"Auf dich!", rief Marcus mit einem leichten Lallen. "Auf dich, du kleiner Teufelsbraten!', stimmte Jack zu. Wir leckten uns das Salz von der Hand, kippten den Tequila runter und bissen in die Zitrone. Jack hob die Hand und gab der Kellnerin ein Zeichen. "Noch eine Runde!" Selbst nach fünf Stunden war das veränderte Aussehen Jacks noch ungewohnt. Kaum hatte ich mir das ganze Blut vom Körper gewaschen und ausgiebig geschlafen, waren Marcus und Jack in mein Zimmer gestürzt und hatten mich zu einer Sauftour gedrängt um den Tod von Maxwell Anderson zu feiern. Und zwar in Bars und Pubs auf der ganzen Welt. Jacks Hörner und seine tiefrote Haut hätten natürlich jede Menge Aufmerksamkeit erregt, aber da hatte Jasmin aushelfen können. Dank einem Illusionszauber waren Jacks Hörner verschwunden, stattdessen hatte er jetzt Rastalocken. Und seine rote Haut sah jetzt mehr aus, als hätte er einen üblen Sonnenbrand. In Moskau und Dublin hatte er zwar einige verwunderte Blicke geerntet, aber ab Madrid waren wir nicht weiter aufgefallen. Nun saßen wir in einer Bar in Miami, wo Jack uns etwa eine Stunde zuvor hinteleportiert hatte. Ich zündete mir eine Zigarette an und blies den Rauch in Richtung Decke. Marcus sah sich kurz um, dann zwinkerte er mir zu und machte eine unauffällige Handbewegung. Der Rauch sammelte sich und formte eine kleine, humanoide Gestalt mit Flügeln, die einer anderen Gestalt den Kopf abschlug. Dann lösten sich die Gestalten wieder in Rauch auf. "Was hast du jetzt vor?", fragte ich den Magier und warf einen Blick auf Jack. "Anderson ist tot. Du hast deine Rache bekommen. Jack müsste dich doch jetzt mitnehmen." Marcus sah Jack an und lächelte unsicher. "Nath hat recht… Meine Seele für neues Leben, um mich an Anderson rächen zu können." Jack nickte und trank einen Schluck Bier. "Naja, der Deal war recht… schwammig formuliert. Andersons Name wurde nie erwähnt, gebeten hast du nur um Rache. Inzwischen ist klar, dass Anderson nicht unbedingt im Auftrag von SOL gehandelt hat…" Der Dämon grinste breit. "In der Hölle geht es momentan eh drunter und drüber, also wird sich niemand um die Seele eines Magiers scheren. Ein paar Wochen können wir noch warten und danach schauen wir weiter." Ich nahm ebenfalls eine großen Schluck Bier und lachte. "Mach dir keine Sorgen, im schlimmsten Fall kenne ich ein paar Leute. Tod hasst mich zwar, aber Luzifer und Azrael haben was für mich übrig." Nun grinste auch Marcus. "Danke Kleiner. Aber eins musst du mir erklären: Was hat der Tod gegen dich?" Ich drückte meine Kippe aus und erzählte von meinem Treffen mit Tod und Azrael und wie ich den Engel nochmal in Okinawa getroffen hatte. Beim Sprechen fiel mir auf, wie sehr mir der Alkohol zu Kopfe gestiegen war. Kaum war ich mit meiner Erzählung am Ende, stand ich auf. "Ich geh mal kurz raus, frische Luft schnappen." Leicht wankend ging ich zur Tür, stieß sie auf und trat nach draußen auf den Parkplatz. Die Sonne würde in ein paar Stunden aufgehen und dementsprechend kühl war es, wobei kühl immer noch etwa 20 Grad bedeutete. Mehr aus Gewohnheit sah ich mich um und zündete mir eine der letzten Zigaretten aus dem Päckchen an. Der Boden schwankte leicht, als ich über den Parkplatz spazierte und ich war zu sehr damit beschäftigt nicht auf die Fresse zu fliegen um darauf zu achten, wo ich hinlief. Prompt stieß ich mit jemandem zusammen. Großer Typ, braun gebrannt mit blonden Haaren und ein Surfbrett unter den Arm geklemmt. Er trug lediglich eine Badehose und Flip Flops und sah mich wütend an. "Pass auf wo du hinläufst!", schnauzte er mich an. "Sorry.", sagte ich und atmete tief durch. "Waren wohl ein paar zuviel." Der Surfer lachte dreckig. "Oh ja, definitiv. Ein paar Drinks und ein paar Teleportationen zu viel. Du hättest aufpassen sollen, praktisch jeder hätte dich finden können, junger Nephilim." Überrascht runzelte ich die Stirn. Teleportation, Nephilim? Mein alkoholisiertes Hirn brauchte ein paar Sekunden um die Informationen zu verarbeiten, dann fiel der Groschen. Fuck, der Typ wusste wer ich war. Meine Gedanken schienen mir auf die Stirn geschrieben zu sein, denn der Surfer lächelte, wobei er seine perfekten Zähne entblößte. Die Art von Zähnen, die einen bei einem Lächeln blendeten und die man nur mit einem möglichst großen Hammer bearbeiten wollte. "Nathaniel. Fucking. Black. 'Das Monster, das Monster tötet'. Heute muss mein Glückstag sein. Dein Kopf wird mir ordentlich Gold einbringen und deine Flügel werde ich für ein kleines Vermögen verkaufen können." Ich machte einen Schritt zurück. "Wer bist du, verdammt?" "Wer ich bin? Für diese Frage habe ich schon mal jemanden getötet!" Sein Körper fing an zu zucken und veränderte sich. Er wuchs um mehrere Köpfe, seine Haut wurde tiefblau und seine Arme teilten sich in je zwei Arme auf. Schließlich stand ein Dämon vor mir, fast zweieinhalb Meter groß und mit vier Armen. Aus dem Surfbrett waren zwei große Säbel mit vergoldeten Klingen geworden, mit den linken und den rechten Armen hielt er je eine der Waffen fest. "Mein Name," knurrte er mit einer Stimme, die um einige Oktaven tiefer war als vorher. "ist Phenex. Der beste Kopfgeldjäger der Hölle. Sprich deinen letzten Worte, Nathaniel." Ich seufzte genervt auf. Irgendwann musste ich meine Unsterblichkeit öffentlich machen, noch eine solche Ansagen und ich würde mir die Kugel geben. Obwohl, das würde ja nichts bringen. "Fick dich ins Knie.", sagte ich, beschwor meinen Panzerhandschuh und griff nach dem Erstbesten, was sich als Waffe eignete. Zufälligerweise war das ein neongrüner, meiner Meinung nach potthässlicher Ford Mustang 2015, der direkt hinter mir stand. Um den war es wirklich nicht schade, also grub ich meine Klauen tief in die Stoßstange des Wagens. Ich spannte meine Muskeln an, dann wirbelte ich herum und zog Phenex den Mustang über den Schädel, noch ehe der Dämon seine Verwandlung vollendet hatte. Blut und Eingeweide verteilten sich über den Parkplatz, als anderthalb Tonnen den Körper des Dämonen zu Matsch zerquetschten. Ein halbes Dutzend Alarmanlagen sprang an und kurz darauf tauchten Marcus und Jack auf. Shit, diesmal hatte ich meine Kraft eindeutig unterschätzt. "Was zur…", setzte Jack an, dann entdeckte er den Matsch und die goldenen Säbel. "Alter… hieß der Typ zufällig Phenex?" "Jep.", erwiderte ich breit grinsend. Die Forensiker würden sich definitiv wundern. Jack packte Marcus und mich und zog uns weg vom Parkplatz. Langsam kamen die ersten Leute aus der Bar und ich hörte das Kreischen einer Frau. "Nath, Phenex ist in der Hölle berühmt! Der Typ war jahrzehntelang einer der besten Soldaten Baal's, bevor er Kopfgeldjäger wurde. Normalerweise hat er immer ein paar kleinere Höllenhunde dabei, mit denen er seine Opfer aufspürt. Wir müssen sofort hier weg!" Und im nächsten Moment verschwanden wir in einer roten Rauchwolke.
DU LIEST GERADE
Rogue Hero
Fantasy"Jedes Land hat so seine Legenden. In jedem Landstrich hatten die einfachen Leute vor etwas anderem Angst. So entstanden Märchen und Legenden über die verschiedensten Wesen. Vampire, Werwölfe, Elfen, Riesen, Kobolde und so weiter. Du kennst diese Ge...