Kapitel 39

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PoV Nina

Ich betrat zögernd mein Zimmer und atmete auf, als ich merkte, das Lynn nicht da war. Gut so, ich wollte nicht schon wieder die Kontrolle über mich verlieren. Ich musste mich im Griff haben.
Innerlich hoffte ich jedoch, das sie kam und ich grinsend ihren Kiefer ansehen konnte. Wie sie ihr Gesicht schmerzhaft verzog. Sie hatte es verdient. Niemand sollte in meine Gefühle eingreifen. Niemand sollte mir einen anderen Weg zeigen. Ich wollte meinen Weg gehen, egal welche Hindernisse er barg. Es war mein Leben und ich würde nie aufhören dagegen zu kämpfen.

Dann zog ich mich um und ging ins Bad. Dort blieb ich vor dem Spiegel stehen und betrachtete mich. Zum Glück war ich diesem verdammten Verband los und das Dröhnen in meinem Kopf ignorierte ich. Ich war zu stark um mich von so etwas in den Boden ziehen zu lassen. Vorsichtig fuhr ich mit der Hand durch meine rötlichen Haare. Sie waren das einzige, das mein Inneres verriet. Sie waren mein Feuer, das wilde unf unkontrollierbare Feuer, voller Wut. Es lebte in mir und brach dann einfach so aus um zu zerstören.
Wieder sah ich in den Spiegel und betrachtete das Mädchen, was ich war. Relativ groß mit langen blond-roten Haaren und blauen Augen. Aber das war mein Äußeres. Das war es, was alle sahen, aber nicht das war ich war. Ich war in einer Psychatrie, also ein Psycho!

Krampfhaft starrte ich mich an. Ich hasste mein Äußeres dafür, wie schwach es war. Jeder konnte es durchbrechen und sich an meinem Feuer aus Wut verbrennen. Jeder konnte es anfassen und dann davor zerstört werden. Es war mein wahres Ich.
Wieder sah ich weg. Wollte mich nicht mehr ansehen, wollte nur mein Feuer sehen. Schließlich sah ich erneut hin und krallte meine Hände zu Fäusten. Verdammtes Äußeres, verdammter schwacher Körper. Dann schlug ich gegen den Spiegel, doch er zersprang nicht. Nur ein winziger Riss entstand, der mich an diesen Ort erinnerte.

Tränen der Wut stiegen mir in die Augen. Ich war so schwach, so verletzlich. In diesem Moment wünschte ich es mir, das die Wut mich umgab und mich kontrollierte, damit ich es nicht mehr tun musste. Aber dann riss ich mich vom Spiegel los und schlug meine Hände gegen die Wand. Ich musste mich dieser Wut widersetzten. Stärker sein und kämpfen.

Ich ließ mich an der Wand hinuntergleiten und presste meinen Rücken dagegen. Warum konnte ich mich manchmal nicht kontrollieren? Tränen liefen über mein Gesicht und ich wollte einfach nur schreien. All die Wut, den Schmerz und die Traurigkeit. Ich stützte meine Arme auf meine Knie und drückte mein Gesicht dagegen. Manchmal wollte ich einfach nichts tun, daliegen und zusehen, wie mein Leben an mir vorbeizog. Zusehen, wie alle Leute normal lebten.

Schließlich stand ich auf und ging ins Zimmer zurück. Ich musste mich kontrollieren. Ich musste stark sein und mich widersetzten. Eine Kämpferin war ich schon immer gewesen, aber die Wut war ein starker Gegner und ich hatte meist an seiner Seite gekämpft. Ich hob den Kopf und sah aus dem Fenster, in die schwarze Nacht. Wenn ich hier jemals wieder raus wollte, musste ich es versuchen. Ich musste es einfach, sonst würde ich mich selbst verlieren und das durfte ich nicht. So viele Menschen lebten dort draußen, ohne Probleme. Warum schaffte ich es nicht? Warum war ich der Psycho? Ich starrte hinauf zum Vollmond. Sein Schein war heller als die Lichter der Stadt. Er schaffte es die Dunkelheit zu durchbrechen. Er war allein, gegen all sie Schwärze und trotzdem schaffte er es sie zu durchbrechen.
Plötzlich spürte ich neue Kraft. Ich musste es versuchen und lernen mich zu kontrollieren. Bevor die Wut mich kontrollierten konnte.

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt