Kapitel 146

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PoV Fenja

Ich verließ das Zimmer und hörte wieder die Schritte hinter mir. Kurz vor dem Ende des Flures blieb ich stehen und Frau Tölke nickte mir zu, als ich mich undrehte. ,,Ich habe jetzt noch ein Gespräch und im Essraum wartet Frau Zynk auf dich. Wenn du dort nicht in 2 Minuten erscheinst, weißt du wohl, was passiert", sagte sie dann. Ich atmete tief durch. Was sollte ich auch sonst tun?
Mein Gesicht fühlte sich noch immer tränennass an und ich konnte diesen Brief einfach nicht vergessen. Ich spürte immer noch die eisige Kälte und doch glühte mein Körper.

Frau Tölke zog eine Augenbraue hoch, aber ich schwieg. Seufzend ging sie zur ersten Tür und verschwand dahinter. Ich blieb alleine zurück und stand für ein paar Sekunden einfach nur da und starrte in die Leere. Irgendwie hatte ich plötzlich ein merkwürdiges Gefühl und ging dann die Treppe herunter. Verborgen unter einer schwarzen Kapuze und einem schwarzen Hoodie, obwohl es warm war. Meine Narben waren mir egal, aber mein Ich sollte niemand sehen, wie zerstört es war und was es ausmachte. Ich kniff mir kurz ins Handgelenk und dachte an damals. Aber geändert hatte sich ja nichts, sterben wollte ich immer noch.

,,Ey,Suizidopfer!", sagte plötzlich jemand neben mir und und ich drehte mich sofort um. Braune Augen trafen auf meine tristen Grünen und sofort war dort eisige Kälte. Ich zuckte zusammen und spürte, wie ich ein Stück zurückwich, soweit die Treppe das zuließ. Kinnie folgte mir trotzdem und nahm jede Stufe ganz langsam. Ihr Gesicht zierte ein Lächeln. ,,Lebst du also tatsächlich immer noch?", fragte sie ruhig und jetzt trennten uns nur noch fünf Stufen. Aber stehen blieb sie nicht. Ich presste mich gegen die Wand und ließ diese Kälte einfach zu. Versuchte vergeblich ihre Worte zu ignorieren.

,,Aber deine kranke Freundin ist es immerhin. Ja, ich weiß, dass Paula tot ist", fügte sie dann grinsend hinzu und es versetzte mir einen Stich. Trotzdem schwieg ich und wollte trotzdem schreien.
Jetzt stand Kinnie direkt vor mir und musterte mein Gesicht. Warmer Atem prallte auf mein Gesicht und ich spürte, wie mein Atem unregelmäßig wurde.
Kinnie grinste:,,Du hast immer noch Angst. Denn ich weiß zu viel und du bist so einfach zu verletzen."
Ich hasste sie. Mehr als Hass konnte ich nicht spüren. Nur die Angst überdeckte dies ein wenig.
Kinnie stütze ihre Arme neben meinen Kopf und sah mir tief in sie Augen.

Ihr Grinsen war verschwunden und dann fuhr sie mit einer Hand über mein Gesicht. Die Narben entlang und musterte jede einzelnde. Bei einer lange an meinen Wangenknochen hielt sie inne und ich biss mir auf die Unterlippe. ,,So schwach...", flüsterte Kinnie bedrohlich und ich zuckte innerlich erneut zusammen.
,,Willst du immer noch sterben?", fragte sie dann und ließ von meinen Narben ab. Ihr Blick prüfte mich, als ich langsam nickte. Kinnie lächelte und wiederholte ihre letzten beiden Worte. Ich schluckte und hasste mich gerade so sehr für mich, wie selten zuvor.

,,Du folgst Paula tatsächlich überall hin", sie lachte kurz leise und strich sich die braunen Haare zurück, ,,Schade, dass du noch lebst und sie schon tot, nicht wahr?" Ich schwieg, aber Kinnie wusste, wie sehr es mich innerlich zerriss. Warum ich mich nicht wehrte war klar: Sie wusste zu viel über mich. Eigentlich störte es mich nicht, aber sie wusste etwas, was niemand sonst wissen sollte.
Und dafür hasste ich sie und mich. Kinnie grinste wieder und ihr Gesicht kam noch ein wenig näher. Ihre Augen suchten meine nach Gefühlen ab. Aber dazu waren sie zu trist.
,,Gib mir eine Klinge und ich beende es jetzt und hier...", presste ich dann gebrochen hervor.

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt