Kapitel 138

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PoV Nina

Ich verließ den Therapieraum und kniff kurz die Augen zusammen. Dumme und sinnlose Fragen, wie jeden Tag. Dazu diese Tabletten und das Lächeln meiner Psychologin. Ich öffnete die Augen wieder und verließ den Flur zu den Therapieräumen. Dabei kam mir Jana entgegen. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet und sie schien in Gedanken versunken. ,,Hallo, Jana", sofort zuckte sie zusammen und sah auf. Kurz musterte sie mich kritisch, dann lächelte sie leich:,,Hi."
Sie wirkte angespannt und ich zog eine Augenbraue hoch:,,Ist was?" Sofort schüttelte sie den Kopf, was ich zwar nicht ganz glaubte, aber so hinnahm.

,,Warst du schon bei Anna?", fragte ich dann. Sie senkte wieder den Kopf und flüsterte fast. ,,Nein", sie sah wieder auf und ich bemerkte die Reue in ihrem Blick. Ich überlegte kurz, ob ich es ihr erzählen sollte und entschied mich dann dafür. ,,Ihre Eltern sind tot und sie hat einen Schock erlitten", meinte ich dann. Jana riss erschrocken die Augen auf und zuckte merklich zusammen. ,,Was?!", stieß sie hervor und began leicht zu Zittern. Ich nickte wortlos und sah wie Jana sich wieder fing. ,,Das tut mir total Leid für sie, wann kann man sie wieder besuchen?", fragte sie sofort.

,,Ich denke erst wieder morgen", ich hatte kurz überlegen müssen. Jana nickte und schien immer noch etwas geschockt.
,,Warum warst du nicht beim Essen?", lenkte ich ein anderes Thema ein und sie zuckte nur mit den Schultern. ,,Keinen Hunger", murmelte sie und sah wieder auf den Boden.
,,Ist wirklich alles okay?", fragte ich erneut und machte einen Schritt auf sie zu. Sofort wich sie zurück und musterte mich dann kurz. Sie seufzte und nickte wieder. ,,Ich muss zur Therapie", sie versuchte bestimmt zu klingen, obwohl man das Brechen ihrer Stimme sehr wohl hörte.

Sie ging einen Schritt auf mich zu und versuchte an mir vorbeizukommen. Instinktiv riss ich sie herum und drückte sie gegen die Wand. ,,Jana, was ist los?!", fragte ich sie und hörte, wie meine Stimme sich überschlug. Jana zitterte etwas und schluckte. ,,Lass mich los!", sagte sie dann und auch ihre Stimme zitterte. Sofort ließ ich von ihr ab und hasste mich für meine Wut. Diese scheiß Wut. ,,Sorry", murmelte ich kurz und sah zu Jana, die immer noch an der Wand stand. Sie nickte:,,Schon okay." Aber ihre Traurigkeit wich nicht aus ihrem Gesicht. Dann ging sie langsam weiter und ich blieb stehen und sah ihr nach.

,,Ist es wegen Anica?", fragte ich dann und wartete auf ihre Reaktion. Sofort zuckte Jana zusammen und blieb stehen. Dann drehte sie sich um. Kurz schien sie etwas sagen zu wollen, hielt aber inne. Dann ließ sie ihre Schultern sinken und holte tief Luft. Sie ging wieder auf mich zu und blieb vor mir stehen. ,,Bitte lass das einfach eine Sache zwischen uns Beiden sein lassen", flüsterte sie fast und ihre Stimme war belegt. Ich musterte ihre braunen traurigen Augen und verstand sie nicht. Ich wusste, dass sie sich gestritten hatten.

Man sah es beiden an, vor allem Anica. Aber warum klärten sie das nicht einfach? Ich schwieg bloß und nickte dann. Jana lächelte etwas und nickte dankbar. Dann drehte sie sich wieder um und öffnete eine Tür des Flures. Mit einem letzten Blick auf mich verschwand sie dahinter und schloss die weiße Tür. Alleine stand ich in den Flur und dachte kurz nach. Ich hatte meine Wut wieder nicht kontrollieren können, wenn auch nur kurz. Und dafür hasste ich mich innerlich.
Dann verließ ich den Flur und ging die Treppen zu meiner Station hoch. Aber ich konnte nur an diesen Streit zwischen den beiden denken und an meinen Kontrollverlust. Wenn ich hier rauskommen will, muss ich das ablegen und zwar schnell...

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt