Kapitel 7

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PoV Anna

Ich wachte durch das klopfen einer Pflegerin auf. ,,Es gibt gleich Essen!", sagte sie hinter verschlossener Tür und ich hörte;wie sie sich entfernte. Schon der Gedanke an Essen bereitete mir Übelkeit. Um mich abzulenken sah stand ich auf und erschrak,als ich Fenja immer noch so auf ihrem Bett sitzen sah. Hatte sie überhaupt geschlafen? Ihre Augen sahen müde aus, aber das waren sie vermutlich immer.
Wann hatte sie wohl das letzte mal gelächelt? Kurz sah sie zu mir und in ihrem Blick lag so viel Traurigkeit,das ich wegschaute. Wie konnte man so einen Blick bloß ertragen?

Ich betrat verschlafen das Bad und machte mich fertig. Als ich danach in den Spiegel sah und meine Körperfigur betrachtete, die dünnen Arme und die hervorstehenden Wangenknochen lächelte ich etwas. Noch nicht dünn genug, aber ein Anfang.

Dann verließ ich das Bad und sah noch einmal zu Fenja. Sie starrte immer noch auf den Boden, vergraben unter einer Lawine aus Gedanken. Dunkel und stark.

Auf dem Weg nach unten musste ich kurz wieder an ihre Worte denken. Diese Psychatrie ohne Suizid zu verlassen ist unmöglich hatte sie gesagt. Irgebdwie traf es mich wie ein Pfeil eine Zielscheibe, diese Worte zu hören.
In meiner alten Schule hatte auch mal jemand einen Suizidversuch gewagt, doch er war danach froh gewesen es nicht geschafft zu haben. War das bei Fenja anders? Vermutlich...

Am Tisch saßen schon Anica und Jana. Beide lachten grad. ,,Hallo Anna,wie war die erste Nacht?", frage Jana, als ich mich auf meinen Stuhl setzte und mir ein Glas Wasser einschenkte. Ich nahm einen Schluck und sagte dann:,,Gut, ich bin fast sofort eingeschlafen." Jana nickte und erzählte dann irgendwas von Charlottes Sorgen. Ich hörte jedoch kaum hin, sondern dachte wieder an Fenjas Worte.

,,Diese Psychatrie verlässt man nur durch Suizid. Wenn ohne, dann hat man sie nicht verlassen...", wiederholte ich leise und gedankenverloren. Erst zu spät bemeekte ich, das Anica und Jana mich verständnisslos ansahen. Jana runzelte die Stirn:,,Was ist?" Na toll,Anna. Ich wiederholte es dieses mal lauter. ,,Hat Fenja gestern Abend gesagt",fügte ich hinzu. Anica biss in ihr Brötchen:,,Denkt sie immer so?" Ich zuckte mit den Schultern und besah mir die Brötchen auf dem Tisch. Sie sahen schon lecker aus,aber nein. Ich musste abnehmen!

,,Iss bitte etwas", sagte Jana schließlich und legte mir ein kleines Brötchen auf den Teller. Es sah so lecker aus und alles in mir schrie danach es zu essen, doch ich schob den Teller weg:,,Nein,danke."
Jana sog scharf die Luft ein:,,Du musst aber etwas essen!" Auch Anica stimmte ihr zu. ,,Station 5,schon vergessen?", sagte ich stattdessen. Kopfschüttelnd nahm Jana mein Brötchen, schnitt es durch und teilte es noch einmal. Dann bestrich sie es mit Butter und hielt es mir hin:,,Käse?" Ich blieb stumm und sie legte einfach eine halbe Scheibe Käse darauf.

,,Nimm es dir..."
,,Nein,du bist zu fett!"
,,Du musst essen..."
,,Mager dich ab!"
,,Tu es für dich..."
,,Zu dick..."

Verdammte Gedanken.

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt