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Ungläubig sah Emilia mich an: "Noch einer? Wie viel kannst du eigentlich essen?" "Was denn?", erwiderte ich achselzuckend. "Ich hab halt Hunger." Der Kellner, der soeben den vierten Burger mit Pommes vor mir abgestellt hatte, sah mich fragend an. "Darf es noch etwas sein?" "Nein danke.", sagte ich. "Ich würde dann gerne zahlen." Der Kellner nickte und verschwand in den hinteren Teil des Restaurants. Auch diesen Burger schlang ich in Rekordzeit runter. Planlos waren wir durch San Salvador gefahren, auf der Suche nach dem Gebäude in dem Emilias ehemaliger Mentor leben müsste. Eine verlassene Kirche. Nach einer Stunde hatte ich darauf bestanden anzuhalten und etwas zu essen. Meine Wahl war schließlich auf einen kleinen Imbiss gefallen, wo ich ohne zu überlegen einen Burger geordert hatte, während Emilia eine Pizza bestellte. Als der Kellner die Rechnung brachte zahlte ich und gab ein kleines Trinkgeld, was dem Kellner ein Lächeln entlockte. "Dann lass uns mal weitersuchen.", sagte ich zu Emilia, während ich aufstand und den Seesack schulterte. Wir grüßten höflich und traten auf die Straße, wo Emilia die Kapuze ihres Pullis aufsetzte, den sie gegen die kühlen Winde angezogen hatte. Inzwischen war es Abend, die meisten der Straßenlaternen funktionierten nicht. Auf dem Weg zum Auto blieben wir dicht zusammen. Gerade als ich die Tür der Hilux öffnen wollte, spürte ich die Anwesenheit einiger Personen. Hinter mir. Meine neuen Kräfte bereiteten mir langsam Kopfschmerzen. Als ich mich umdrehte, entdeckte ich drei tätowiert Jugendliche, die auf uns zukamen. Zwei von ihnen trugen versteckte Messer, der dritte hatte sich mit einem mit schwarzem Klebeband umwickelten Stahlrohr bewaffnet. Klar, San Salvador war im Grunde in der Hand von Banden, viele von den Mitgliedern waren praktisch noch Kinder. Es war fast dunkel und wir waren alleine. Und Europäer. Natürlich mussten sie uns für leichte Beute halten. "Hey Wichser.", sagte einer von ihnen. Er hatte noch mehr Tattoos als seine Freunde. Besonders auffallend war das Tattoo eines giftgrünen Frosches auf seiner Wange. "Was ist in dem Seesack?" Ich ignorierte Emilias warnenden Blick und antwortete:"Süßigkeiten. Wenn du brav bist kriegst Du was ab." Der Typ mit dem Froschtattoo zückte ein Butterfly-messer und hielt es mir an die Kehle, während der mit dem Stahlrohr Emilia die Kapuze vom Kopf schob. "Hey Roberto, guck dir ihre Haare an. Wisst ihr nicht, dass nur unsere Weiber rote oder blonde Haare haben dürfen?" Roberto lachte leise. "Erst steche ich den Typen hier ab, danach werden wir uns um die kleine Schlampe kümmern." Ich hatte fast Mitleid mit den Typen. "Wie hast Du mich genannt?", fragte Emilia leise. "Was ist los Schlampe? Mit dir werden wir jede Menge Spaß haben. Freu dich lieber.", feixte der dritte Typ, während er recht eindeutige Hüftbewegungen machte. Ich sah Roberto an, der immer noch das Messer an meine Kehle drückte. "Alter, das war ne ganz miese Idee." Ich wusste nicht, wie schnell und stark ich genau war, aber anscheinend schnell genug um einen Möchtegern-Gangster entspannen konnte, bevor dieser realisierte, was überhaupt geschehen war. Lächelnd warf ich das Messer weg, während Roberto sich schmerzerfüllt ans Handgelenk griff.. Im selben Moment verpasste Emilia dem Typen vor sich eine Kopfnuss bei dem ihm die Nase brach, zog ihm das Stahlrohr aus den Händen und stieß es ihm gegen den Solarpexus. Keuchend ging er zu Boden. Ich zog meine 1911 und hielt sie Roberto an die Stirn, während Emilia auf den dritten Typen zuging. "Spaß haben?", sagte sie, während sie ihm das Messer aus der Hand schlug und seinem Faustschlag auswich. Sie trat ihm die Beine weg und holte mit dem Rohr aus. "Zu schade, dass du die nächste Zeit keinen Spaß haben wirst." Ein widerliches Knirschen war zu hören, gefolgt von einen Keuchen und Würgelauten. Ich steckte meine Waffe weg und lachte leise. "Also Roberto", fragte Emilia. "Wie hast du mich genannt?" Roberto wich stolpernd zurück. "Bitte! Das war nur ein Scherz." Mit zwei schnellen Schritten war Emilia bei ihm, schlug ihm gegen den Kehlkopf und stieß ihm das Rohr in den Bach. Keuchend ging er zu Boden. Angewidert ließ Emilia das Stahlrohr fallen. "Komm Nath. Lass uns gehen. Bevor ich kotzen muss." Wir stiegen ein und Emilia startete den Motor. "Dir ist klar, dass die Maras jetzt hinter uns her sein werden?" "Ja. Deswegen sollten wir auch so schnell wie möglich die Kirche finden. Wenn wir wieder auf diese Idioten treffen will ich ne Knarre dabei haben." Ihre harten Worte überraschten mich, aber ich schwieg und sah aus dem Fenster. Diese Stadt war der reinste Kriegsschauplatz.

Rogue HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt