Kapitel 14

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PoV Jana

Ich schloss meine Zimmertür und ließ mich auf mein Bett fallen. Charlotte war noch nicht da, weshalb ich mich einfach hinlegte und die Arme hinter den Kopf legte. Dann sah ich zu Decke.

Gedanken über meine Vergangenheit schossen durch meinen Kopf. So hatte ich auch immer auf meinem Bett gelegen, wenn ich von meinen Eltern geschlagen wurde. Blaue Flecken am ganzen Körper, vielleicht sogar Schrammen. Aber die äußeren Wunden waren nichts im Gegensatz zu den innerlichen Wunden. Sie waren immer tiefer in mein Herz vorgedrungen und hatten sich mit ihren Krallen dirt festgegraben. Um nie fortzugehen hatten sie Wurzeln geschlagen und sich dort festgesetzt. Wie sollte ich diese Erinnerungen je loswerden und hinter mir lassen?

Einmal hatte mein Vater mich sogar aus dem Zimmer gezerrt, nur um seine Wut an mir auszulassen. Aber wer jetzt denkt, meine Mutter hätte mir geholfen, liegt falsch. Sie hat zugesehen, hätte vermutlich auch dieses mal am liebsten mitgemacht. Konnte man sie überhaupt noch Eltern nennen? Mir waren diese Menschen fremder als jedes andere Lebewesen.

,,Hallo Jana, wie war dein Tag?", fragte plötzlich jemand und ich setzte mich auf. Charlotte setzte sich lächelnd auf ihr Bett:,,Kramst du schon wieder in deiner Vergangenheit?" Warum hörte ich sie nie kommen. Ungewollt nickte ich. Sie seufzte schwer:,,Wir sollen es hinter uns lassen, schon vergessen?" Natürlich vergaß ich es nicht, was dachte sie denn. Ich nickte bloß und ging dann ins Bad. ,,Ich weiß, wie schwer das ist,Jana. Ich kann es ja auch nicht immer, aber es wird nicht besser, wenn du immer darüber nachdenkst!", fuhr sie fort und ich schloss mich im Bad ein. Vielleicht sollte ich es wirklich lassen, aber was sollte ich sonst tun, wenn ich alleine war?

Als ich fertig mit Zähneputzen war, schloss ich die Tür auf und zog mir meinen Schlafanzug über. Charlotte musterte mich und sagte dann:,,Wie war dein Tag?" Ich zögerte. Er war schrecklich gewesen, aber konnte ich das Charlotte sagen? ,,Ganz okay...", antwortete ich abwesend und wollte mich grade unter die Bettdecke legen, als Charlotte mich an der Schulter packte und herumzog. Ihre blauen Augen durchbohrten mich:,,Kannst du einmal die Wahrheit sagen? Lügen helfen niemandem." Ihre Stimme wurde weicher:,,Mit mir kannst du reden." Ich schluckte schwer. Unsere Vergangenheiten waren fast indentisch. Vielleicht konnte ich wirklich mit ihr reden.

,,Ein Mädchen von Station 4 wollte sich vor meinen Augen umbringen...ich kann diese Bilder einfach nicht mehr loswerden. Zu vieles davon erinnert mich an damals! Wie soll ich so hier rauskommen?!", ließ ich es einfach raus und setzte mich auf mein Bett. Schnell verdrängte ich die Schreie von Fenja und Nina. Ich wollte nicht schon wieder daran denken. Zu meiner Überraschung setzte Charlotte sich neben mich und strich meine Haare zurück. ,,Hat sie es geschafft?", fragte sie vorsichtig und ich schaute ihr in die blauen Augen. ,,Ich weiß es nicht, aber wenn sie es geschafft hat, ist sie die erste, die diese Psychatrie verlässt!", meinte ich dann ernst und wandte mich von Charlotte ab. Diese schüttelte bloß den Kopf und ging in ihr eigenes Bett:,,Ich dachte wir könnten mal vernünftig reden." Ich wollte am liensten aufspringen und zu ihr rennen, mich entschuldigen. Aber das ging nicht. ,,Wir sind Psychos, vergiss das nicht", wiederholte ich Ninas Worte und machte das Licht aus. Dann schloss ich die Augen. Und fast sofort fielen Gedanken über mich her und erdrückten mich fast. Wie sollte ich das noch lange aushalten?

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt