Kapitel 127

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PoV Jana

Ich setzte mich auf mein Bett und stützte die Arme auf den Oberschenkeln auf. Dann ließ ich mein Gesicht in meine Hände sinken und ließ meine Gedanken frei. Noch eine Woche, dann ist es endlich vorbei... Ja, ich wollte nur noch weg, weg von diesem Ort, fort aus dieser Psychiatrie und aus dieser verdammten Stimmung. Jeder schien mich anders zu sehen, jeder schien mich zu meiden. Vielleicht aus dem Grund, dass ich meine Vergangenheit hasste und meine Gegenwart auch. Aber vermutlich war ich der Grund, ich und meine Art. Meine bescheuerte Art das Leben anderer Menschen kaputt zu machen.

,,Jana?", die Tür öffnete sich und ich zuckte zusammen. Langsam drehte ich den Kopf und sah in die Augen von Joelyn. Kurz verlor ich mich in dem Braun darin und zuckte erneut zusammen, als sie die Tür schloss. Sie ging zu mir und setzte sich neben mich. Dann musterte sie mich kurz und lächelte etwas. ,,Was ist los mit dir?", fragte sie und ihr Blick hing wieder an mir. Diese stechenden und zugleich klaren Augen schienen zu funkeln, warum wusste ich nicht. Ich zuckte nur mit den Schultern:,,Hatte keinen Hunger." Aber Joelyn schüttelte den Kopf. Sie seufzte:,,Und die Wahrheit?"

Ich stockte kurz und überlegte, ob ich es ihr sagen sollte. Sagen; dass ich mich mit Anica stritt und das Leben gerade in einem endlosen Strudel gefangen schien. ,,Egal", sagte ich und blickte Joelyn dieses mal tief in die Augen.und wieder verlor ich mich in diesem Braun. Sie war kein Psycho, sie war kein kranker Mensch zwischen den Anderen. Als sie wieder etwas sagen wollte, kam ich ihr zuvor:,,Warum bist du wirklich hier? Du hast keine Aggressionsprobleme, das weiß ich. Also warum bist du hier?" Ich erwartete schweigen, aber Joelyn lächelte wieder:,,Deine Wahrheit, gegen meine."

Ich biss mir auf die Lippen und überlegte fieberhaft. Zum einen wollte ich wirklich wissen, warum sie hier war, aber zum Anderen wollte ich nicht mit ihr über Anica reden. Aber dann sank ich in mir zusammen und seufzte. ,,Anica und ich haben Streit und-", ich stockte und suchte nach den richtigen Worten, ,,-...und bald bin ich weg. Ich will niemanden verlieren und niemanden im Streit verlassen." Sofort bereute ich diese Worte und seufzte wieder. Aber Joelyn nickte bloß verständnissvoll. Dann sah sie zum Fenster:,,Euer Grund für den Streit ist mir egal. Aber ich weiß, wie nahe ihr euch steht."

Ihr Blick wanderte wieder zu mir und blieb an meinem Gesicht hängen. Trotzdem schien sie nicht mit mir zu reden:,,Ich weiß, dass du nach ihrem Suizidversuch tagelang nicht von ihrer Seite weichen wolltest. Ich weiß, dass sie dich von deiner Vergangenheit ablenkt. Ich weiß, dass ihr manchmal am Fenster steht und über die Welt redet, nur ihr Beide. Ich weiß, dass ihr zusammen stärker seid als alleine. Hier braucht man Freunde, sonst stirbt man langsam...-", sie hielt kurz inne und sprach dann leise weiter, ,,...so wie Fenja."
Kurz hielt sie inne, dann festigte sich ihr Blick wieder und sie schüttelte traurig den Kopf:,,Ihr müsst euch vertragen."

Wieder hielt sie inne. Dann klang ihre Stimme fester als vorher:,,Vielleicht seht ihr euch sonst nie wieder." Diese ganzen Worte klangen fremd und doch hatte ich das Gefühl, als hätte jemand eine Schalter umgelegt. Ihre Worte klangen so wahr, viel klarer. Ich werde mich entschuldigen, auch wenn sie es nicht anhören wird. Soll sie mir doch wieder das Herz brechen, hat sie eh schon.
,,Okay, ich rede mit ihr", brach ich die Stille und merkte überrascht, dass meine Stimme bei jedem Wort zitterte.
,,Jetzt zu deiner Wahrheit", sagte ich dann bestimmt und Joelyns Miene wurde ernst. Ihr Lächeln verschwand und sie schwieg kurz.

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Scheiß Kliffhänger, ich weiß. Sorry, aber ich möchte mehr Handlungen und etwas weniger Gedanken einbauen. Ist das okay?
LG
FantasySoja

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt