Kapitel 122

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PoV Jana

,,Hey", sagte plötzlich jemand neben mir und ich drehte den Kopf. Dort stand eine dürre und abgemagerte Jugendliche mit blonden Haaren, die offen über ihre Schulter hingen. Sie wirkt etwas verunsichert, setzt sich dann aber schnell neben Joelyn. ,,Hallo Franzi", begrüßte diese sie und lächelte. Franzi musterte mich kurz, sagte aber nichts. Ich lächelte zurück und glaubte kurz einen Funken Angst in ihren Augen zu sehen.
,,Stimmt es, dass du in einer Woche verlegt wirst?", fragte Joelyn und ich sah wieder zu ihr. In die braunen Augen und verstand wieder nicht, warum sie hier war. Sie war kein Psycho.

,,Ja", ich nickte und schwieg. Dann griff ich nach einem Brötchen und schnitt es auf. Dabei ruhte mein Blick kurz auf dem Messer. Was musste in einem Menschen vorgehen, der sich mit sowas sein Leben nehmen wollte? Ich wusste es nicht. Aber zum ersten mal wurde mir klar, wie krank Anica doch im Kopf war, wenn sie das gewollt hatte. Ein kompletter Psycho. Verstrickt in die eigemen Gedanken und vom Kopf nur noch eine gefühlskalte Hülle. Ich wollte nicht so denken und doch tat ich es und seufzte kurz. Meinr Augen ließen vom Messer ab und wanderten auf mein Handgelenk. Wie psychisch krank musste man sein um so etwas tun zu wollen?

Ich erinnerte mich an damals, an einen Tag. Ich war mit meinem Vater alleine gewesen. Er hatte sich schon wieder komplett besoffen und ich hatte gerade versucht meine Hausaufgaben zu machen. Aber kurz vorher hatte er mir mein Handgelenk geprellt und meine Schrift war so unleserlich, dass ich sie kaum entziffern konnte. Und mit jedem Buchstaben, mit jeder Zahl waren die Schmerzen nur noch schlimmer geworden. Zum Arzt hatte ich nicht gekonnt und zum kühlen hatte ich mir einen Verband mit eiskaltem Wasser um das Gelenk gewickelt. Trotzdem war es angeschwollen gewesen und ich hatte meine Hand kaum bewegen können.

Ich erinnerte mich genau, wie er das Zimmer betrat und die Tür einfach aufstieß. Wie ihn der Gestank von Zigarettenrauch und Alkohol wie eine Wolke umgeben hatten und er ohne ein Wort zu mir gegangen war. Er hatte mich vom Stuhl gestoßen und mein Kopf war auf die Schrankkante geschlagen. Ich hatte nur noch Sterne gesehen und mein Kopf hatte sie wie leer angefühlt. Und die ganzen Worte und Schläge hatte ich gar nicht mehr wahrgenommen. Ich hatte mich damals wie tot gefühl, wie erlöst. Es war wie das Erwachen aus einem nie endenden Albtraum gewesen.

Ich zuckte selbst bei dem Gedanken zusammen, aber ich musste zugeben, dass mir die Aussicht zu sterben nicht allzu schlimm erschien. Aber mich töten würde ich nie können, dazu war ich zu feige. Und vermutlich war das nicht ganz so schlecht.
Ich biss in das Brötchen und versuchte nicht wieder daran zu denken. Mit der Vergangenheit abschließen zu können würde nie leicht sein, aber ich hatte bis jetzt durchgehalten. Es ist mir egal, ob man mich beachtet und mir zuhört. Ich habe mir selbst schon zu lange nicht mehr zugehört. Ich will meine Vergangenheit nur beenden und alles scheint mich daran zu hindern.

Ich stand auf und sagte knapp:,,Ich bis satt." Dann drehte ich mich einfach um und ging zur Tür des Essraumes. Mein Herz hämmerte in meiner Brust und ich schluckte das schlechte Gewissen der letzten Tage herunter. Ich dachte wieder an früher. Ich verlor mich wieder in der Vergangenheit ohne es wirklich zu wollen.
Es hatte immer nur mich gegeben und ich wusste selbst wie egoistisch ich sein konnte, aber ich wollte einfach nur dazugehören und nicht ausgeschlossen werden wie damals. Meine Familie hatte mich nie akzeptiert, warum sollte es je jemand tun?

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Kann es sein, dass viele von euch nur die Fenja Kapitel suchten? xD
LG
FantasySoja

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt