Kapitel 181

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PoV Anna

Was ging bloß in uns allen vor, dass wir gerade so glücklich waren? Denn das war es, was uns gerade verband: Glück und Freude einander in dieser schweren Zeit zu haben. Vielleicht nahm man psychisch Kranke insgesamt ja total falsch wahr? Nie hätte ich vorher so von Psychos gedacht. Nie, dass man in einer Psychiatrie auch Lachen konnte. Warum nahm man andere Leute so anders wahr, bevor man sie richtig kannte? Vielleicht weil man es uns so beibringt uns von anderen zu distanzieren, die man nicht versteht. Weil man diese Menschen viel zu schnell verurteilte ohne sie wirklich zu kennen.

,,Wir sind echt bescheuert", lachte ich und biss einmal von meinem Brot ab, bevor ich es weglegte. Es war nicht wie damlas, nein, heute hatte ich einfach wirklich keinen Hunger. ,,Krank", verbesserte Nina mich und Grinste böse. Sie lachte dann:,,Aber verniedliche uns nur." Anica grinste und sah Nina herauvordernd an:,,Du bezeichnest dich nicht wirklich gerade als niedlich, oder?" Nina überlegte kurz, dann schüttelte sie lächelnd den Kopf:,,Niemals würde ich das tun." So kannte ich Nina schon eher. Kalt, aber im Innersten war sie jemand, den man nie verliern wollte. Nina und niedlich passten einfach nie zusammen. Und es würde auch nie zusammenpassen.

,,Wenn du dich irgendwann mal als niedlich bezeichnen solltest, weise ich die persönlich wieder ein", sagte ich dann und Nina lachte sofort. ,,Hoffentlich nicht, den Scheiß hier muss ich mir nicht noch einmal antun", es klang nicht traurig oder so und ich war froh, dass sie es mit Humor nahm. Jana grinste jetzt auch und sah zu mir:,,Dann wärt ihr beide wirklich krank." Anica nickte:,,Schade, das wir das schon sind, diese Beleidigung fällt also schon mal weg." Nina grinste und trank ihr Glas leer. ,,Ach keine Sorge, ich hab noch genug auf Lager. Lynn hat mich mal Prinzesschen genannt, glaubt mir, das war ein ganz schlechter Tag für sie", sie schenkte sich ihr Glas erneut wieder voll.

,,Ach, du willst nicht Prinzesschen genannt werden?", Jana stieß Nina in die Seite, die dadurch ihr ganzes Glas verschüttete und zu Jana sah. Diese grinste bloß:,,Pech gehabt." Nina dachte kurz über eine passende Konter nach:,,Mal schauen, wer gleich Pech hat." Ihre Reaktion war tatsächlich zu schnell für Jana, als sie dieser ihr eigenes Glas über denk Kopf kippte. Jana holte tief Luft, dann lachte sie aber. So hatte ich Jana noch nie erlebt, aber ich mochte diese Seite an ihr jetzt schon.

Beide hatten nun dunkle Flecken auf ihrem T-Shirt, aber beide sahen glücklich aus. Anica musterte beide kritisch:,,Zwei Kühe?" Nina grinste herausfordernd:,,Oder doch drei?" Damit kippte sie Anicas Glas über dieser aus, die jetzt irritiert über diese Reaktion zu ihr sah. Dann wandten sich alle Blicke zu mir und ich verstand sofort:,,Ne, ich bin der Farmer." Nina lachte, schenkte sich aber trotzdem ihr Glas voll und hob es:,,Das zählt nur leider nicht." Und schon hatte auch ich einen Schwall Wasser im Gesicht. ,,Genau", stimmte Anica zu und grinste. Ich sah auf mein graues T-Shirt.  Dann lachte ich auch:,,Wir sind unmöglich, Leute!"

Nina schenkte jetzt in jedes Glas noch einmal Wasser und hob ihres dann feierlich, als gäbe es nur uns:,,Psychisch krank wäre korrekter." Auch ich hob mein Glas und die anderen taten es uns gleich. Dann stießen wir unsere Gläser klirrend gegeneinander und wir lachten. Dann trank ich mein Glas aus und stellte es auf den Tisch. Anica grinste:,,Also, dann heute Abend bei Jana im Zimmer?" Ich nickte und Jana stimmte ihr zu:,,Klar, Charlotte ist jetzt ja weg und die Pflegerinnen können nichts dagegen sagen." ,,Könnten sie schon", verbesserte Nina grinsend, ,,Aber das werden sie nicht, dafür sorge ich." Und wieder mussten wir lachen. Glück und Freude...

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt