#42

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Emilia stoppte den Wagen und stieg aus. "Sicher das es hier ist?", fragte ich, während ich ihr folgte. "Wir haben bestimmt schon ein Dutzend Kirchen abgeklappert." Emilia hob die Hand und deutete auf das Kreuz über dem Eingang. "Da. Direkt über dem Kreuz ist eine Lilie eingemeißelt. Das war schon früher eins unserer Symbole." Ich zog meinen Mantel zurecht und ging auf das verzogene Portal der Kirche zu. Es hatte Einschusslöcher und Gangzeichen waren quer darüber gesprayt. Dreimal klopfte ich dagegen, dann trat ich zurück. Nach drei Minuten war immer noch nichts geschehen, nur eine beeindruckend fette Ratte rannte mir über die Füße und quetschte sich unter dem Portal durch. "Lass uns den Nebeneingang probieren." Der Nebeneingang stellte sich als überraschend robuste Tür aus Eiche heraus. Wieder klopfte ich. Wie zuvor warteten wir. Schließlich öffnete sich die Tür einen Spalt und ich blickte in den Lauf einer 44. Magnum.
"Der Eingang bin ich zu der Stadt der Schmerzen.", sagte eine männliche Stimme. Sie klang alt, als hätte der Besitzer ein langes Leben voller Aufregung, Scotch und Zigaretten gehabt. Emilia trat neben mich und sagte:"Der Eingang bin ich zu den ew'gen Qualen. Der Eingang bin ich zum verlor'nen Volke." Die Stimme hinter der Tür räusperte sich krächzend, aber bevor sie etwas sagen konnte, vollendete ich das Zitat. "Lasst, die ihr hier eintreten, alle Hoffnung fahren. Dante Alighieri. La Divina Comedia." Die Tür öffnete sich ein wenig und das Gesicht eines Mannes erschien. Er war vielleicht fünfzig Jahre alt und hatte schütteres, weißes Haar. "Feuerlöckchen.", meinte er strahlend zu Emilia. "Komm rein. Und nimm den Klugscheißer mit, bevor er über den Haufen geschossen wird." Wir traten ein und grinsend fragte ich Emilia:"Feuerlöckchen?" "Elijah hat mich damals von der Straße geholt. Ich hatte lockiges, zerzaustes Haar. Nenn mich einmal so und ich breche dir den Arm.", sagte sie mit zusammengekniffenen Augen. "Und wieso Dante?" Ohne sich umzudrehen antwortete der Mann, Elijah:"Das was unser Passwort. Du wärst erstaunt, wie viele Wesen ihr Aussehen verändern können. Es ist nicht nur der Wortlaut. Auch die Aussprache. Wir haben das stundenlang geübt. Wir hatten verschiedene, das Dante-Zitat war eine Art Notfall Formel, für mich und meine Freunde, falls wir uns länger nicht sehen. Also, ich nehme an die Situation ist ernst." "Das stimmt.", sagte Emilia und erzählte Elijah alles was passiert war, seit ich an die Akademie gekommen war. Ich sagte nicht, sondern beobachtete Elijah einfach. Er trug eine verwaschene Jogging-Hose und Pantoffeln, ansonsten nur ein weißes Unterhemd und einen grünen Bademantel. Seine Magnum hatte er auf den Altar gelegt, stattdessen trank er einen intensiv riechenden Tee aus einer Termoskanne. Als Emilia geendet hatte lachte er rauh. "Meine Fresse. Da habt ihr euch ja in einen ganz schön großen Haufen Scheiße manövriert. Das SOL die Organisation offen angreift habe ich mitbekommen. Aber das sich eine Engel persönlich einmischt? Und dann auch noch Alessia? Dann mischt sich auch noch ein mächtiger Dämon namens Balthasar ein und der Klugscheißer ist ein Nephilim." "Ich heiße Nathaniel, alter Mann.", erwiderte ich säuerlich. "Also gut. Nathaniel. Was ist dein Plan?" "Ich werde SOL vernichten und Balthasar töten." Elijah lachte. "Solltest Du mit deiner Vermutung recht haben, dann bahnt sich ein Krieg an. Und Du willst beide Seiten gegen dich aufbringen? Hälst du das für klug? Du bist gegen Magie geschützt, heilst schnell, kannst Schatten manipulieren und hast einen Schutzgeist. Glaubst du das reicht? Es gibt Dämonen, die mit einem einzigen Blick töten, mit einem Gedanken Landstriche vernichten können." "Das ist mir egal. Ich muss stärker werden, das weiß ich. Aber ich werde meine Kräfte meistern und meine Fehler wiedergutmachen.", sagte ich leise, während ich meinen Hände zu Fäusten ballte. Wie zur Bestätigung leuchtete die Rune auf meinem Handrücken auf. Erstaunt kam Elijah auf mich zu:"Zeig mir deine Hand, Junge." Ich hielt sie ihm hin und er betrachtete die Rune sehr aufmerksam. "Wie ungewöhnlich. Zu so einer Zeit. So lange ist dieses Mal nicht mehr erschienen, so lange trug niemand mehr den goldenen Flammenkaiser in sich.", murmelte er. Er sah meinen fragenden Blick und sagte:"Frag nicht. Ich schwor ein dutzend Eide mein Wissen niemals zu teilen. Aber ich werde dir ein wenig helfen. Ich nehme an, dass ihr Waffen braucht." Mit einem Grinsen wie ein kleiner Junge an Weihnachten ging er zum Altar und zog mit beiden Händen an dem steinernen Kreuz. Lautlos glitt der schwere Steinblock beiseite und gab den Blick auf eine Treppe aus Edelstahl frei. "Dann kommt mal mit."

Rogue HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt