Kapitel 24

363 28 14
                                    

PoV Anica

Ich sah Nina bloß nach. Lust ihr zu folgen hatte ich nicht. Außerdem konnte sie nichts dafür. Es war nun mal ihr Problem mit dieser Wut umzugehen und sicher würde sie hier eines Tages rauskommen. Irgendwann würden wir alle das hoffentlich schaffen.
Obwohl, nicht alle. Es gab da etwas tief in mir, verborgen hinter einer wachsenden Mauer. Aber noch musste es warten. Noch...

Ich betrachtete die anderen und irgendwie fühlte ich mich plötzlich kraftlos,wehrlos. Eigentlich gehörte ich nicht hierhin. Ich gehörte zu niemanden. Niemand sollte mir gehören. Nicht einmal eine enge Bindung wie Freundschaft. Eigentlich war das Leben so verdammt scheiße. So zerbrechlich.

,,Habt ihr Lust mitzukommen?", fragte ich zögernd und musterte beide. Sie nickten, obwohl Jana erschauderte, das sah ich, ,,Nina kriegt sich schon wieder ein." Zumindest wenn sie nicht Lynn über den Weg lief.
Die beiden waren wie geschaffen um sich gegenseitig zu bekriegen. Zwei Kämpferinnen und doch hatten sie ein Schicksal. Trotzdem hassten sie sich bis auf die Knochen. Vielleicht war gerade das der Grund: Weil sie zu nahe aneinander gebunden waren. Zum Glück griffen die Ärzte immer schnell genug ein, bevor sie sich gegenseitig umbrachten.

Schon oft hatte ich mich gefragt, wann man sie endlich trennte. Aber vielleicht half das nichts. Niemand würde mit Nina oder Lynn glücklich werden und Nina half anscheinend jedem bei einem Suizidversuch.
Schließlich stand ich auf und die anderen folgten mir, während ich mich ein wenig entspannte. Eines Tages war ich diese Traurigkeit endlich los. Hoffentlich.

Ich ließ Anna den Vortritt in ihr Zimmer und folgte schließlich Jana, bevor ich die Tür schloss. Dann erst sah ich Fenja. Sie kauerte wie immer auf ihrem Bett. Niemand hätte geahnt, das sie gerade einen weiteren Suizidversuch hinter sich hatte. Nur ihre vernarbte Haut war blasser und die Lippen fast weiß. Wie eine weiße Katze beobachtete sie uns und musterte uns dann. Schließlich senkte sie wieder den Kopf und ich stöhnte innerlich. Würde dieses Mädchen eines Tages anders sein?

,,Nina ist nicht da...", fing Anna an und setzte sich auf ihr Bett. Dann schob sie sich an die Wand und Jana setzte sich schnell neben sie. Ich merkte, wie die Stille sich über uns alle senkte und niederdrückte. Kurz nickte Fenja, schwach, aber immerhin ein Lebenszeichen. Ich lehnte mich einfach an die Wand und betrachtete den schwarzen Hoodie, den Fenja trotz des kommenden Sommers trug. Schwitzte sie sich nicht zu Tode? Naja, vielleicht war das ja auch ihr Plan.

,,Warum ziehst du nicht deinen Pullover aus. Es wird bald Sommer", sagte ich zögerlich und bereute es sofort wieder. Warum konnte man gesprochene Worte nicht ausradieren, wie geschriebene?
Doch zu meinem Erstaunen zog sie sich tatsächlich den Hoodie über ihren Kopf ich schmiss ihr fort. Zum ersten mal sah ich ihr ganzes Gesicht und die blonden Haare. Trotzdem traten ihre Augen nun noch trauriger hervor. Dann betrachtete ich den kompletten Arm und zuckte zusammen. Die gesamte Haut war vernarbt und ihr linkes Handgelenk war bandergiert. Trotzdem konnte man den Ansatz eines Schnittes erahnen. Irgendwie faszinierte dieser Anblick mich und ich musterte sie noch mehr.

Ihr T-Shirt war natürlich auch schwarz und ich musterte schließlich ihren nun freien Hals. Auch er war von Narben überseht. Kurz sah ich zu den anderen und sah ebenfalls ihre Erstaunten Blicke.
,,Wie geht es dir?", fragte Anna und am liebsten hätte ich gelacht, so idiotisch war diese Frage. Kurz glaubte ich einen Zucken von Fenjas Mundwinkeln zu sehen, doch ganz sicher war ich mir nicht. Eigentlich erwartete niemand eine Antwort, doch sie gab trotzdem eine:,,Scheiße, verdammt beschissen, aber das ist nichts neues..." Ihre Stille klang nur traurig, keine Emotionen waren dort, nur Traurigkeit.

-----------------------

Hallo,
Ich wollte mal fragen, wie euch die Geschichte bis jetzt gefällt und welches Kapitel ihr am Besten findet?

LG
FantasySoja

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt