Kapitel 152

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PoV Anica

,,Morgen wird Charlotte entlassen", sagte Jana neben mir und ihr Gesicht wurde wieder traurig. Wir saßen nebeneinander auf meinem Bett, alleine in meinem Zimmer. Nur umgeben von Gedanken und Stille. Wie ein Mantel legte sich ein Nebel aus Fragen um uns, aber niemand von uns wollte ihn durchbrechen.
Ich schwieg. Was sollte ich auch antworten? Bald würde auch Jana verlegt werden und ich sie vermutlich nie wieder sehen. Durch diesen Gedanken bereute ich unseren Streit noch mehr. Anstatt ihr zu helfen, hatte ich sie alleine gelassen, obwohl ich wusste, wie sehr es sie zerrissen hatte. Ich hatte es verdammt nochmal gewusst!

Meine Gedanken schienen mich anzuschreien, mir in den Kopf zu rufen, wie falsch ich war. Das ich Janas Freundschaft und Verzeihung nicht verdient hatte. Sie wollten, dass ich mich wieder in die Freiheit rettete. Sie wollten, dass ich mich von Jana löste. Sie ist zu schwach, du brichst ihr nur wieder das Herz, wenn ihr streitet... Ich ignorierte diesen Gedanken und legte meinen Kopf auf Janas Schulter ab. Bald ist sie eh fort, warum halte ich mich noch an ihr fest? Ich seufzte und hob wieder den Kopf. Jana musterte mich fragend, aber ich lächelte nur.

,,Wie geht es Anna?", fragte ich einfach. Ich war hatte sie nur einmal besucht und sie dann quasi vergessen. Dieser Gedanke nagte an mir und ich biss mir auf die Unterlippe. Schon wieder hatte ich ein schlechtes Gewissen. Verdammt. Jana zuckte nur mit den Schultern. Auch sie wollte die Stille aus Fragen nicht durchbrechen. Sie verlor kein Wort, schwieg lieber und versteckte sich nicht hinter Lügen, die einem das Herz brachen. Wir waren beide hier umzu kämpfen, uns wiederzufinden,aber gewiss nicht dazu über unsere Gedanken und Gefühle zu reden. Aber wenigstens so vergaß man kurz die Unruhe und den Alltag hier drinnen.

Ich stand auf und spürte die plötzliche Kälte an meiner linken Schulter. Dort wo gerade noch Jana gelehnt hatte. Aber es gab Mittagessen und das wollte ich nicht unbedingt verpassen. Es würde Lasange geben und ich wusste, wie sehr Jana dieses Essen liebte. ,,Es gibt Essen", antwortete ich lachend auf Janas fragenden Blick hin. Auch ihr Gesicht verzog sich zu einem Grinsen und kurz sah sie aus, wie ein kleines Kind, dem man ein Geschenk gebracht hatte. Sie wirkte so viel glücklicher seit unserer Versöhnung. Hatte ich sie tatsächlich so lange ansehen können und dabei gewusst, dass sie gerade innerlich zerbrach?

Ich verließ das Zinner und Jana folgte mir. Der Flur meiner Station war wie leer. Kein Anderer Psycho begegnete uns, nicht einmal eine Pflegerin. Erst  im Treppenhaus kam uns ein großes Mädchen mit langen glatten blonden Haaren entgegen. Sie hatte sich diese zu einem Zopf zusammengebunden und lächelte mir zu. Ich kannte sie schon länger und wir verstanden uns gut. Lena war ebenso wie ich in die Drogen abgerutscht, aber erst seit knapp zwei Wochen hier. Irgendwie mochte ich sie, ihre stille und doch offene Art, wenn man mit ihr redete.

Trotzdem wirkte sie aufgebracht und ich zögerte. ,,Alles okay?", fragte ich sie und stellte mich vor sie. Kurz starrte sie mich nur an, die Augen mit den starken Augenringen auf mich gerichtet. Dann schien sie kurz überlegen zu müssen. ,,Unten suchen die Pfleger die ganze Klinik ab", sagte sie dann und schaute kurz die Treppe herunter. Ich musterte die und zog eine Augenbraue hoch. ,,Eine aus Station 4 ist verschwunden und jetzt machen sich alle Sorgen", sagte sie dann ruhiger und seufzte. Janas Blick traf meinen. Wir wussten beide wer dieser Jemand war. Denn nur Fenja schaffte es immer wieder ihre suizidalen Gedanken trotz Frau Tölkes Betreuung durchzusetzten...

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Hey,
Ab morgen kommen dann wieder richtig interessante Kapitel mit Chaos und so.
Ende der "Ruhe".xD
LG
FantasySoja

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt