Kapitel 63

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PoV Jana

Ich stand zögernd auf und sah kurz zu Anica:,,Ich muss jetzt zum Abendessen." Sie nickte und lächelte:,,Bald bin ich auch da. Morgen komme ich sicher hier raus." Ich nickte und lächelte ebenfalls. Warum konnte Anica immer die richtigen Worte finden um mich wieder aufzubauen, egal wie viele Scherben vor mir lagen? Manchmal kam ich mir dann so verdammt dumm und schwach vor. Und ich hasste mich so sehr dafür nicht mit meiner verdammt beschissenen Vergangenheit klarkam. Ich wusste, das es hier Psychos mit größeren Problemen gab und mit meinen vergleichsweise kleinen Problemen musste ich trotzdem kämpfen. Schwach und dumm sind nun einmal die Kombinationen einer Versagerin ohne Hoffnung....

Ich rannte die Treppen runter und sah kurz auf meine Armbanduhr. Wenn ich mich beeilte, war ich sicher noch pünklich. Obwohl mir erst da auffiel, das ich fast den gesamten Tag auf der Krankenstation bei Anica verbracht hatte. Aber sicher würden sie es vrstehen. Wieder bahnten sich Tränen an, aber ich ignorierte meine Trauer. Ich musste es, sonst war ich sowieso verloren.
Ich musste einmal in meinem kläglichen Leben stark sein. Mich einmal stellen und kontrollieren, anstatt kontrolliert zu werden.
Einmal stärker als meine Gedanken sein, ihnen zeigen, das ich nicht widerstandslos war. Einmal in meinem Leben, danach konnte ich von mir verlegt werden. Dort konnte ich sterben, aber erst dann. Nicht vorher!

Erstaunt darüber die Erste am Tisch zu sein, war ich nicht wirklich. Trotzdem wartete ich noch und sah mich dabei unter den anderen Patienten um. Fast allen sah man ihre Probleme an. Einige saßen lustlos und gedankenverloren vor ihrem Teller. Andere aßen bereits, aber egal wie sehr sie es verstecken wollten, ihre Schatten von Traurigkeit und Einsamkeit konnten sie nicht verbergen. Ich sah es ihnen an, wie sie sich durch das Leben quälten, obwohl sie keinen Sinn, keine Hoffnung sahen.

Erst nach ein paar Minuten began ich zu essen, trotzdem noch wartend, obwohl ich innerlich wusste, das keiner kommen würde.
Anna war sicher noch sauer von heute Morgen und Nina erst recht.
Anica würde sowieso nicht kommen und Fenja vergaß ich schon wieder.
Ich würde sie nie verstehen, nie Mitleid oder etwas anderes für sie empfinden. Ich konnte ihr nur ein besseres Leben wünschen und wusste doch, das es schon lange zu spät war sie zu retten.
Vielleicht ist es schon für uns alle zu spät... vermutlich werden wir alle hier sterben, neben der Klinge und dem Blut, das uns, wie eine letzte Zuflucht umgibt und unser letzter Trost ist...

Schließlich stand ich auf und sah mich noch einmal um. Bald würde ich nicht mehr unter ihnen sein. Ich würde in eine andere Klinik mit anderen Psychos kommen. Ob ich das wollte oder nicht wusste ich eigentlich nicht genau. Was ich wusste war, das ich Anna, Nina und vor allem Anica vermissen würde. Wir waren hier so gut zusammengewachsen und trotzdem war es nie klar, ob nicht einer von uns irgendwann tot in seinem Zimmer liegen würde. Und diese Ungewissheit zerrte mein Herz in tausend Stücke. Zerbrach es und ließ nur Bruchstücke aus Erinnerung und Trauer zurück.

Schließlich ging ich aus dem Raum und die Treppen hoch zu meinem Zimmer. Kurz überlegte ich bei Anna oder Nina vorbeizuschauen und blieb auf einer der letzten Stufen stehen. Niemals hätte ich mir Sorgen gemacht, aber irgendwie hatte ich ein komisches Gefühl. Als würde man mir Scherben mit dunklen Bildern in den Bauch rammen. Kurz schloss ich die Augen und dachte nach. Es könnte Ärger geben, das wusste ich. Dann öffnete ich die Augen und schüttelte den Kopf. Nein, ich würde nicht nachsehen. Wenn nichts war, stand ich wieder blöd rum. Aber das ungute Gefühl wurde ich trotzdem nicht los...

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Hallo,
Wenn ihr Kritik oder Verbesserungsvorschläge habt, schreibt die ruhig in die Kommentare. Ich beiße nicht. ;)
LG
FantasySoja

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt