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Mr. McRoy führte uns durch die Schule. Wir schritten lange Korridore entlang und stiegen diverse Treppen hoch. Anfangs stützte ich mich noch auf Emila aber mit jedem Schritt ging es mir besser und die Schmerzen verschwanden. "Alles in Ordnung?", fragte meine Mitschülerin mit einem besorgten Blick. Ich wollte gerade antworten als Mr. McRoy anhielt. Ich sah hoch und erblickte eine riesige Doppeltür aus dunklem Holz. Der Lehrer klopfte an und im selben Moment schwangen die Türen auf. Wir traten in einen dunklen Raum und die Türen schlossen sich hinter uns. Ich versuchte etwas zu erkennen und langsam fing ich an Schemen zu erkennen. Plötzlich flammten nacheinander fünf Lampen an der Decke auf. Ich blinzelte, bis sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnten, dann sah ich mich um. Der Raum war kleiner als erwartet, aber vollgestellt mit allerlei Zeug. Überall lagen Bücher, Behälter mit dubiosen Substanzen und verschiedenste Gerätschaften für chemische Experimente standen auf Reaglen und an den beiden Seitenwänden stand je ein riesiger geschlossener Schrank. Dann richtete ich meinen Blick auf das andere Ende des Raums. Ein Mann mit langem weißen Haar hing mit einer Schlinge um den Hals von der Decke, seine Füße in schwarzen Lederschuhen hingen etwa dreissig Zentimeter über einem Holztisch aus Walnussholz. Mr. McRoy seufzte genervt und ging langsam auf den Schreibttisch zu. "Ist das Schulleiter?", raunte ich. Emilia grinste nur und sagte:"Pass auf." Mr. McRoy stieg auf den Tisch, zückte ein kleines Messer und schnitt das Seil durch. Der Mann fiel runter, knallte auf den Tisch und rollte runter. Ich ging näher an den Schreibtisch und versuchte mir einen Reim darauf zu machen was eben passiert war. Auf einmal erklang ein Husten und der weißhaarige Mann erhob sich und klopfte sich den Staub von der Kleidung. Er hatte hellgrüne Augen und trug Jeans und einen schwarzen Pullover. "Du musst Nathaniel sein.", sagte er mit einer unglaublich rauchigen, angenehmen Stimme. Ich schätzte ihn auf etwa 40 Jahre. "Und sie müssen der Schulleiter sein." "Komm schon. Ich erwarte mehr von dir." Langsam atmete ich ein, verdrängte das dieser Mann vor einer Minute noch an der Decke gebaumelt hatte und sah mich genauer um. "Die Bücher sind allesamt kostbar und alt.", sagte ich "Keines jünger als 200 Jahre. Die meisten Bibliothekare würden ihre rechte Hand für auch nur eines davon opfern. Hier liegen sie einfach achtlos herum, was eben erwähnte Bibliothekare zum Weinen bringen würde. Also sind sie für Sie entweder wertlos oder, was wahrscheinlicher ist, sie sind seit langem in ihrem Besitz. Bei den vielen Substanzen bin ich mir nicht sicher. Ich glaube aber, dass man nur wenige davon legal kaufen kann. Zudem erkenne ich sie nicht mal. Aber die Gerätschaften verraten auch einiges." Der Mann legte den Kopf schief und fragte:"Na los. Wer bin ich." Ich überlegte kurz, beschloss dann aber das meine Antwort nicht lächerlicher sein konnte als die anderen Möglichkeiten und sagte:"Sie sind ein Alchemist." Der Mann klatschte in die Hände und sagte zu Mr. McRoy:"Thomas, Du hattest Recht. Der Junge ist erstaunlich." Dann drehte er sich wieder zu mir. "Nun dann solltest Du auch erfahren wer ich bin. Mein Name ist Denis Zachaire. Obwohl Thomas hier alles koordiniert, bin ich der offizielle Schulleiter. Und wie du sagtest, ich bin Alchemist." Denis Zachaire. Irgendwo hatte ich den Namen schon mal gelesen. Ich überlegte und fragte zögerlich:"Sie haben nicht zufällig etwas mit dem Stein der Weisen zu tun?" Zachaire lachte laut auf und sagte:"Ich habe untertrieben. Thomas, der Kleine ist genial. Du hast recht. Du hast mich auf höchstens fünfzig geschätzt, oder? Dabei wurde ich..." "1510 in Frankreich geboren, laut diversen Quellen sind Sie 1556 gestorben. Aber das stimmt wohl nicht. Sie haben den Stein der Weisen und das Wasser des Lebens gesucht. ", beendete ich den Satz. Zachaire legte leicht den Kopf schief, Mr. McRoy runzelte die Stirn, während Emilia mich mit offenem Mund ansah. "Ich hab vor ein paar Jahren mal ein Referat darüber gehalten.", meinte ich leicht verlegen. "Also hat der Stein funktioniert?" Der Alchemist griff hinter ein paar Bücher und zog eine Flasche Wein hervor. Er nahm einen tiefen Schluck und Mr. McRoy antwortete an seiner Stelle:"Denis hat es bei einem seiner Experimente geschafft sich unsterblich zu machen. Er betrachte das ganze als einen schrecklichen Unfall und wie du gesehen hast versucht er sich immer wieder das Leben zu nehmen. Bislang ohne Erfolg." Dann wandte er sich an den über fünfhundert Jahre alten Mann und sagte: "Denis, wir sind hier, weil Nathaniel eben einen direkten Blitz von Damon einfach absorbiert und danach gegen ihn eingesetzt hat." "Von Damon? Ist das dein Ernst?" Zachaire ging langsam auf mich zu und sah mir tief in die Augen. "Los, zieh den Blazer und das Hemd aus.", sagte er mit einer Stimme die keinen Widerspruch zuließ. Schnell schlüpfte ich aus meinen Sachen und reichte sie Emilia. Schließlich stand ich obenrum nackt in dem Büro. Als das Mädchen die Narben auf meiner Brust sah atmete sie scharf ein. Der Alchemist betrachtete mich aufmerksam. "Emilia, was ist deine Meinung dazu?" Sie trat näher, sah sich die Narben näher an und berührte sie zaghaft, wobei ich beobachten konnte wie ihre Wangen etwas rot wurden. "Ein Angriff durch einen Werwolf?", sagte sie fragend. Zachaire nickte und bedeutete ihr fortzufahren. "Er wurde von den Klauen getroffen. Dem Zustand der Narben nach ist der Angriff vor etwa einem Jahr geschehen." "Ein Jahr? Das ist drei Tage her. Und am Morgen danach waren die Wunden schon verheilt.", erwiderte ich und hob meinen Arm um den anderen die Narbe zu zeigen. Zachaire stellte seine Weinflasche ab. "Die Narbe stammt von einem Zahn. Interessant. Seit langem hat niemand mehr einen Werwolf-Biss überlebt. Aber in deinem Blick ist nichts animalisches. Deine Regenerationsgeschwindigkeit ist zwar beeindruckend, aber bei einem Werwolf wären keine Narben mehr zu sehen. Zudem habe Werwölfe bis auf ihren Biss keinerlei magische Fähigkeiten. Da kommt doch die Frage auf: Was bist Du?" Der alte Alchemist trat näher an mich ran und blickte mir wieder in die Augen. Plötzlich verspürte ich einen stechenden Schmerz. Emilia schrie auf. Ich sah nach unten und starrte überrascht auf den Griff eines Messers, das tief in meiner Brust steckte.

Rogue HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt