Kapitel 168

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PoV Anica

Ich schaute den Anderen nach und blieb einfach sitzen. Heute hatte ich keine Therapie, aber Lust alleine im Zimmer zu sitzen hatte ich auch nicht. Kurz überlegte ich einfach in den Gemeinschaftsraum zu gehen, aber gerade als ich aufstehen wollte, wurde der Stuhl gegenüber von mir zurückgeschoben. Verwirrt sah ich auf und blickte in das Gesicht von Joelyn. Es sah merkwürdig kalt und ohne Freunde aus. Ich setzte mich wieder hin und musterte sie immer noch erstaunt. ,,Hi", began Joelyn dann, brach aber sofort wieder ab und seufzte. Fast glaubte ich in diesem einen Wort unendliche Traurigkeit herauszuhören.

Dann aber fasste sie sich wieder und setzte ein Lächeln auf. ,,Wie geht es dir so?", brachte sie heraus und ich hörte dieses mal deutlich die Anstrengung heraus. Sofort spürte ich ein merkwürdiges Gefühl:,,Gut, aber was ist mit dir, sag nicht, es ginge dir gut. Das glaube ich dir nicht." Joelyn schüttelte den Kopf und seufzte wieder. Fast glaubte ich jetzt auch Frust in ihren Augen zu sehen. ,,Sie reden über meine Entlassung, egal wie oft ich sie noch anschreie", sie vergrub das Gesicht in den Händen und stützte ihre Ellenbogen auf den Tisch. Dann seufzte sie wieder und krallte ihre Hände in ihre Haare.

Ich kannte Joelyn gut, vermutlich mit am Besten von allen hier. Wir verstanden uns gut und ich kannte ihr Geheimniss. Hier bleiben zu wollen um Anderen zu helfen hier raus zu kommen. Und egal wie schwer und fast unmöglich es mitlerweile geworden war sich psychisch krank zu stellen, sie hatte es bis jetzt geschafft. Sie hatte so vielen geholfen. Auch mir, als ich hier angekommen war, hatte sie mir alles gezeigt und mit mir geredet. Sie war es gewesen, die mir Jana damals vorgestellt hatte. Ihr verdankte ich diese Freundschaft, die immer noch zwischen uns hielt. Wieder.

,,Kannst du nicht einfach wieder so ausrasten wie sonst auch?", fragte ich nach kurzem Überlegen. Joelyn schüttelte sofort den Kopf. Dann seufzte sie wieder und schwieg kurz. ,,Sie wollen, dass ich in eine Tagesklinik gehe. Ich wäre nur eine Gefahr für mich selbst:, meinte sie dann und ihre Stimme brach wieder. Ich hatte nie verstanden, was sie so toll fand hier zu sein, wo jeder Andere von uns nur raus wollte. Aber ich verstand diesen Wunsch dann trotzdem, an einem Ort bleiben zu wollen. Und sie passte hier so perfekt rein. Jeder dem sie half, konnte kurz lächeln und sie war viel aufrichtiger als die Meisten von uns.

,,Und wenn du dich mit einem von uns streitest?", fragte ich knapp, da jeder Satz in der Stille falsch zu klingen schien. Joelyn lachte kurz auf und schüttelte dann erneut den Kopf. Sie nahm die Hände vom Gesicht. ,,Dazu müsste ich eine von euch verletzten und das werde ich ganz sicher nicht tun. Nein, ich glaube es ist wirklich Zeit hier raus zu gehen und wieder ins Leben einzugehen. Aber ich glaube nicht, dass ich das kann. Ich möchte hier bleiben und helfen", sie musterte meinen Blick. Dann trat wieder diese Traurigkeit in die Augen.

,,Mich kannst du verlet-", began ich, aber Joelyn kam mir zuvor. ,,-Ich habe "Nein" gesagt Anica. Ich werden keinen hier verletzen, auch keinen von Station, wenn du an Fenja denkst. Es war klar, dass es irgendwann kritisch wird diese Maske zu behalten, aber ich dachte ich hätte noch Zeit", sagte sie strenger. Dann blinzelte sie kurz und sah dabei ins Licht der Sonne, die durch das Fenster fiel. ,,Und warum kommst du dann zu mir?", fragte ich und musterte Joelyn. Diese seufzte wieder und schwieg. ,,Ich habe eine Bitte an dich", sagte sie dann und dieses mal klang ihre Stimme toternst.

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt