Kapitel 172

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PoV Anna

Ich verließ den Therapieraum und schloss einfach die Tür hinter mir. Alles in mir schien danach zu schreien wieder so wie damals zu werden. Einfach wieder nichts zu essen und mich den Folgen hinzugeben. Denn ich konnte hier nicht raus, ich wollte nicht. Wo sollte ich denn hin? Ich hatte niemanden mehr und was sich in der Zeit hier drinnen draußen ereignet hatte, wusste ich nur zum Teil. Meine Familie war entweder Tod oder komplett zerstreut über diese verdammte Welt. Und Freunde? Ja, was war mit ihnen passiert, seit ich hier drinnen war?

Damals hatten sie mir alles Gute für die Zeit hier drinnen gewünscht, aber mittlerweile hatten sie mich vermutlich vergessen. So wie alle. Es gab niemamden mehr; dem ich etwas bedeutete, außer vielleicht Jana, Anica und Nina. Aber ab Morgen war auch Jana fort, warscheinlich für immer. Und Nina ging es auch schon viel besser, auch wenn ich wusste, wie unsicher sie noch war. Sie sprach mit nienandem darüber, aber man sah es ihr an, ob sie wollte oder nicht. Anica ging es sowieso schon gut, warum sie noch hier war wusste ich immer noch nicht. Nach ihrem Suizidversuch war es zwar unklar gewesen, aber sicher war ich mir schon inmer gewesen.

Auf meiner Station gab es allerdings niemanden, für den ich wirklich Freundschaft empfinden konnte. Die Meisten dort waren nur in ihrem Zimmer und wurden, genau wie Fenja, rund um die Uhr betreut, damit sie etwas aßen. Warum ich solche Pflegerinnen nicht bekommen hatte, wusste ich nicht. Immerhin hatten die Anderen immer gesagt, ich wäre viel schlimmer als die Meisten von ihnen gewesen. Aber sicher ob das stimmte, wusste ich nicht. Für mich hatte Essen einen anderen Wert gehabt, als für sie. Es war eine Qual gewesen, eine Strafe. Ich hatte mich so anders gesehen als jetzt.

Kurz zögerte ich und dachte nach. Anica war sicherlich bei sich im Zimmer. Aber dann ging ich doch die Treppe hinauf zu Station 5. Irgendwie hatte ich keine große Lust mit ihr zu Reden. Besser ich ließ sie noch ein wenig mit Jana allein. Man sah es beiden an, wie viel besser es ihnen zusammen ging. Jana redete viel offener und sprach auch über ihre Vergangenheit. Und Anica lachte viel öfter als sonst.
Ich verdrängte diese Gedanken schnell. Denn hier hatte ich niemandem, dem ich so nahe stand, wie die Beiden sich. Und der Gedanke daran stach mir wie ein Messer ins Herz.

Anfangs hatte ich diese Freundin in Fenja gesucht, aber wie sollte man Funken in einem eingehenden Feuer finden, dass keinen Wind nutzte um aufzuflammen?Nein, wie Fenjas Leben verlief konnte ich nicht sagen. Und wie lange noch, erst Recht nicht.
Früher hatte ich viele Freunde gehabt. Freunde, die hinter mir standen und sich für mich einsetzten. Freunde, die mit mir lachten und sich um mich sorgen. Freunde, denen ich alles erzählen konnte.
Aber im Moment war ich mir nicht einmal sicher, ob ich sie je wiedersehen würde. Denn wo ich hinkam, wenn ich hier wirklich rauskam, war ungewiss.

Ich bog in den Flur meiner Station ein und beeilte mich unter dem Blick von Frau Pollmann in mein Zimmer zu kommen. Auf ein Gespräch hatte ich keine Lust. Schnell öffnete ich die Tür, ging ins Zimmer und schloss sie hinter mir wieder. Dann atmete ich tief durch und lehnte mich gegen die Tür. Zum ersten mal hatte ich das Gefühl, als wenn sich mein ganzes Leben gegen mich stellte. Gegen mein Ich. Erst diese verdammte Megersucht, dieser Ort, das Koma, der Tod meiner Eltern und jetzt diese Ungewissheit. Das alles schien mich in die Schwärte eines bodenloses Loches zu ziehen. Wo gehöre ich hin?

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Hey, ich habe meine Ahnung, ob oder wie viele dieses Buch noch lesen. Aber ich werde dieses Buch noch zuende schreiben und muss nur noch die letzten Handlungen in Kapitel bringen. ;)
LG
FantasySoja

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt