Kapitel 64

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PoV Anna

Ich spürte nur noch Kälte, Leere und Schwärze; als ich langsam und kraftlos an der Wand herabglitt. Alle Energie schien von mir gewichen zu sein und ich wollte schreien. Wollte schreien, weil die Dunkelheit wie eine Welle auf mein Ich traf und mich zu Boden drückte. Ich wollte um Hilfe schreien, aber mein Mund war taub und ich fiel einfach auf den kalten Boden, während ich spürte, wie mein Atem plötzlich immer langsamer wurde und mich Panik und Angst eegriffen. Noch nie vorher hatte ich mich so kraftlos und zugleich auch unendlich hilflos gefühlt. Noch nie hatte ich solche Angst vor der Dunkelheit gehabt. Noch nie.

Ich versuchte verzweifelt zu schreien, Hilfe zu rufen. Aber mein Mund fühlte sich an, als würde er mit Wasser gefüllt werden. Es fühlte sich an, als würde ich ertrinken!
Lautlos und ohne Rettung hinab in die Schwärze des Wasser sinken. Meine Glieder waren zu schwach um mich an der Oberfläche zu halten und ich glaubte kurz zu ersticken, als meine Bilder nur umso deutlicher vor meinen Augen erschienen. Mein Herz schlug immer schneller und doch ging mein Atem so verdammt schwach, das ich jeden Moment glaubte einfach zu sterben. Einfach so, ohne letzte Worte, ein Geständnis oder sogar einen Brief.
Ich sah mich verzweifelt um und öffnete meinen Mund, aber es kam kein laut, denn einen Ertrinkenden kann man nicht immer retten...

Ich wartete verzweifelt, worauf genau wusste ich nicht. Warscheinlich darauf, das endlich die Dunkelheit und Erlösung kam. Das es endlich vorbei war; egal wie viel Angst ich vor dem Tod hatte. Egal wie sehr ich mich sträubte, tun konnte ich nichts. Sank einfach immer tiefen unter die rettende Oberfläche, hinein in die unbekannte Finsternis. Mein Atem wurden derweil immer flacher, mein Herz sprang mir fast aus der Brust und Schweiß bedeckte meine Stirn und Tränen bildeten sich in meinen Augen. Ich wollte nicht sterben, nicht ertrinken!

Ich ließ mich zur Seite fallen und lag schwer atmend auf dem Bauch, die Arme zur Seite gestreckt, den Kopf auf der Seite liegend, während mir Tränen über das Gesicht liefen und auf die Fliesen tropften. Ich hatte Angst und Schuldgefühle zugleich. Angst vor dem Tod und Schuldgefühle, weil ich selber Schuld war. Weil ich für mein Leben stand.
Immer mehr Tränen rannen über mein Gesicht und meine Lippen zitterten vor Anstrengung bei jedem Atemzug, der über meine Lippen wich. Schwach hob ich die Hand und ließ sie dann stöhnend auf die Fliesen schlagen. Den Schmerz nahm ich nicht einmal mehr wahr. Dort war nur noch Verzweiflung und die stumme Hoffnung auf Rettung.

Ich schloss kurz die Augen und wartete. Wartete, das ich meinen letzten Atemzug in diesem dummen und sinnlosen Leben tun würde. Einfach sterben. Diese Anstrengung hinter mir lassen und einfach von allen Schmerzen und Sorgen befreit sein, auch wenn ich nur Angst hatte. Ja, ich wollte nicht sterben. Als ich die Augen wieder öffnete glaubte ich Blei auf den Liedern zu haben, so schwer fiel es mir. Stumme Tränen liefen über mein Gesicht, während mein Herz immer langsamer schlug und die Hitze in mir sich in pure Kälte verwandelte.

Ich öffmete zu einem letzten verzweifelten Schrei den Mund, aber ich war zu schwach. Meine Zunge wollte die Worte nicht ausschrechen und war nur noch taub. Ich lauschte den letzten Atemzügen, die mir entwichen. Kraftlos und sinnlos. Mein Blick verschwamm immer mehr und die Schwärze nahm mir auch fast die gesamte Sicht. Ich hätte nie gedacht, das ich so sterben würde...allein und ohne Worte. Einsam in einer Psychatrie nach einem sinnlosen Leben...
Dann atmete ich noch einmal tief ein und schloss meine Augen. Es tut mir Leid... Ich gab auf, auch wenn ich es nicht wollte. Ich war schon zu lange am ertrinken, mein Leben verließ mich.
Schließlich umgab mich die Finsternis, wie einen schwarzen Mantel, der einen nicht wieder loslassen wollte. Für immer behalten und nie wieder hergebend.
Für immer...

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt