Kapitel 147

83 12 1
                                    

PoV Anna

,,Guten Morgen Anna", eine Ärztin betrat den Raum und ich richtete mich sofort so weit es ging auf. Bis vor knapp ein paar Minuten hatte ich noch geschlafen. Dabei war es vermutlich schon lange hell. Ich fasste mir kurz an den Kopf und wiederholte die Begrüßung murmelnd und unverständlich. Die Ärztin hantierte kurz an einigen Geräte neben meinem Bett herum, während ich einen Schluck Wasser nahm. Dann sah mich die Ärztin kurz lächelnd an:,,Wie geht es dir heute?" Ich erwiderte das Lächeln sofort und sah auf die Infusion an meinem Arm. ,,Schon viel besser", ich sah schnell wieder auf.

,,Was machen die Kopfschmerzen?", fragte sie weiter und stellte sich direkt vor mein Bett. Ich überlegte kurz. Vor dem Einschlafen waren sie noch recht heftig gewesen, aber mittlerweile spürte ich sie kaum noch. ,,Sind fast weg", antwortete ich immer noch leicht benommen. Die Ärztin lächelte verständlich und prüfte noch einmal den Anschluss der Infusion. Dann notierte sie sich etwas und ging dann wieder zu mir. ,,Deine Werte haben sich sehr gebessert und darum haben wir beschlossen dich auch heute schon zu entlassen. Du kannst nach dem Mittagessen wieder auf deine Station, aber falls du Beschwerden wie Kopfschmerzen bekommst, sag bitte sofort Bescheid", sie lächelte wieder.

Ich nickte und spürte, wie ich grinsen musste. Endlich hier raus und mal wieder ein paar mehr Schritte als nur durchs Zinmer zu gehen würden mir sicher gut tun. Und dann sah ich endlich die Anderen wieder und konnte sie nach ihrem Stand fragen. Die Ärztin drehte sich um und verließ dann den Raum. Ich drehte den Kopf und sah auf das Tablett, das auf dem Tisch neben dem Bett stand. Ein Glas Wasser und zwei Brötchen lagen darauf. Noch vor ein paar Wochen hätte ich mich bei diesem Anblick verkrampft...

Aber mittlerweile hatte ich tatsächlich angefangen normal zu essen. Ich fasste mir kurz mit Daumen und Zeigefinger ums Handgelenk. Ich pfiff kurz durch die Zähne. Beide konnte das Handgelenk wieder fast komplett umschließen. Trotzdem wusste ich, dass es noch lange dauern würde, bis es mir wieder komplett gut ging. Vielleicht auch nie wieder, denn jede Mahlzeit würde mich an diesen Aufenthalt erinnern. Leider.
Ich nahm mir das Tablett und spürte, wie meine Arme kurz zitterten. Ich war schon immer schwach gewesen, aber durch dieses verdammte Koma hatte sich meine Muskulatur komplett abgebaut, sodass mir selbst kleinste Tätigkeiten schwer fielen.

Seufzend stellte ich das Tablett wieder ab und trank erneut einen Schluck. An den merkwürdigen Geschmack aufgrund der aufgelösten Tabletten hatte ich mich gewöhnt. Trotzdemverzog ich kurz das Gesicht und biss dann schnell in eines der Brötchen. Die ersten Kaubewegungen mit dem Kiefer schmerzten auch immer noch. Meine Zähne wurden in das dünne Fleisch gedrückt und trafen dort auf den Kieferknochen. Wenn ich auch nur einmal mit dem Kiefer irgendwo aufschlagen würde, wäre dieser sofort gebrochen und würde alle Zähne herausschlagen. Kurz erschauderte ich bei dem Gedanken und schloss die Augen. Warum hatte es mich damals nie interessiert, wie ich gelebt hatte?

Weil ich psychisch krank war und es vermutlich immer noch war. Ein Psycho, der sich zwar dagegen wehrte einer zu sein, aber niemand konnte soetwas je ganz ablegen. Es war ein Teil von mir geworden so zu sein.Anders halt. Mit Schmerzen zu leben und mich selbst nicht einmal zu erkennen.
Aber ich hatte Glück gehabt. Hatte die Chance bekommen zu kämpfen und mich zu wehren. Zu zeigen, dass ich stark war und leben wollte. Ich wollte nicht so sterben, abgemagert und allein auf meine Knochen gestützt. Von Gedanken gefangen und ohne Hoffnung. So wollte niemand sterben. Ich wüsche es niemandem... nicht einmal Kinnie...

----
Sry, dass nicht immer Bilder/Sprüche kommen. Hab im Moment keinen Speicherplatz. :/
LG
FantasySoja

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt