Kapitel 177

75 9 0
                                    

PoV Anna

Ich setzte mich auf mein Bett. Lust zum Mittagessen zu gehen und mich mit den anderen über unsere Zukunft zu unterhalten hatte ich nicht. Bei dem Gedanken daran, was die Zukunft mir bringen würde, musste ich erneut zusammenzucken. Vergiss diese Gedanken einfach... Niemand würde diese Angst der Einsamkeit je verstehen, aber wen interessierte es schon, was ich dachte. Seit ich hier war hatte jemand mal wirkliches Interesse an mir und meinen Problemen gezeigt und ich bereite es gerade zu tiefst diese Zuneigung zunächst nicht angenommen zu haben. Ich bereute generell sehr viel, meine Magersucht besonders. Auch wenn das alles jetzt weit hinter mir zu liegen schien.

Ich erinnerte mich kurz an den Tag, an dem diese scheiß Krankheit began meinen Körper einzunehmen. Wie eine Freundin sagte, sie sei zu dick und sie müsse dringend abnehmen. Dann schaute ich auch in den Spiegel und fing an immer weniger zu essen. Ich verheimlichte es meinen Eltern, dass ich nur noch die Hälfte der Mahlzeiten zu mir nahm und ich oft hungernd im Bett lag und nicht schlafen konnte. Meine Freundinnen hatten es nicht bemerkt, meinten nur einmal zu Spaß, ich sei magersüchtig, als ich mal wieder nichts aß. Wie Recht sie damals gehabt hatten und es zu spät bemerkt hatten.

Und als meine Eltern das endlich kapiert hatten, schickten sie mich zu einer Psychologin. Ich schloss kurz die Augen an jene Erinnerung, die jetzt schon 8 Monate alt war. Sie hatte viel mit mir gesprochen, ganau wie hier. Aber es hatte mich nur genervt und schließlich hatte ich kaum noch etwas gegessen, auch meine Eltern konnten nichts mehr tun. Die Nächte waren trotz der Temperaturen draußen kalt gewesen und ich wollte mir nicht vorstellen, wie knochig ich irgendwann ausgesehen haben musste. Zum ersten mal verstand ich wirklich, warum meine Eltern mich hier rein gesteckt hatten. Und ich war ihnen kurz einfach nur Dankbar.

Ich kam mir unglaublich dumm vor und öffnete meine Augen schnell wieder. Mein starrer Blick fiel auf das Fenster des Zimmers und ich sah einfach hinaus. Dort draußen wartete ein ganz neues Leben und ich hatte es vergessen. Das Gefühl von Freiheit und die Gedanken von Tataendrang hatte ich vergessen. Aber mit jedem Gedanken an damals schien all das wieder aufzuflammen. An meinen ersten Tagen hatte ich immer an eine grüne Wiese gedacht, an Freiheit. Aber eigentlich war niemand frei. Die grüne Wiesen aus meinen Gedanken würde mit der Zeit von Profit und Einschränkung zerstört werden.

Ich sah in den bewölkten Himmel. Obwohl, vielleicht waren Wolken ja doch soetwas wie frei. Sie zogen fort und bildeten sich woanders neu. Bei diesem Gedanken kam ich mir wie ein kleines neugieriges Kind von und lächelte kurz. Dann schüttelte ich den Kopf. Egal wie viel Glück einen erreichte, genauso viel Pech drosch gleichzeitig dazu und verdrängte den Funken Hoffnung. Und ich hörte auf zu Lächeln. Vielleicht aus dem Grund, dass zu viel passiert war um es zu vergessen und seine Fehler zu beheben. Manchmal komme ich mir einfach nur dumm vor...

Ich wandte meinen Blick auf meine Hände und fuhr über die blasse Haut an meinen Handgelenken. Den Knochen zeichnete sich noch immer deutlich ab, aber trotzdem wurde er immer undeutlicher. Die Zeiten an denen es nur aus Knochen und einer einzigen Hautschicht bestand, verschwanden langsam. Aber die Erinnerungen würden nie verblassen, die Erfahrung dem Tod so nahe gewesen zu sein und das Schicksal die ganze Zeit im Griff gehabt zu haben. Ich konnte trotzdem keine wirkliche Reue aufbringen. Menschen machten eben Fehler und warscheinlich machte ich eh mehr als die Meisten. Aber am Ende waren wir doch alle gleich, alle Menschen mit den gleichen Zielen: Zu Leben...

----
Sry, ich werd jetzt wieder aktiver mit diesem Buch, versprochen!
LG
FantasySoja

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt