When Your Past Becomes Your Future (Charles Leclerc FF)

The Past

"Look at this Photograph, every time I do it makes me laugh" (Photograph - Nickelback)

Sie hatten sich getroffen, als sie beide Kartgefahren waren. Anders als er hatte sie das nicht weiter verfolgt, sie war mit 14 ausgestiegen. Das war im November 2011 gewesen, die beiden hatten versucht den Kontakt zu halten, aber beide hatten so viel zu tun, dass der Kontakt nur wenige Monate später abbrach. Seitdem hatte sie nichts mehr von oder über ihn gehört. Sie wusste nicht, ob er noch Rennen fuhr, geschweige denn in welcher Klasse. Sie dachte manchmal an ihn, aber mit den Jahren wurde es seltener. Sie hatte sich gänzlich von der ganzen Rennsportwelt abgewandt. Nachdem sie aus dem Karting ausgestiegen war, hatte sie sich sehr verändert. Während sie den Sport betrieben hatte, war sie fast immer nur unter Jungs gewesen und hatte sich ihnen angepasst. Sie hatte nie ausgesehen, wie das typische Mädchen. Sie hatte kurze Haare gehabt, immer weite Klamotten an, hatte sich nicht geschminkt, die Farbe Pink hatte sie grauenvoll gefunden. Das hatte in den Teenager-Jahren zu einigen peinlichen Situationen geführt, weil den Jungs nie wirklich bewusst war, dass sie eben ein Mädchen war. Seit sie ausgestiegen war, hatte sich einiges verändert. Ihre besten Freunde waren mittlerweile weiblich, sie hatte noch einen Wachstumsschub gemacht, sich die Haare lang wachsen lassen, begonnen sich zu schminken, begonnen körperbetonte Kleidung zu tragen. Man könnte sagen, sie wären zum typischen Mädchen geworden.

Erschöpft, aber glücklich, ließ sie sich in ihren Bürostuhl gleiten. Es war erst früher Nachmittag, das hieß, sie musste noch mindestens zwei Stunden arbeiten. Wenigstens war Freitag, damit lag ein freies Wochenende vor ihr. Also frei nur in dem Sinne, dass sie nicht im Büro arbeiten müsste, irgendwas war schließlich immer. Sie ging die neuen Artikel durch, die in ihrer Mittagspause auf ihren Schreibtisch geflattert waren. Sie arbeitete bei einem Sportmagazin. Größtenteils organisierte sie die Reisen der Angestellten zu diversen Sportevents. Flüge, Unterkunft, Presseausweise, all das. Nebenbei war sie mittlerweile eine beliebte Korrekturleserin für Artikel aus diversen Bereichen. Sie war gerade in einen Artikel über die Biathlon-WM, die in Schweden stattfand, vertieft, als es an ihrer Bürotür klopfte. "Ja?" Ihr Chef steckte seinen Kopf zur Tür herein. "Hey Louna, kann ich kurz mit dir reden?" "Klar, natürlich. Setz dich, was gibts?" "Thomas ist krank" "'Oh, das ist schade, was hat er denn?" Sie war sich nicht ganz sicher, warum er ihr das erzählte. "Etwas langwieriges. Daher kann er nicht wie geplant den freien Platz im Formel 1 Reporter Team einnehmen" Sie war überrascht. Formel 1 war normalerweise gar nicht ihr Gebiet. "Ähm okay. Soll ich alles auf seinen Namen stornieren?" "Nein. Du sollst es auf deinen Namen umbuchen." Sie war ein paar Sekunden still und sah ihren Chef perplex an. "Warum ich? Ich hab doch kaum was mit Formel 1 zu tun, ich befasse mich doch wenn eher mit Wintersport oder Fußball." "Das ist zwar richtig, aber ich hab mich auf der Suche nach einem geeigneten Kandidaten nochmal durch die Akten gekämpft und dabei ist mir ein Detail in deinem Lebenslauf aufgefallen. Du warst Rennfahrerin." "Ich bin ein paar Jahre Kart gefahren, das macht mich nicht zur Rennfahrerin", spielte sie es herunter. "Selbst wenn nicht. Es macht dich zur am besten geeigneten Kandidatin und deshalb möchte ich, dass du mit den anderen fliegst" "Klar. Natürlich. Ich helfe, wo ich kann" Ein Lächeln machte sich auf dem Gesicht ihres Chefes breit. Er hatte diese Antwort erwartet. "Sehr schön. Ich würde dir ja jetzt die ganzen Reisedaten sagen, aber die kennst du eh besser als ich", lachte er herzlich und schüttelte ihre Hand. "Kommst du dann nochmal in mein Büro, wenn du alles umgebucht hast?" "Mach ich" "Wundervoll. Dann bis gleich" "Bis gleich" Kaum hatte er das Büro verlassen, schüttelte sie ungläubig den Kopf. Sie hatte seit Jahren nichts mehr mit der Rennsport Szene zu tun gehabt und jetzt würde sie auf einmal wieder mitten rein geworfen werden. Wenn sie ehrlich war, hatte sie keine Ahnung, wer im Moment in welchem Auto saß. Sie beschloss, dass bald mal nachzuschauen, begann aber damit, alle Reisedaten zu aktualisieren. Drei Länder auf drei verschiedenen Kontineten in nicht einmal vier Wochen. Am nächsten Mittwoch ging es los. Nachdem alle Aktualisierungen von statten gegangen waren, machte sie sich mit einem kleinen Stapel Papier auf zum Büro ihres Chefs und klopfte dort. Nach kurzer Absprache über die Änderungen, bekam sie noch eine dicke Akte mit nützlichen Informationen ausgehändigt. Dann machte sie Feierabend.