Kapitel 22

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PoV Nina

Ich sah die Freude über diese Nachricht in die Augen der anderen glänzen und senkte den Kopf. Für mich war diese Nachricht wie eine Scherbe, die sich in mein Herz bohrte. So sehr hatte ich gehofft, das sie es schaffen würde. Man sollten ihren Wunsch endlich erfüllen und nicht immer gegen die Dunkenheit ankämpfen. Dieses Mädchen war anders als wir, ihre Gedanken waren zu schwarz für diese Welt. Zu dicht hingen sie auf ihren Gedanken.

,,Wollen wir zu ihr?", fragte Jana schließlich und holte mich damit aus meinen Gedanken zurück. Innerlich bildete sich wieder diese Wut in mir. Das etwas, was alles hassen und vernichten wollte. Ich konnte nicht zu Fenja. Wir hassten uns und doch waren wir so gleich. Wie eine Seele, die man zerzeilt hatte und dann in zwei Körper gesteckt hatte. Nur das mein Teil leben wollte. Er wollte.
Ihre Seite will sterben! Sie will gehen ohne zu versuchen zu kämpfen! Sie will die Dunkelheit, die ich sosehr hasse!

,,Nein!", rief ich und sprach auf, ,,Lasst sie doch einfach sterben. Ihr könnt sie auch nicht retten, niemand kann das! Lasst sie in Ruhe..."
Sie war ausgebrochen, diese Wut, die wie ein Raubtier in mir auf den richtigen Moment zum Angreifen wartete. Sosehr ich sie auch hasste, sosehr liebte ich sie doch. Sie war ein Teil von mir, mein gesamtes Ich war dieser Teil. Mein Teil der Seele war die Wut. Der Teil, den ich besaß und niemals würde ich ihn gegen die Trauer von Fenjas Seele tauschen wollen. Niemals.

,,Was ist los mit dir Nina? Erst bringst du sie fast um und nun willst du weiterhin; das sie stirbt?", fragte Anica und sah mich aus ausdruckslosen blauen Augen an. Ich trat einen Schritt zurück. Ich musste meine Wut zügeln.
,,Sie will doch nur sterben, will das alles hinter sich lassen. Ich möchte nur, das jemand diese Psychatrie entlich verlässt und das-", ich brach ab, als ich die Gesichter der anderen sah. Sie verstanden mich nicht. Meine Wut und mich.
,,Ach, vergesst es!", schrie ich sie an und drehte mich um, dann rannte ich los, die Treppen hoch zu meinem Zimmer.

,,Nina, was ist?!", schrie Lynn mich an, als ich die Tür zuknallte und mich auf mein Bett schmiss. Am liebsten hätte ich jetzt auch ein Messer oder soetwas gehabt. Irgendwas scharfes um diese Wut zu entfernen. Um mit ihr fortzugehen und trotzdem nie wieder bei ihr zu sein. Ich ignorierte Lynn, welche mich aus einer Mischung aus Sorge und Wut musterte.

Wir hassten uns beide und doch waren wir beide manchmal froh jemanden zu haben, dessen Herz genauso schlug, wie das eigene. Ein wütendes und wildes Herz. Nicht zu zähmen oder zu lieben, aber trotzdem besaßen wir es. Es bestimmte über uns und trotzdem schlug es immer noch.

Ich nahm das Buch auf meinem Bett in die Hand und schmiss es gegen die Wand. Es krachte dagegen und fiel zu Boden. Der Titel "Flammende Wut" lachte mich hämisch an. Wie sehr wr doch zu meinem Leben passte. Zu spät merkte ich, wie Lynn sich neben mich setzte und mich noch genauer musterte.

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt