Kapitel 16

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PoV Anica

Ich war die erste am Frühstückstisch und setzte mich auf meinen Platz. Die Kopfschmerzen des letzten Tages waren nicht besser geworden. Als ich mir eine Tasse Tee einschüttete, sah ich eine schwarzhaarige Pflegerin auf mich zukommen. Sie hielt einen Block in der Hand und musterte mich kurz:,,Bist du Anica Schütze von Station 11?" Ich nickte und stellte die Tasse zur Seite. Dann sah ich die Frau interessiert an, die sich vor mir auf dem Platz setzte. ,,Ich bin Frau Berger und Fenjas Psycholgin. Darf ich dir ein paar Fragen zum gestrigen Vorkommen stellen?", fragte sie und klickte mit ihrem blauen Kugelschreiber, den sie am weißen Kittel trug. Ich zögerte, eigentlich wollte ich nicht darüber reden...

Sie began sofort ein paar Fragen zum Zeitraum und Ablauf zu stellen, die ich sachlich beanwortete und versuchte mir die Bilder nicht alzu genau vorzustellen. Das würde mich ganz sicher nicht guttun.
,,Wie geht es ihr? Hat sie es geschafft?", konnte ich schließlich meine Frage nicht zurückhalten. Frau Berger musterte mich kurz und sah in ihre Unterlagen. Dann schaute sie auf. Ihre Augen veränderten sich kurz.
,,Sie kämpft noch um ihr Leben", meinte sie dann. Doch dann lachte sie kurz auf:,,Obwohl... wohl eher gegen das Leben..." Bitterweit legte sich auf ihren Lippen ab und sie schüttekte nur den Kopf:,,So eine Patientin hatte ich in zwanzig Jahren Psychatrie noch nie..." Schließlich stand sie auf und nickte mir zu:,,Danke für deine Antworten." Ich nickte ihr nur zu und sah ihr nach.

In mir rangen zwei Seiten miteinaner. Eine freute sich über diese Nachrichten. Aber die andere Seite wandte sich nur ab. Ich wusste selber nicht, ob ich für oder gegen den Wunsch dieses depressiven Mädchens war. Diese Meinung würde ich erst später treffen, das wusste ich in meinem tiefsten Inneren.

Erst zehn Minuten später kam Anna und setzte sich auf ihren Platz:,,Morgen." Fast im selben Moment kam auch Nina und setzte sich neben das dünne Mädchen. Jana jedoch erschien nicht und so fingen wir einfach an zu essen. Ich musterte Nina und das Kühlpack in ihrer Kapuze. ,,Wieder Streit mit Lynn?", lachte ich und stand auf. Dann beugte ich mich vor und nahm Nina das Kühlpack aus der Kapuze. Ich ließ mich wieder auf meinen Stuhl sinken und sah zu Nina. Diese nickte ubd ich sah, wie sie versuchte ihre Wut im Griff zu behalten. ,,Gib schon her, Missgeburt", meinte sie und hielt mir ihre Hand hin. Ich gab es ihr zurück und betrachtete neugierig das Pflaster in ihrem Nacken:,,Klamotten?" Doch Nina schüttelte nur den Kopf und lächelte dann:,,Opfer."

,,Opfer?", fragte Anna und sah Nina fragend an. Diese nickte und trank einen Schluck Orangensaft. Ich begriff auch nicht ganz, aber so war Nina nun einmal.
Unberechenbar.
Geheimnissvoll.
Unkontrollierbar.

Kurz erzählte ich von Frau Bergers Nachrichten und Anna zuckte zusammen. ,,Hoffentlich schafft sie es nicht. Das wäre schrecklich", sagte sie leise und Nina und ich sahen und lächrlnd an. ,,Wir sind hier in einer Psychatrie. Hier ist alles schrecklich", meinte ich dann und Nina nickte.

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt