lächerliche Provokation, es war mir fast schon peinlich. Aber es funktionierte. Ricardo brüllte auf, hob seinen Baseballschläger und rannte auf mich zu. Ich wich den wütenden Angriffen aus, dann packte ich den Schläger, zog kräftig und rammte Ricardo meinen Ellenbogen ins Gesicht. Ich ließ meine Schultern kreisen und drehte mich langsam. Innerlich bereitete ich mich schon mal auf die Schmerzen vor, dann griff ich an. Ich schlug einen zweiten Typen nieder, bevor ich mich treffen ließ und zu Boden fiel. Schläge und Tritte prasselten auf mich ein, als ich mich halb zusammenrollte um meine Rippen und innere Organe zu schützen. Während zwei von ihnen mich fesselten, zog der letzte ein Handy aus seiner Hosentasche und führte ein kurzes Telefonat. Wenige Minuten später blieb ein weißer Van neben uns stehen. Unsanft wurde ich ins Innere des Fahrzeugs geworfen. Ricardo und der andere Typ hatten sich inzwischen aufgerappelt und stiegen ebenfalls in den Van. Ein kräftiger Tritt traf meine linke Niere. Ich biss die Zähne zusammen, sog scharf Luft durch meine Zähne und knurrte:"Fick dich." "Du mieses Arschloch.", antwortete Ricardo und versetze mir einen weiteren Tritt. "Du kommst in unsere Stadt, greifst uns an und statt dich zu freuen, dass wir dich und deine kleine Schlampe nicht umgelegt haben, legst Du dich gleich nochmal mit uns an. Tja, jetzt bringen wir dich zu Eduardo. Bete zu Gott, dass dich unser Boss nur ein wenig foltern wird." Gerade so gelang es mir ein Grinsen zu unterdrücken. Mein Plan schien aufzugehen.

Rogue HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt