Leonie rannte auf mich zu, nur mit Mühe gelang es mir ihre Angriffe abzuwehren. Ich blockte ihr Rapier, dafür setzte sie mir die Spitze von Kusanagi an die Brust. Ihre Lippen verzogen sich zu einem gehässigen Lächeln, als sie die Klinge leicht drehte. Zwischen uns entstand eine Art Kugel aus komprimierter Luft, die mich nach hinten schleuderte. Ich rollte mich geschickt ab und stemmte die Füße gegen den Boden um mich abzubremsen. "Kleiner.", erklang Aurus Stimme. "Das entwickelt sich zu einem wahren Kampf zwischen Wirten. In der Vergangenheit sind die Kämpfe zwischen Fenrir und mir immer ziemlich hässlich gewesen. Keiner von uns war gewillt aufzugeben. 1666 ist unser Kampf so ausgeartet, dass ganz London niederbrannte." Verflucht. Leonie sah so aus, als würde sie es ernst meinen, ich musste etwas tun. "Jack!", rief ich, während ich Leonie mit Feuerstößen in Schach hielt. "Bring die Anderen hier raus! Das könnte ziemlich heftig werden." Der Dämon nickte kurz, dann verschwand er, nur um im nächsten Moment wieder zu erscheinen, diesmal mit Emilia an seiner Seite. Marcus zog Kiara an sich und packte Jacks Schulter. "Pass auf dich auf, Kleiner.", sagte Jack. "LASS MICH LOS!", schrie Emilia, aber bevor sie sich losreißen konnte, verschwanden alle vier und hinterließen lediglich eine kleine Rauchwolke. "Oh, Du traust dich ohne deine Freunde gegen mich zu kämpfen?", spottete Leonie. Kurz hob ich meine linke Hand, dann überlegte ich es mir anders. Ich würde meine Engelskräfte nicht gegen sie verwenden. "Etwas in mir weigert sich zu glauben, dass Du dich mit Dämonen verbündet hast, einfach weil du böse bist. Ich weiß nicht, warum Du es getan hast, aber uns hat mal eine tiefe Freundschaft verbunden." "Freundschaft?", fragte Leonie. Ihre Stimme klang zornig. "Hätte ich gewusst, dass Du Aurus' Wirt bist, hätte ich dich damals in Venezuela getötet." Mit einem kurzen Schrei sprang sie auf mich zu, geschickt wich ich aus. Doch wieder erwischte mich ein Windstoß und schleuderte mich gegen einen Baum. Es knackte widerlich, als diverse Knochen brachen. Dann schoss ein Blitz aus der Spitze ihres Rapiers und traf den Baum neben mir. Ich sprang beiseite, gerade noch rechtzeitig, denn der Baum krachte laut splitternd auf die Stelle an der ich eben noch gelegen hatte. Schwankend erhob ich mich. "Unterdrück meine Schmerzen.", sagte ich zu Aurus, dann ging ich auf Leonie zu, fing an sie zu umkreisen. "Wieso?", fragte ich. "Wieso hasst du mich so?" Sie lächelte traurig. "Es liegt nicht an dir. Es liegt an dem Gott in dir. Damals in Venezuela habe ich darauf geachtet keine Organe zu verletzen, aber dass Du Aurus in dir trägst ändert alles. Weißt Du wie ich herausfand, dass ich eine Wirtin bin?" Fieberhaft überlegte ich, wie ich das hier beenden konnte, ohne dass einer von uns sterben musste. "Nein.", erwiderte ich um sie am reden zu halten. "Es war schon vor langer Zeit, damals war ich 12. Meine erste Jagd alleine, ich sollte einen Vampir erlegen, das ist eine Tradition der Familie van Helsing. Aber statt mit nur einem, bekam ich es mit einem ganzen Nest zu tun. Sie spielten mit mir, drohten erst mich zu töten, dann alle die ich liebe. Und in diesem Moment erwachte Fenrir. Es war ein unglaubliches Gefühl, pure Macht, die Möglichkeit meine Feinde zu vernichten. Ich schaffte es meine Kräfte geheim zu halten, selbst vor dir. Und ich werde diese Kräfte nicht deinetwegen aufgeben!" Blitze zuckten über Leonies Körper, dann schoss sie auf mich zu, wobei sie mit beiden Waffen gleichzeitig zustach. Mit einer eleganten Drehung wich ich aus und und packte ihr linkes Handgelenk. Ich übte ein wenig Druck aus und verdrehte es, sodass Kusanagi zu Boden fiel. Schnell schnappte ich mir die Waffe und sprang zurück, wobei ich einen Ring aus Feuer um mich formte. Neugierig betrachtete ich die Klinge in meiner Hand. Der Griff des Katanas war mit etwas umfasst, dass aussah wie tätowierte Haut. Menschliche Haut. "Kusanagi.", erklang Aurus Stimme in meinem Kopf. "Vor Jahrhunderten geschmiedet. Ein Wirt von Ziz, dem Herrscher der Lüfte, erschuf sie und schmiedete einen Teil seiner Kräfte in die Klinge ein, auf dass seine Kinder und Kindeskinder diese Macht nutzen mögen. Nicht so mächtig wie die Seelenwaffe eines Wirts, aber stärker als die meisten Luftmagier." "Aurus?", fragte ich. "Du sagtest doch, dass meine Fähigkeiten von meiner Willenskraft abhängen. Trifft das auch auf meinen Speer zu?" "Im Grunde ja. Besonders, da Du ein Nephilim bist. Deine Kräfte sind abhängig von deinen Wünschen und deinem Verlangen." Gut. Ich war nicht sicher, ob mein Vorhaben auch nur ansatzweise durchführbar war, aber einen Versuch war es wert, in Balthasars Händen hatte diese Waffe bereits genug Schaden angerichtet. Ich schloss die Augen, konzentrierte mich auf die Waffen in meinen Händen. Ich musste ihrer beider Macht nutzen um zu siegen. Trotz geschlossener Augen sah ich das intensive Glühen, dass meinen Körper und die Klingen umgab. "Das ist Wahnsinn!", sagte Aurus. "Von so etwas habe selbst ich noch nie gehört!" Ich ignorierte ihn und tastete mit meinem Geist nach den Waffen, spürte ihre Macht und verwob sie in Gedanken miteinander. Dann hob ich Speer und Schwert vor mich und schlug die Klingen aneinander. Im selben Moment verspürte ich einen unglaublichen Schmerz am ganzen Körper, mit nichts zu vergleichen was ich je verspürt hatte. Ich wollte schreien, aber bevor auch nur ein Ton über meine Lippen kam, schleuderte mich eine gewaltige Explosion aus purer Energie nach hinten.
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Rogue Hero
Fantasy"Jedes Land hat so seine Legenden. In jedem Landstrich hatten die einfachen Leute vor etwas anderem Angst. So entstanden Märchen und Legenden über die verschiedensten Wesen. Vampire, Werwölfe, Elfen, Riesen, Kobolde und so weiter. Du kennst diese Ge...