Kapitel 81

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PoV Jana

Ich setzte mich neben Anica auf ihr Bett und strich mir durch die Haare. Die Vorstellung sie bald vielleicht nie wieder zu sehen verdrängte ich. Genoss es einfach jemanden zum Reden und Zuhören an meiner Seite zu haben. Und egal wie unterschiedlich unsere Herzen auch schlugen, hier waren wir gleich.
Egal ob Nina sich wieder mit jedem hier stritt und sich dabei nur wieder selber verletzte.
Egal ob Anna wieder nichts aß und sich dabei nur noch mehr schadete.
Egal ob Fenja sich immer wieder eine Klinge über den Arm zog und ihren Körper weiter quälte.
Egal ob Anica sich immer mehr nach Freuheit sehnte und dabei ihr Ich vergaß und vernachlässigte.
Wirr waren gleich, Psychos, die nicht in diese Welt passten und gehörten.
Eingeschlossen in einen Kreis aus Lügen und leeren Versprechen.

,,Glaubst du,dass wir eines Tages wieder normal leben werden?", fragte ich und sah auf meine Hände. Es war lange her, dass wir gesprochen hatten und irgendwie kam es mir komisch vor einmal keine Klagen und Sorgen an Anica weiterzugeben. Einmal wieder ehrlich mit jemandem reden ohne Lügen. ,,Ich glaube es nicht. Denn dort werden immer Schatten sein, egal ob dunkel oder hell", murmelte sie und ich musterte kurz ihren nachdenklichen Blick. Irgendwie hatte sie schon Recht, obwohl ich es vermutlich einfach nicht begreifen wollte. Weil ich normal sein wollte.

Anica legte ihren Kopf auf meine Schulter und ich hörte, wie sie kurz seufzte. ,,Was ist?", fragte ich und wuschelte ich lächelnd durch die Haare. Sofort zuckte sie zurück:,,Lass das!" Ihre Stimme hatte einen harten Ton und kurz zuckte ich zusammen. Aber sofort wurde ihr Gesicht wieder anders, offener. ,,Sorry, hab nur grad nachgedacht", murmelte sie. Ich nickte und mein Blick glitt zum Fenster. Dann sah ich wieder zu Anica und musterte ihren Blick.

,,Ich muss nur daran denken, das unser Leben so unkompliziert sein könnte, wenn wir keine Psychos wären. Normal und ohne Probleme...", sagte sie dann offen und strich sich durch die Haare, ,,Niemand wird uns je ansehen, dass wir einmal hier waren. Aber wenn sie es wüssten würden sie uns verurteilen, weil wir anders sind."
Ich nickte und wünschte mir grade Anica einfach immer an meiner Seite zu haben. Jemanden, der endlich einmal ehrlich war und wusste wovon er redete...
Aber das ging nicht...bald würden wir wieder getrennt sein. Zwei Psychos ohne Halteseil und doch nicht ganz alleine, eingeschlossen in Erinnerungen aneinander.

,,Ich will hier nicht weg, aber ich muss. Ich will nicht mehr so leben, aber ich muss. Und ich will schon lange aufgeben, aber ich muss...", murmelte ich und wollte diesen Moment einfangen und mitnehmen. Zwei zerrissene Seele nebeneinander ohne eine Wand aus Lügen. Einfach nur dasitzend und Gedanken tauschend. Ohne Lügen und leere Versprechen reden und zuhören. ,,Ich kenne das Gefühl leben zu müssen schon zu gut", flüsterte Anica fast und ich musterte sie erneut. Diesen nachdenklichen und sehnsüchtigen Blick. Diese tiefe Sehnsucht in ihren Augen war merkwürdig neugierig und doch so fern ab von dieser Welt. Bitte tu nichts dummes, wenn ich weg bin... ich will dich wiedersehen, wenn wir nur noch in Erinnerumgen an diesen Ort leben...eines Tages...

Ich legte meinen Kopf erneut auf ihre Schulter und sah hinaus in die langsam sinkende Sonne. Bald würde ich nie wieder so hier sitzen, verstanden werden. Vielleicht trennten sich unsere Schicksale und Wege hier. Eine Gabelung, die wir unterschiedlich nehmen mussten um uns am Ende wiederzusehen. Am Ende auf ein dunkles Meer aus Erinnerungen und Gedanke sehen zu können und diese Zeiten hinter uns lassen. Und anzusehen und einfach nur zu wissen, dass wir stark waren.
Aber dieser Weg war lang und vielleicht führte er auch zu einer Schlucht ohne Hoffnung. Und ohne Hoffnung würde man springen...

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Sry, für das späte Upload...
LG
FantasySoja

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt