Kapitel 134

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PoV Nina

Ich klopfte an  die weiße Tür und strich mir noch einmal die Haare aus dem Gesicht. Aber hinter der Tür blieb es still. Ich klopfte noch einmal; aber trotzdem herrschte Stille. Verwirrt sah ich den Gang entlang, aber gerade war dort keine Ärztin. Zögerlich drückte ich die silberne Klinke herunter und betrat das weiße Zimmer. Schnell schloss ich die Tür und runzelte verwirrt die Stirn. Das Bett war leer und nur ein Umschlag lag dort. Gerade wollte ich wieder gehen, als ich Anna hinter ihrem Bett mit dem Rücken dagegen sitzen sah. Die Haare ins Gesicht hängend und ein Blatt Papier in der Hand.

Ich ging zu ihr, blieb dann aber stehen, als ich die roten Augen und die roten Spuren in ihrem Gesicht bemerkte. Und dann erst hörte ich das leise tropfen der Tränen auf den Boden und das leise Flüstern von Anna. Ich kniete mich verwirrt neben sie und sie hob sofort den Kopf. Ihre Augen fixierten mich, aber ihr Blick schien ganz woanders zu sein. Ihre Bewegungen stockten und sie schien durch mich hindurch etwas anderes zu sehen. Ihre Augen weiteten sich und die Tränen tropften nur weiterhin auf ihre Kleidung.

,,Ich will da nicht hin...", flüsterte sie kaum hörbar und krallte sich in meinen Ärmel. Ihre roten verweinten Augen suchten meine. ,,Was ist?", fragte ich verwirrt und trat einen Schritt zurück, soweit das ging. Aber Anna hielt mich fest. ,,Ich bin nicht Schuld...", sagte sie leise und eher zu sich selbst. Dann riss sie die Augen noch weiter auf:,,Doch, ich bin Schuld..." Ich musterte sie immer noch verwirrt. ,,Was ist mit dir?", fragte ich und zog sie hoch aufs Bett. Abwesend setzte sie sich darauf und hielt das Blatt noch immer in ihren zitternden Händen. Vorsichtig nahm ich es ihr ab und sie schien das kaum zu bemerkten, starrte einfach irgendwo hin.

Ich las den Brief und sah danach schockiert zu Anna, die immer noch mit sich selbst zu sprechen schien. ,,Ich muss-", flüsterte sie wieder und brach ab und fasste sich an den Kopf. Ihr Blick war weit weg und die Augen glasig. ,,Anna?", fragte ich erneut und wedelte mit meiner Hand vor ihrem Gesicht herum. Aber sie reagierte nicht und sah nur monoton zu mir. Aber vermutlich nahm sie mich gar nich wahr. ,,Ich will das nicht", sagte sie etwas lauter, aber nicht zu mir, immer noch zu sich selbst.

,,Leg dich erst einmal hin und beruhig dich", sagte ich und fasste sie an der Schulter an um sie nach hinten zu drücken. Aber sie blieb einfach sitzen und nahm mich immer noch nicht wahr. Ich stand auf und ging schnell zur Zimmertür. Schnell öffnete ich diese und atmete auf, als ich eine Ärztin erblickte. ,,Kommen Sie mal bitte?", fragte ich und hörte leichte Panik in meiner Stimme. Sie kam sofort zu mir und betrat das Zimmer. Ohne mich weiter zu beachten, setzte sie sich neben Anna und ich blieb einfach in der Tür stehen. Dabei fiel mir auf, dass ich noch immer den Brief ihres Bruders in der Hand hielt. Schnell legte ich ihn auf den Tisch neben dem Bett.

,,Was ist mit ihr?", fragte ich und die Ärztin griff gerade zu einem Knopf an ihrem Kittel. Dann schwieg sie und kurz darauf kamen zwei weitere Ärztinnen. Sie befragten die erste kurz, dann holte die eine von ihnen Tabletten heraus.
,,Sie hat einen Schock", wandte sich die andere an mich und lächelte kurz entschuldigend, ,,Wir geben ihr jetzt Beruhigungstabletten und weitere Medikamente. Danke, dass du uns Bescheid gesagt hast." Dann nickte sie zur Tür:,,Ich glaube es ist besser, wenn du jetzt gehst." Immer noch perplex nickte ich und verließ den Raum. Dann schloss ich die Tür und verließ die Krankenstation.

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt