Kapitel 27

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PoV Anica

Erst als ich die Tür schloss, fiel mein Lächeln von meinem Gesicht. Wie eine Lawine, die sich entschieden hatte für immer zu gehen. Dann stellte ich den Stuhl vor die Tür. Lasst mich alleine mit meinen Gedanken! Dann zog ich die weiße Schachtel aus meiner Jackentasche und drehte sie im Licht. Sanft fuhren meine Hände über jeden einzelnden Buchstaben. Es war definitiv nicht einfach gewesen daran zu kommen, aber dies war Station 11. Ich lächelte, fühlte mich wie damals. Wie damals, als ich mit den anderen aus meiner Klasse in der Ecke des Schulhofes stand und die Schachteln der anderen musterten. Wie Raubtiere, die ihre Beute begutachteten.

Dann setzte ich mich auf den Stuhl am Tisch und legte die Schachtel vorsichtig auf den Tisch. Erst als ich noch einmal zur Tür geblickt hatte, öffnete ich die Packung vorsichtig. Alles in mir schrie nach Freiheit. Ich wollte sie mehr als je zu vor. Ich brauchte sie so sehr!

Ich begutachtete die kleinen weißen Tabletten darin. Alle fein säuberlich sortiert. Doch nicht mehr lange...vorsichtig nahm ich eine heraus und drehte sie in meinen Händen. Wie sehr ich diesen Moment vermisst hatte. Ich wollte es wieder tun. Alles um mich herum vergessen, kurz Freiheit spüren und glücklich sein. Kein falsches Lächeln mehr. Nur Glück.

Dann führte ich sie zum Mund, doch dann waren da diese Bilder. Von Schmerzen und Gedanken. Von den Qualen die darauf folgten. Wie man sich am Boden wandt und schrie. Wo war die Freiheit hin?
Sofort warf ich die Tablette fort und schmiss die Schachtel vom Tisch. Dann stand ich auf und legte meine Hände auf meinen Kopf. Niemals wollte ich das wieder haben. Ich wollte doch stark sein! ,,Bleib stark, du bist es bis jetzt auch gewesen!", schrie ich mich leise an und mein Blick huschte panisch durch das Zimmer.

Was war mit mir los gewesen? Freiheit gab es nur kurz. Ich würde sie nie wieder spüren. Schnell ging ich zum Fenster und sah in den nachtschwarzen Himmel. Ich musste mich ablenken. Innerlich schlug mein Herz immer schneller. Ich hatte es wieder tun gewollt, nein, das durfte ich nicht. Wehr dich doch, verdammtes Herz! Hilf mir hier raus!

Ich sah mich mit angstgeweiteten Augen im Zimmer um. Warum war ich hier? Deswegen! Warum war ich so dumm?! Warum half mir niemand? Ich brauchte jetzt jemanden. Mein Herz schlug zu schnell in meiner Brust und ich wollte fort. Fast hätte ich mir einfach eine Tablette gegeben. Warum? Ich war doch nie so gewesen? Ich brauchte Hilfe!

Plötzlich spürte ich Tränen auf meinem Gesicht und stützte mich auf die Fensterbank. Ich hielt es nicht mehr aus. Dieses Leben mit dem falschen Lachen. Falschen Freunden. Mein Atem ging unregelmäßig und ich schrie mich innerlich immer mehr an. Du hast dich verraten! Niemals hatte ich das gewollt. Ich wollte Freiheit.

Krampfhaft sah ich zu den Sternen. Sie waren das einzige Licht, das ich sehen wollte. Also schaltete ich das Licht aus ubd versuchte mein Zittern zu kontrollieren. Ich wollte endlich wieder Freiheit spüren! Erst da kam mir eine Idee. Ich hatte Jana von zwei Wegen zur Freiheit erzählt...was wenn nur der zweite der richtige war? Ich drehte mich um und nickte innerlich. So musste es sein...

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt