Kapitel 53

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PoV Jana

Ich stand auf und stieß den Stuhl zurück. Er fiel zur Seite und das Geräusch durchzog den gesamten Raum. Ich spürte die Blicke der Anderen auf meiner Haut brennen. Spürte die Neugier und Spannung mit der sie mich musterten. Sollten sie es doch machen, war mir egal.
Ich starrrte Anna ausdruckslos an und meine Stimme zitterte bei jedem Wort:,,Warum? Warum willst du dich bis auf die Knochen abhungern, wenn es nicht nötig ist? Warum willst du dein Leben für dein Aussehen aufs Spiel setzten? Warum glaubst du mir nicht?!" Fast war es ein verzweifeltes Schreien, welche von der weißen Wändem abprallte und mir wie ein Schlag entgegenschlug.

Anna schwieg, ihr Blick war auf einen Punkt weit fort von ihr gerichtet. Meine Stimme bebte und ich spürte die Angst in mir glühen:,,Du ruinierst dein scheiß Leben nur noch mehr!" Jetzt ging eine Regung durch ihren Körper und auch sie stand auf. Ihre Augen funkelten mich wütend an und ich zuckte innerlich zusammen. Sie schrie mir ihre Worte ins Gesicht:,,Mein Leben kann nicht noch mehr ruiniert werden! Du weißt das! Ich lebe nur um mich selbst zu vergewissern, was mit mir passiert!" Ich wollte sie für diese Worte schlagen.

Noch nie hatte ich Anna so erlebt und ich wollte es auch nie. Sie war dann so anders, gefühlskalt und ohne Reue. Ich schluckte und versuchte mich zu beruhigen. Immerhin etwas langsamer musste ich sprechen. Aber ihre Worte waren eine Welle, der ich nicht entkommen konnte. Sie drückte mich runter, ohne auch nur einen Funken Mitleid zu haben.
,,Du würdest dich nie umbringen, Anna. Das weiß ich. Das bist du nicht und das weißt du...", ich seufzte kurz. Nein, umbringen würde Anna sich nie. Lieber hungerte sie sich zu Tode und beging so ihren eigenen Suizid. Anna starrte mich ausdruckslos und kalt an, dann drehte sie sich um und rannte aus dem Raum. Alle Blicke folgten ihr und erst da bemerkte ich die verdammte Stille, die sich um mich herum niedergelassen hatte.

Jetzt wandten sich alle Blicke zu mir und ich wollte einfach nur fort. Fort von hier, weg von all den verwirrten Blicken. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und rannte einfach los, die Treppen zu meiner Station hoch. Vor meinem Zimmer hielt ich inne und öffnete dann einfach die Tür. Zu meiner Erleichterung war Charlotte nicht da und ich seufzte kurz. Dann schmiss ich mich auf mein Bett und ließ meine Tränen Bäche bilden, ihre eigenen.

Warum wollte Anna nicht verstehen, das es ihr nur schadete...vielleicht weil wir eh alle Psychos waren. Vielleicht weil sie krank war, so wie wir alle. Ja, wir waren krank, psychisch schon lange kaputt. Aber aufgeben wollte man uns nicht, man wollte um unser dummes Leben kämpfen. Damit es uns besser ging und wir gehen konnten. Aber vielleicht stinmte es wirklich, das man diese Psychatrie nur durch Suizid verließ...

Suizid. Das Wort sprach sich so einfach, obwohl seine Bedeutung tief verborgen und grausam war. Nie würde ich suizidale Menschen verstehen, nur Anica vielleicht. Irgendwann konnte man nun mal nicht mehr kämpfen, weil irgendwann keine Energie mehr da ist um noch aufrecht zu stehen. Weil man irgendwann nur noch daliegt und der Griff zu einer Klinge so einfach erscheint im Gegensatz zur anderen Option sich weiterhin damit abzumühen sein Leben in den Griff zu bekommen. Alleine. Ohne irgendwelche Ärzte und Psychologen.
Aber ich würde nie zur Klinge greifen. Auch wenn ich schon lange am Boden lag, weil meine Kraft aufgebraucht war. Kurzzeitig war es besser geworden, aber irgendwie war dann keine Kraft mehr dagewesen um die Gedanken fortzuschicken. Mich ihnen zu stellen.
Weil irgendwann dein Herz bricht und du zuhören musst, was es dir zu sagen hat. Nämlich das es sich nicht lohnt zu kämpfen, egal wie sehr du es willst...

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt