Kapitel 31

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PoV Jana

Ich starrte nur auf Anica, wie sie auf dem Boden saß. Den Rücken gegen das Bett drückte und dann war das das Blut, das sich einen Weg über ihren Arm und ihre Hand bahnte. Noch nie hatte ich so viel gesehen, außer vielleicht bei Fenja. Aber Anica war nicht depressiv, kein Psycho, wieso?!
Anna war die erste, die reagierte. Sie rannte zu ihr und riss ihr das Messer aus der Hand. Das sie sich dabei selber schnitt, schien ihr egal zu sein. Ich sah die Angst in ihren Augen und schluckte schwer. Anica sah sie aus ausdruckslosen Augen an, während Anna mich verzweifelt ansah. Aber ich konnte nichts tun, nur das Blut ansehen.

Erst wenn man merkt, wie sehr man jemanden brauchte ubd dabei war, ihn zu verlieren, lernt man die Zeit zu schätzen. Vielleicht ist es das, weshalb ich mich umdrehte und auf den Flur rannte. Nur ein Gedanke: Hol Hilfe, rette jemanden, der sich selbst aufgeben will und nicht weißt, wie sehr du ihn brauchst!

Doch der Flur war leer und erst da bemerkte ich ein Mädchen, komplett in schwarz, welches die Treppe hoch gehen wollte. ,,Hey!", rief ich und rannte zu ihr. Als sie sich umdrehte, erkannte ich Fenja und stolperte zurück. Aber in einem solchen Moment denkt man nicht daran, wie sehr man jemanden hasst, oder warum er auf einmal da ist. ,,Anica will sich umbringen! Du musst ihr helfen!", rief ich ubd hielt krampfhaft meine Tränen zurück.

Ich kam mir so unendlich dumm vor. Eine Suizidgefährdete fragen, ob sie jemand anderen rettet, dessen Ziel das selbe ist. Sie würde uns sicher nicht helfen. Ich glaubte mein Herz brechen zu hören. Sie wird sterben...
Doch genau in dem Moment musterte sie mich und nickte dann leicht.
Sofort rannte ich zurück und stieß die Tür auf. Anna saß immer noch bei Anica und ihr Gesicht war tränennass. Ich blieb stehen. War sie tot? Nein, noch ging ihr Atem, wenn auch krampfhaft.
Plötzlich stieß mich Fenja zur Seite und zog sich ihren Hoodie aus. Dann wickelte sie ihn um Anicas Arm und zog ihn fest. ,,Gib nicht auf! Nur Kämpfer dürfen leben...", flüsterte sie mit gebrochener Stimme.

Warum half sie uns? Ich verstand sie nicht und würde es auch nie tun.
,,Hol eine Pflegerin", sagte Anna und beobachtete Fenja genau, das Messer versteckte sie hinter ihrem Rücken. Ich nickte und wandte den Blick ab.
Erst bei der zweiten Tür war eine Pflegerin. Sie folgte mir und rief über ein Funkgerät nach Sanitätern. Doch es war sinnlos, das ich sie geholt hatte. Mehr als Fenja getan hatte, konnte sie auch nicht tun.

Mittlerweile sah Fenja wieder anders aus, traurig und nachdenklich. Sie stand am Fenster und beobachtete Anica genau. Plötzlich ging sie los und wollte den Raum verlassen. Dabei fiel ihr ein Schlüssel aus der Tasche. Neugierig musterte ich ihn, doch sofort nahm sie ihn wieder auf und sah noch einmal in die Runde.
Dann nickte sie zu Anica:,,Sie wird es schaffen..." Ihre Stimme klang so anders als unsere. Dann plötzlich drehte sie sich um und rannte los.
Doch die Pflegerin sah ihr nach:,,Welche Station?" Ihre Stimme überschlug sich fast und ich verstand sie grade nicht. Wir musste Anica retten, da war die Station ja wohl egal!
,,Eigentlich 4, aber-", sagte Anna und wischte sich über das Gesicht. Sie hate sich über Anica gebeugt und kontrollierte ihre Atmung.

Plötzlich nahm die Pflegerin ihr Funkgerät erneut und sah uns schockiert an. Sie sprach zu schnell und hektisch. Ich konnte nur drei Worte verstehen:,, Station 4, Schlüssel, Dachgeschoss."
Doch sofort wusste ich was los war und sprang auf. Innerlich zerbrach alles und die Angst wuchs. Dann sagte ich mit zitternder Stimme:,,Sie will aufs Dach!"

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt