Kapitel 110

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PoV Fenja

Ich schloss kurz die Augen und konzentrierte mich auf meinen Atem. Ließ die Luft tief in meine Lunge sinken und atmete sie dann ruhig aus. Meine Brust wurde ruhiger und ich nickte stumm. Dann stand ich auf und öffnete die Augen wieder. Das grau des Gitters schlug mir entgegen, aber ich blickte einfach hindurch. In den Regen. Ich strich mir die tropfenden Haare zurück und sah weiterhin in die dunkler werdenden Wolken. Dann streifte ich mir entschlossen den Hoodie ab und warf ihn achtlos auf den pfützenbedeckten Boden des Daches. Das Klatschen hallte nach und doch nahm ich es nur dumpf wahr.

Und so verharrte ich, in einem schwarzen T-Shirt im Regen auf dem Dach stehend. Ich musterte jeden Tropfen, der über meine vernarbten Arme und den Verband am rechten Handgelenk flossen, dort wo der Knochen gesplittert war. Schmerzen hatte ich dabei nicht gehabt, ich hatte es tun müssen.
Ich strich mir sanft über jede Narbe und wanderte den Arm hoch. Aber die Narben wurden nicht weniger. Und ich wusste, dass sie sich bis zum Ende der Schulterblätter fortführen würden und dann den Hals einnahmen. Dort wo ich mehr als ein mal das Messer angesetzt hatte um es zu beenden. Dieses verdammte Leben.

Jeder Schnitt war schmerzhafter und tiefer als der vorherige gewesen und entweder dazu gedacht um das nächste Kapitel oder das letzte in die Haut zu ritzen. Es dort für immer festhalten und niemals zu vergessen.
Ich strich über meinen Hals und jede leichte Erhebung einer weiteren Narbe. Jeden Tag mehrere Schnitte, jeden Tag gingen sie tiefer und doch lebte ich noch. Ich ließ die Hand wieder sinken und sah zum Zaun.
Ich konnte es jetzt beenden und mir einfach ein Stück Draht über den Arm ziehen. Mir die Dorneb in die Pulsader stechen und zusehen, wie ich starb.

Ich ging zum Zaun und strich sanft über ein Stück Draht über mir. Jeder Gedanke war nur darauf gerichtet. Jeder Atemzug fiel zu ruhig für diese Welt. Alles schien den Atem anzuhalten, nur der Regen tropfte weiter über meinen vernarbten Körper. Sonst war es still.
Ich hielt inne und sah zum Himmel. Die grauen Wolken zogen sich nur umso dichter zusammen und doch war dort noch dieser eine helle Fleck Licht. Ein letzter Funken Hoffnung in der Dunkelheit. Aber dazu war es zu spät. Mein Körper war bereit zu gehen ohne Spuren zu hinterlassen. Nur einen blutigen Körper würde man vorfinden. Den Körper eines depressiven Psychos, der zu lange in einem sterbenden Körper gelebt hatte.

Ich schloss kurz die Augen und dachte an jeden Schnitt, jede Klinge, die ich über die Haut gezogen hatte. Es war keine Sucht gewesen. Nein, das war es definitiv nicht gewesen. Ich hatte meine Depressionen nun einmal so abgebaut. Tabletten hatten nie geholfen, jedes Medikament war nichts im Gegensatz zu einem weiteren Schnitt gewesen.
Und aufgegeben hatte man mich schon lange, es war egal ob ich lebte oder tot war. In diesem Leben hatte ich nicht gelebt, nur existiert...

Dann griff ich in den dornigen Draht und zog ein wenig daran. Sofort bohrten sich die Dornen in meine Hand und zerstachen die Haut. Kurz zog ich scharf die Luft ein, aber dann ließ ich den Schmerz zu. Jeder Herschlag blieb ruhig und die Schmerzen wurden nur noch schlimmer, je mehr ich an dem Draht zog.
Aber dann löste er sich an einer Seite und ich ließ ihn kurz los. Tiefrote Blutstropfen vermischten sich mit den Pfützen und doch beachtete ich sie nicht. Ich würde es jetzt tun, sterben und mein Leben hinter mir lassen. So wie Paula es getan hatte.
Ich kniete mich erneut auf den nassen Boden und nahm den Draht das achtlos in die blutige Hand. Was für ein sinnloses Leben für so viel Schmerzen...

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Hallo...
Wo soll ich anfangen...?
Zunächst einmal möchte ich klarstellen, dass ich diese Worte nicht gerne schreibe, aber etwas erklären muss.
Ich habe lange nachgedacht diese Story zu pausieren oder sogar zu löschen. Allerdings möchte ich das nicht, ais sehr vielen Gründen.
Allerdings habe ich heute erfahren, dass eine segr gute Freundin von mir sich jetzt wieder angefangen hat zu ritzen, seit ich diese Story schreibe und das ist auch der Grund warum ich diese Story zugleich liebe und hasse.
Zum einen spiegelt sie mich und meine Gedanken sehr gut wieder und ich kann so den größten Teil meines Stress abbauen und weiß, dass sie auch vielen von euch hilft, denen es eventuell genauso geht.
Andererseits will ich aber niemanden zu etwas anregen oder auf Ideen bringen.
Ich werde diese Story trotzdem weiterschreiben, einfach weil ich damit Menschen helfen will und ihre Gedanken spiegeln möchte. Außerdem hilft sie vielen, bekomme so viel positives und das will ich nicht aufgeben.
Hoffe ihr versteht das. ;)
Wollte das nur einmal sagen, hab euch alle lieb.
LG
FantasySoja

P.s: Ich wurde gefragt, ob ich mal ein paar Gedanken zu meinem Leben oder Ähnlichem aus meinen Entwürfen veröffentlichen soll. Eventuell hilft auch das einem von euch ja weiter oder es spiegelt euer Leben. Könnt ihr mal eure Meinung dazu kommentieren, würde mich total freuen. ;)

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