Kapitel 1

1.2K 59 16
                                    

PoV Anna

Ich betrat das weiße Gebäude mit den kleinen Fenstern. Überall saßen Jugendliche und sahen mit aus traurigen Augen an. Ich senkte den Kopf. Meine langen braunen Haare legten sich wie eine Mauer um meine Gesicht. Ich wollte nicht, das man mich anssah. Nicht schon wieder.

Schließlich blieb ich vor einer langen und glatten Theke stehen. Meine Mutter wartete bereits. Sie sprach mit der Frau hinter der Theke, doch ich blendete sie aus. Ich wollte hier weg. Jetzt!
Unauffällig sah ich mich wieder um. Ein Mädchen mit kurzen roten Haaren stand mit einem schwarzen Koffer neben der Ausgangstür. Ihre Eltern umarmten sie. Ich beneidete sie. Sie durfte gehen, ich würde dieses Gebäude von nun an "Zuhause" nennen müssen. Schließlich wandte ich den Blick ab. Ich wollte schon jetzt hier raus. Raus aus diesen bedrückenden Räumen. Fort von hier.

,,Kommst du,Anna?", fragte meine Mutter mich schließlich und ich schaute zu ihr. Dann schulterte ich meinen Rucksack. Ohne mich noch einmal umzusehen folgte ich ihr und einer braunhaarigen Frau mit weißem Kittel zum Fahrstuhl am Ende des Raumes.
Ich hatte Fahrstühle noch nie gemocht, kleine Räume waren mir zu wenig Freiheit. Ich stellte mich einfach ganz in die Ecke. ,,Du bist auf Station 5. Dein Zimmer teilst du dir mit Fenja", bei diesem Namen überschattete Traurigkeit ihre Stimme, ,,Sie ist eigentlich auf Station 4, aber wir glauben,das du ihr mit deinem Schicksal vielleicht mehr helfen könntest als die Jugendlichen auf Station 4." Fragend sah sie mich an; doch ich senkte einfach wieder den Kopf. War doch egal welche Station, ich würde sie einfach nicht beachten.

Eigentlich hatte ich gehofft ein Einzelzimmer zu bekommen, damit mich niemand auf meine Essgewohnheiten ansprach. Schließlich hielt der Fahrstuhl und die Ärztin ging forran, einen weißen Flur mit grauen Fliesen entlang. Zögerlich folgte ich ihr. Hier und da liefen weitere Ärzte herum und einmal sah ich sogar ein Mädchen in meinem Alter in der Tür stehen. Sie war fast genauso abgemagert wie ich und sah mich verwirrt an. ,,Ja,hier kommt noch ein Psycho", hätte ich ihr am liebsten gesagt, doch ich folgte einfach weiterhin meiner Mutter und der Ärztin den Gang entlang.

,,Hier sind alles Jugendliche in deinem Alter mit denselben Probleme, wie dir", erklärte die Ärztin und meine Mutter drehte sich kurz zu mir um, doch ich sah einfach weiterhin auf die grauen Bodenfliesen. Dann fühte die Ärztin hinzu:,,Naja, bis auf Fenja halt,aber das wirst du ja dann noch erfahren." Endlich schwieg sie und ich ging einfach schweigend weiter.

Schließlich hielt die Ärztin vor der letzten Tür auf der linken Seite mit der Nummer 41.
Sie wartete auf mich und ich hob den Kopf. Die Ärztin lächelte leicht:,,Hier ist dein Zimmer."

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt