Die junge Frau hob ein Klemmbrett und schien nach Etwas zu suchen. "Hier ist es ja. Also, das hier ist nur zum Überprüfen der Daten, nicht das wir an dem Falschen rumexperimentieren. Du bist doch Nathaniel Black?" "Ja.", antwortete ich knapp und untersuchte unauffällig meine Hosentaschen. Leer, natürlich bis auf das magische Zippo. Ganz wie ich vermutet hatte. "Kriege ich in diesem Saftladen auch mal was zu trinken? Und was für Experimente?" Von links kamen drei Männer, vermutlich Jäger von SOL. In ihren Händen hielten sie klobige Betäubungsgewehre. "Wir werden jetzt deine Zelle öffnen.", sagte die Wissenschaftlerin. "Wenn du uns angreifst, betäuben wir dich wieder. Wenn du dich wehrst, betäuben wir dich. Wenn du nur eine falsche Bewegung machst, betäuben wir dich. Hast du verstanden?" Ich nickte und machte einen Schritt zurück. Die Frau schien ein paar Tasten an der Wand neben der Zelle zu drücken, dann fuhr die Glaswand nach unten. Einer der Männer trat in meine Zelle, drehte mich grob um und zwang meine Hände auf meinen Rücken. Ich hörte das Klicken von Handschellen und spürte einen leichten Schmerz. Der Wichser hatte die Handschellen viel zu eng eingestellt. "Hey", meinte ich spöttisch. "Handschellen frühestens nach dem fünften Date." "Schnauze, Abschaum.", zischte er mir ins Ohr. "Dr. Price wollte, dass du wach bleibst. Aber wenn du die Fresse zu weit aufreißt, könnte mein Finger am Abzug ganz zufällig zucken und dich ins Reich der Träume befördern." Dr. Price. Das musste die, zugegeben recht süße, Wissenschaftlerin sein. Unsanft zog der Jäger mich mit sich, während seine Kameraden ihre Waffen auf mich richteten. Völlig entnervt verdrehte ich meine Augen. Naja, fürs erste sollte ich besser gehorchen und auf eine günstige Gelegenheit warten. Mit gesenktem Kopf verließ ich meine Zelle, wobei ich mich unauffällig umsah und die Kreaturen in den anderen Zellen begutachtete. SOL hatte hier eine wirklich bunte Sammlung an Monstern. In Einer war ein Werwolf an die Wand gekettet, scheinbar bestanden die Kettenglieder aus Silber, weshalb er in seiner Verwandlung feststeckte und unter sichtbaren Schmerzen litt. Eine Andere beherbergte eine Banshee, eine Todesfee, die allein mit ihrer Stimme töten konnte. Aber wie es aussah, war ihre Zelle schallisoliert, denn trotz ihrem weit aufgerissenem Mund war kein Mucks zu hören. Während ich hinter Dr. Price auf eine große Tür zuliefen, kamen wir an weiteren Zellen vorbei, in denen unter anderem ein Basilisk, eine Chimäre und ein Mantikor saßen. Und in der letzten Zelle lag ein großer, pechschwarzer Fellhaufen. Als ich daran vorbei ging, hob das Wesen den Kopf. Tiefrote Augen starrten mich an und instinktiv wusste ich, dass es sich um einen Höllenhund handelte. Über diese Kreaturen war sehr wenig bekannt, da sie nur extrem selten auf der Erde auftauchten. Ich dachte an all die Kreaturen in den Zellen und beschloss den Plan ein wenig zu verändern. Die Jäger bugsierten mich durch die Tür und ich sah mich so gut es ging um. Der Gang, durch den ich geführt wurde, war zu meiner Enttäuschung schlicht und wie meine Zelle von Neonröhren erhellt. Klar, man wollte mich ja nicht in die Nähe von Schatten lassen. Nach etwa zweihundert Metern wurde ich erneut durch eine Tür geschubst. Es war ein Untersuchungsraum, dessen Wände mit weißen Kacheln verkleidet war. Mit einem leisen Klicken fiel die Tür ins Schloss. Zwei der Jäger blieben auf beiden Seiten der Tür stehen, während der Dritte mich in die Mitte des Raumes stieß. Dr. Price ging zu einem Stahltisch, auf dem allerlei chirurgische Instrumente lagen und legte das Klemmbrett hin. "Danke Raúl. Ab hier übernehme ich.", sagte Dr. Price und nahm sich ein Skalpell. Der Jäger nickte knapp und stellte sich zu seinen Kameraden, wobei er mich mit wachsamen Augen beobachtete. Die Wissenschaftlerin lief langsam um mich herum und blieb schließlich direkt vor mir stehen. Schnell und präzise zerschnitt sie mein Shirt, bis ich oben ohne da stand. Neugierig betastete sie meine Haut, strich über die Narben und die Siegel, die für sie nach einfachen Tattoos aussehen mussten. "Faszinierend. Recht muskulös. Trainierst du?" Ich schüttelte seufzend den Kopf. "Nein. Ich bin zu sehr damit beschäftigt Dämonen zu töten. Mussten Sie dafür extra mein T-Shirt zerschneiden?" "Nein. Dazu komme ich gleich.", murmelte sie. "Viele Narben. Klauen. Schussverletzungen, kleinkalibriege Waffe. Und... wovon stammt die hier?", fragte sie und legte den Finger auf die sternförmige Narbe auf meiner Brust. "Engelsklinge.", sagte ich. "Und du hast das überlebt?", staunte Price. "Das ist erstaunlich. Nun gut, fangen wir an." Bevor ich reagieren konnte, setzte sie das Skalpell unterhalb meines Schlüsselbeines an und verpasste mir einen kleinen, nicht sonderlich tiefen Schnitt. Dennoch zuckte ich zurück und fluchte. Sofort war Raúl hinter mir und hielt mich fest, ich spürte wie der kalte Lauf seines Gewehrs meinen Rücken berührte.. "Vergiss nicht, eine falsche Bewegung...", knurrte er, während die Wissenschaftlerin das Skalpell weglegte und sich das Klemmbrett schnappte. Völlig fasziniert beobachtete Dr. Price wie sich die Wunde auf meiner Brust langsam schloss und machte fleißig Notizen. Ein leicht wahnsinniger Ausdruck trat in ihr Gesicht und ihre Augen leuchteten geradezu. So langsam reichte es mir, es war an der Zeit den Plan in die Tat umzusetzen. "Raúl", sagte ich. "Fick dich ins Knie." Blitzschnell rammte ich ihm meinen Hinterkopf gegen die Nase, spannte meine Muskeln an und zerfetzte die Handschellen. Dann wirbelte ich herum, schnappte mir Raúls Gewehr und feuerte drei schnelle Schüsse ab. Winzige Betäubungspfeile bohrten sich in die Hälse von Raúl und seinen Kameraden, noch bevor er den Boden erreicht hatte. Dann drehte ich mich zu Dr. Price um. Die Wissenschaftlerin starrte mich mit offenem Mund an, das ganze hatte keine zwei Sekunden gedauert. "Bitte töte mich nicht.", flehte sie. "Ach, halten Sie die Klappe.", erwiderte ich barsch und legte ihr eine Hand auf die Stirn. Es dauerte nur ein paar Sekunden, dann hatte ich alle Informationen die ich brauchte. Angewidert schaute ich Dr. Price an und rammte ihr den Kolben des Gewehrs ins Gesicht. Bewusstlos klappte die Wissenschaftlerin zusammen. Ihre Erinnerungen waren voll gewesen von grausamen Experimenten an Menschen, Tieren und Monstern. Der Versuch die Menschen mithilfe von Magie zu optimieren, ihnen die Eigenschaften von bestimmten Kreaturen zu verpassen. Das war also Sinn und Zweck von Area 51. Die menschliche Rasse in etwas anderes, etwas abscheuliches zu verwandeln. Ich ließ das Gewehr fallen, ging zu dem Stahltisch und nahm mir einen dieser kleinen Spiegel für Zahnärzte. Ein letztes Mal atmete ich tief durch, dann stellte ich mich in eine Ecke, beugte mich nach vorne und schob mir den Spiegel in den Rachen, so tief ich nur konnte. Sofort setzte mein Würgereflex ein und ich erbrach den Inhalt meines Magens auf die weißen Bodenkacheln. Ich hatte zwar absichtlich nur ein wenig Wasser getrunken, aber gerade deshalb war der Geschmack widerlich, nichts überdeckt den Geschmack meiner Magensäure. Aber so fiel es mir wenigstens einfach den kleinen runden Gegenstand auszumachen, den ich nur wenige Stunden zuvor verschluckt hatte. Mit dem Absatz meines Stiefels zertrat ich die kleine Perle aus Glas und wenige Sekunden später explodierte eine kleine Rauchwolke mitten im Raum. "Das hat ja lange gedauert.", sagte Jack, während sich Marcus, Leonie und Emilia noch orientieren mussten. "Ja, ja.", sagte ich. "Hast du die Sachen dabei?" Rasch reichte Jack mir einen Rucksack, der neben frischen Klamotten und meinem Mantel auch meine Pistole und die Kunai enthielt. Als erstes krallte ich mir aber die Wasserflasche, die ganz oben im Rucksack lag, spülte mir den Mund aus und leerte den Rest der Flasche mit großen Schlucken. Dann warf ich mir ein Tic-Tac aus der Packung daneben in den Mund. "Viel besser.", sagte ich erleichtert. Jack hatte tatsächlich alles eingepackt worum ich ihn gebeten hatte. Als ich bemerkte, dass Leonie lächelnd meinen, immer noch nackten Oberkörper musterte und dafür giftige Blicke von Emilia erntete, schlüpfte ich schnell in das frische Shirt, legte das Schulterholter mit meiner Pistole an und zog meinen Mantel an. "Es gibt eine Planänderung.", sagte ich zu den anderen, während ich den Kittel von Dr. Price zerschnitt und damit sowohl die Wissenschaftlerin als auch die Jäger fesselte. Zum Schluss stopfte ich ihnen Fetzen von meinem alten T-shirt in den Mund und stapelte sie in einer Ecke. "Was haltet ihr von einem kleinen Ablenkungsmanöver?", fragte ich und dachte an all die eingesperrten Kreaturen. Emilia legte den Kopf schief und sah mich fragend an, aber Marcus fing an zu lachen. "Was hast du dir jetzt schon wieder ausgedacht, du kleiner Draufgänger?" Ich ging quer durch den Raum und legte die Hand auf die Klinke. "Nichts besonderes.", antwortete ich, grinsend wie ein Honigkuchenpferd. "Aber wolltet ihr nicht auch schon immer mal einen Mantikor und eine Chimäre in Aktion erleben?"
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Rogue Hero
خيال (فانتازيا)"Jedes Land hat so seine Legenden. In jedem Landstrich hatten die einfachen Leute vor etwas anderem Angst. So entstanden Märchen und Legenden über die verschiedensten Wesen. Vampire, Werwölfe, Elfen, Riesen, Kobolde und so weiter. Du kennst diese Ge...