Blitzschnell rannte ich auf den Mann mit dem Revolver zu. Bevor er reagieren konnte, rammte ich ihm meine Faust in den Magen, riss ihm die Waffe aus den Händen und schlug ihn mit dem Messergriff ohnmächtig. Jetzt hatte ich wenigstens eine Knarre. Allerdings war nur noch wenig Weihwasser übrig und ohne war die Waffe nutzlos gegen einen Dämon. Ich steckte den Revolver in die Innentasche meiner Jacke und rief Damon zu:"Schalte die anderen aus. Aber töte sie nicht. Ich kümmere mich um John." Damon nickte dann stürzte er sich auf die verbliebenen vier Männer. Ich rannte auf John zu, der plötzlich ein Stahlrohr in der Hand hielt. Als ich nahe genug war, holte er aus. John war schnell, verdammt schnell sogar. Nur mit Mühe konnte ich ausweichen. Mit einer schnellen Bewegung rammte ich ihm mein Messer in die Seite, drehte die Klinge und riss sie brutal wieder raus. Rot-schwarzes, rauchendes Blut sprudelte aus der Wunde. Schmerzerfüllt brüllte John auf. "Weihwasser!", schrie er. "Du mieser Bastard!" Geschickt wich seinen wütenden Schlägen aus und fügte ihm mehrere Schnittwunden zu. Mit jeder weiteren Wunde steigerte sich seine Wut. Schließlich sprang ich zurück. Johns Blut hatte inzwischen eine Pfütze zu seinen Füßen gebildet. "Jetzt reicht's mir.", knurrte er. Sein Körper krümmte sich, dann sank er auf alle viere. Mit einem widerlichen Knirschen brach sein Rücken auf und eine rot schwarze Gestalt pellte sich aus dem Körper und richtete sich auf. Das ganze wirkte wie das widerlichste Kokon aller Zeiten. Ich wich einige Meter zurück und musterte das, was da eben aus Johns Körper gekrochen war. Der Dämon war fast drei Meter groß, hatte kurze Beine und gespaltenen Hufen . Seine Arme waren muskelbepackt und in seiner rechten Hand hielt er eine riesige, einschneidige Axt . Sein Kopf war annähernd menschlich, aber sein Unterkiefer war ziemlich breit. Ein Paar großer Hörner standen von seinem Kopf ab, ähnlichen denen eines Bullen. Als er brüllte kamen drei Reihen spitzer Reißähne zum Vorschein. Dann rollte der Dämon mit den Schultern und entfaltete seine riesigen ledrigen Flügel. Sein Körper war teilweise durch eine dicke Stahlrüstung geschützt. Ein höherer Dämon. Ein Hellion. "Du musst der hässlichste Schmetterling seit Mothra sein.", sagte ich spöttisch. Ich klang selbstbewusster als ich eigentlich war, aber die Größe des Dämonen würde sich auf seine Beweglichkeit und Geschwindigkeit auswirken. Das musste ich ausnutzen. Dann fiel mein Blick auf die Frau, die immer noch auf den Stuhl gefesselt war. Der Dämon folgte meinem Blick. "Ah, Du willst den Helden spielen.", sagte er mit einer tiefen, verdammt unangenehmen Stimme und hob seine Sense. Ich sprintete los, doch bevor ich auch nur die Hälfte der Strecke zurück gelegt hatte, sauste die Axt durch die Luft. Ohne nachzudenken steckte ich mein Messer weg, befestigte ein Gewicht am Silberfaden und riss meinen Arm hoch. Der Faden wickelte sich um den Stiel der Waffe und ich stemmte die Füße in den Boden. Der Faden spannte sich und die Axt blieb in der Luft hängen. Verwirrt sah der Dämon auf seine Sense. Ich war mindestens ebenso verblüfft. Das es funktionieren würde hätte ich nie gedacht. Dann machte der Dämon eine ruckartige Bewegung und ich segelte durch die Luft. Instinktiv löste ich den Faden. Mit einem lauten Krachen brach unter mir ein Metall-Regal zusammen. Fuck tat das weh. "Nath!", ertönte ein Schrei aus einiger Entfernung. Damon versuchte zu mir zu rennen, hinter ihm konnte ich vier reglose Gestalten ausmachen. Er hob den Arm und ein blauer Blitz schoss auf den Dämon zu. Dieser hob einfach seine Axt und der Angriff wurde absorbiert. "Los! Lass dir was einfallen und rette die Zivilistin!" Ich rappelte mich auf und sprintete auf die Frau zu. Doch kurz bevor ich sie erreicht hatte wurde ich von einer großen Hand gepackt und hochgeworfen. Verdammt. Ich hatte seine Geschwindigkeit unterschätzt. Ich krachte gegen das Dach und landete schmerzhaft auf einem Stahlträger. Benommen sah ich nach unten. Damon flog durch die Luft, getroffen von der stumpfen Seite der Axt, knallte gegen die Wand und blieb regungslos liegen. "Was ist los?", rief der Dämon mir zu. "War das alles was Du kannst? Ich dachte du wolltest diese Frau retten. Nun, Du hast versagt." Fast schon beiläufig hob er die Frau samt Stuhl an und riss ihr die Kehle raus. Ihr helles Blut lief ihm übers Kinn. Der Anblick erinnerte mich schmerzhaft an die Akademie. Den den Leichenberg. Das Blut auf dem Boden. Unter Schmerzen zog ich den Revolver und das Weihwasser aus meiner Jacke. Mit leicht zitternden Händen goss ich das Weihwasser über die Patronen in der Trommel. Jetzt hatte ich genug. Wieder spürte ich die Wut, die ich beim Kampf gegen Alessia verspürt hatte. Ich wehrte mich nicht, hieß das Gefühl willkommen und konzentrierte es. Plötzlich fielen alle Bedenken von mir. Ich wusste genau was zu tun war und die Schmerzen verschwanden.Mit routinierten, präzisen Bewegungen legte ich eine neue Spule Silberdraht ein. Dann ließ ich mich fallen. Ich landete knapp drei Meter tiefer auf einem Regal, rollte mich ab und kletterte rasch an dem Regal runter. Mit der Rechten zog ich langsam mein Messer, während meine Linke den Revolver hielt. Seelenruhig trat ich zwischen den Regalen hervor. Der Dämon stand mir gegenüber, keine zwanzig Meter entfernt. "Hast Du immer noch nicht genug?", fragte der Hellion. Langsam hob ich den Revolver. Lächelnd sagte ich:"In nomine patris et filii et spiritus sancti." Dann drückte ich ab.
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Rogue Hero
Fantasy"Jedes Land hat so seine Legenden. In jedem Landstrich hatten die einfachen Leute vor etwas anderem Angst. So entstanden Märchen und Legenden über die verschiedensten Wesen. Vampire, Werwölfe, Elfen, Riesen, Kobolde und so weiter. Du kennst diese Ge...