Kapitel 42

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PoV Fenja

Ich öffnete meine Augen und sah mich um. Weiß. Als ich den vertrauten weißen Raum wahrnahm, wollte ich nur noch losschreien. Ich wollte mir dieses verdammte Leben aus der Seele brüllen. Wieder hatte ich es nicht geschafft. Ich war immer noch hier!
Ich krallte meine Hände in meine Haut und schrie den Schmerz heraus. Nur leider war es ein stummer Schrei; denn Tote konnte man nicht hören. Ich war schon so lange tot, mein Körper war der Beweis und doch lebte ich noch. Ich musste nur auf meine Narben sehen und wusste es. Sie waren es, die es mir immer wieder sagten: Du lebst noch.

Warum war ich nicht einfach aufs Dach gerannt? Warum hatte ich Anica das Leben retten müssen? Warum war ich nicht einfach gesprungen? Warum hatte ich noch gewartet?
Ich schlug die Decke zurück und betrachtete den Verband um mein Bein. Ich wollte ihn nicht sehen. Ich wollte endlich sterben!
Wieder sah ich auf meine vernarbten Arme und verzog das Gesicht. Sie schrien mich an, brannten mir die Worte des Lebens in die Haut.
Du lebst noch immer!

Ich stand auf, obwohl der Schmerz in meinem Bein mich aufkeuchen ließ. Aber Schmerzen kannte ich. Sie waren mein Freund, unsichtbar für andere, aber da. Dann humpelte ich zum Fenster und sah hinaus. Ich sollte schon so lange nicht mehr hier sein. Ich wollte endlich tot sein. Ich wollte es endlich schaffen und nicht immer hier aufwachen!
Wütend schlug ich meine rechte Faust gegen die Wand und zog sie schnell dir Wand runter. Den Schmerz ignorierte ich und schlug erneut zu. Es knackte etwas und ich zischte auf. Dann ließ ich mich mit dem Rücken an der Wand runter und schrie laut:,,Fuck!" Ich krallte meine Hände in meine Haare und ließ den Tränen freien Lauf. Warum war ich nicht tot?!

Ich sprang auf und sah mich um. Dann ging ich zum Bett und schlug mein Handgelenk auf den Metallpfosten am Ende. Wieder knackte es und ich schrie innerlich nach Hilfe. Wollte ich mir wirklich das Handgelenk brechen? Ja, ich wollte einfach nur Schmerzen. Mich bestrafen, das ich noch lebte! Das ist ich es wieder nicht geschafft hatte. Wieder schlug ich das schmerzende Gelenk gegen das Metall und ein hässliches Knacken verriet, das der Knochen fast gebrochen war. Aber es war mir egal. Mein inneres war schon lange gebrochen. Ich betrachtete den winzigen Kratzer, den das Metall auf der Haut hinterlassen hatte und wünschte mir, das es ein Blutbach wurde. Wünschte mir, das dieser meinen Körprt verließ und mein Leben mitnahm.
,,Fuck!", schrie ich wieder und wollte mein mittlerweile höllisch schmerzendes Handgelenk wieder dagegen schlagen, ,,Lass mich sterben!"

Doch in diesem Moment packten Hände mich und rissen mich hoch. Mehrere Ärzte umstellten mich und ich sank in mir zusammen. Nun konnte ich es nicht mehr.
Verdammte Ärzte.
Verdammte Psychatrie.
Scheiß Leben!
Sie setzten mich aufs Bett und eine von ihnen untersuchte mein Handgelenk. Die Schmerzen nahm ich immer noch nicht wahr. Mein Kopf war nur voll von den Gedanken nach Suizid. Die Ärztin betaste noch einmal mein Handgelenk, dann sah sie mich streng an:,,Wir müssen es röntgen." Ich hätte sie zu gerne geschlagen. Warum ließen sie mich nicht einfach hier sterben und halfen anderen?!

Ich setzte mich wieder in mein Bett und betrachtete den Verband an meiner rechten Hand. Leider war es nur angebrochen und nicht zersplittert. Am liebsten hätte ich es wieder gegen das Metall geschlagen, aber nun stand eine Pflegerin neben der Tür und überwachte mich. Als würde mich so etwas davon abhalten nicht weiter über meinen nächsten Versuch nachdenken.
Am liebsten hätte ich gegrinst, denn ich würde es wieder versuchen. Bis es klappen würde. Aber ich grinste nicht. Niemals würde ich es wieder tun. Es war verloren gegangen, vor lange lr Zeit. Weit weg von hier.
Traurigkeit und Wut überkamen mich erneut und drückten mich zu Boden. Ich lebte immer noch und musste hier bleiben. Bis ich es endlich schaffte... Versagerin...!

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt