Kapitel 89

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PoV Jana

Ich schloss die Augen und dachte an diesen Tag. Ließ alle Eindrücke auf mich wirken und atmete ruhig ein und aus. Dann drehte ich mich im Bett zu Charlotte um. Zwar sah ich nur ihre Umrisse, aber ich wusste doch, dass sie da war und wie ich mit ihren Gedanken rang. Sich mit ihnen darum stritt; wer stärker war, wer länger durchhielt. Ein ständiger Kampf und das schlimmste war vermutlich, dass ich kaum wusste, was ich tun sollte, wenn sie irgendwann doch erneut siegten. Aber ich habe mich dazu entschieden zu känpfen. Und kein Preis kann dafür zu hoch sein!

,,Freust du dich auf deine neue Klinik?", fragte Charlotte plözlich und ihre blauen Augen schimmerten matt im schwachen Licht. Ich lächelte kurz und überlegte dann. Klar wollte ich die Wahrheit sagen, aber ich konnte nicht. Ich konnte nicht sagen, dass ich mich nicht freute. Vielleicht, weil es doch nicht die Wahrheit war? Ich nickte dann und hasste mich schon fast dafür:,,Ja...ja, vermutlich freue ich mich darauf endlich wieder eine Chance auf ein Leben zu bekommen." Ich glaubte fast Charlotte auflachen zu hören. Dann sah ich wieder zu ihr und sah erstaunt, dass sie mit dem Rücken an der Wand saß. Ihr Gesicht schien glücklich und doch so traurig zugleich...

,,Was ist?", fragte ich und setzte mich auch auf. Jede Bewegung schrie fast vor Anstrengung und plötzlich fühlte ich mich total müde. Aber wir halfen uns immer, waren bestimmt das zu tun!
Zwei Personen auf einem Rettungsboot, mit dem Schicksal auf diesem zu sterben und für immer in den tiefen des Ozeanes zu versinken. Auf dem Grund aufzukommen und einen letzten Blick auf das Licht über einem werfen. Dort ein Rettungsschiff zu sehen mit allen Menschen, die wir kannten. Aber es war zu spät, der letzte Atemzug getan. Auf ewig tot, obwohl es so anders hätte kommen können...

Charlotte lächelte kurz und in diesem Moment war ich mir sicher, sie noch nie so glücklich gesehen zu haben. Dann senkte sie kurz den Kopf und ihre Stimme klang fröhlicher als je zuvor:,,Ich darf in zwei Wochen raus." Sie hob den Kopf wieder und ich musterte sie erstaunt. Warum hatte ich nie gesehen, wie viel besser es ihr mittlerweile ging? Sofort grinste ich und schütelte dabei den Kopf:,,Das freut mich für dich!" Dann nickte ich zum Fenster. Jeder Gedanke war plötzlich fort unf ich war mir sicher mich noch nie so frei gefühlt zu haben.

,,Was ist mit deiner Vergangenheit...", fragte ich dann und Charlotte strich dich durch die Haare. Ihr Gesicht nahm einen ernsterten Ausdruck an:,,Ich habe gelernt zu siegen, habe gelernt mich zu wehren. Ich habe gelernt stark zu sein und die Vergangenheit zu akzeptieren." Kurz lächelte sie wieder. ,,Wenn ich hier raus bin, glaube ich, dass ich meinem Bruder verzeihen kann, dafür. Es war nicht seine Schuld, es war dieser scheiß Alkohol, der ihn besiegt hat, so wie die Gedanken langezeit mich...", murmelte sie dann und ihr Blick glitt zu mir.

Ich hatte Charlotte noch nie so gesehen, ohne Anspannung und doch voller Frieden. Und in diesem Moment konnte ich nur Freude für sie empfinden. ,,Ich hoffe ich schaffe es auch...", murmelte ich dann und mein Blick wanderte wieder zum Fenster. Charlotte nickte hektisch und plötzlich trat sie zum Fenster. Sie zog den Vorhang zurück und sah in den dunen Himmel. Mit ihrer rechten Hand zeigte sie zu den Sternen. Jede Bewegung schien ruhig und befreit. So anders als damals.
Sie fuhr über das Glas und die Sterne entlang:,,Eigentlich sind wir alle gleich. Geschaffen um unser Leben auf diesem Planeten zu verbringen. Nur unsere Schicksale unterscheiden sich. Aber wir alle können kämpfen, wenn wir es wollen. Nur leider sind wir auch in der Lage aufzugeben...was für eine dumme Eigenschaft!"

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt