Kapitel 23

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PoV Nina

Zu spät bemerkte ich, wie Lynn mich ganz plötzlich an sich drückte. Noch nie hatte jemand mich so umarmt und doch entfaltete es nur noch mehr Wut in mir. Ein Feuer; das zerstören wollte. So schnell ich konnte drückte ich sie weg und sie stolperte erschrocken zurück. Warum verdammt nochmal hatte sie das getan?! Im selben Moment hörte ich mich selbst sie anschreien:,,Warum,zur Hölle?" Mein eigener Schrei hallte plötzlich in meinen Ohren wieder und plötzlich brachen dunkle Wolken über mich herein. Doch Lynn blieb still. ,,Warum!", schrie ich nochmal und sprang auf. Ganz nah trat ich an sie heran. Meine Augen durchbohrten ihre und ich sah, wie sie mit sich kämpfte ruhig zu bleiben. Doch sie sagte immer noch nichts. Diese Stille zerriss jedes noch so kleine Halteseil meiner Wut und ich drückte sie mit meinem Unterarm an die Wand. Wie von selbst legte ich ihn an ihren Hals. So vertraut kam es mir vor. Zu vertraut.

Ich hatte es schonmal getan. Vor knapp einem Jahr, auf meiner alten Schule. Es kam mir schon so lange vor. Wie lange war ich nicht mehr dort gewesen... wieso war ich nur so verdammt psychisch krank geworden?!
Ich sah Johanna aus meiner alten Klasse vor mir, wie ich mit ihr auf dem Boden lag und ich mich über sie beugte. Wie ich meinen Unterarm an ihren Hals setzte und langsam zu drücken began. Wie Johanna sich wand, aber gegen eine Mauer aus Feuer konnte sie nichts tun. Wie ich sie anlächelte und meine Wut einen Berg in meinem Kopf baute. Wie Johanna immer schwächer wurde und mein Arm stärker gegen den blassen Hals drückte.

Ich musste an diese verdammte Lehrerin denken, die plötzlich da war und mich von diesem verdammten Kind runterzog. Wie ich ihr heftig ins Gesicht schlug und sie mich losließ. ,,Fick dich!" Wie ich plötzlich von einem Polizisten gepackt und zu Boden gedrückt wurde.

Niemand kämpft gegen mich! Niemand versucht mich zu verstehen! Niemand soll sich gegen mich stellen! Ich bin stärker und klüger! Fickt euch alle!

Lynns Tritt kam zu unerwartet und ich stolperte zurück, gegen die andere Wand. Ich verzog das Gesicht und mein Blick glitt zu meinem linken Schienbein. Wie konnte dieses Arschloch so etwas wagen?! Im nächsten Moment prallte ihr Körper gegen meinen und ich fiel zu Boden. ,,Niemand erwürgt mich so leicht, Nina! Und deine Frage kann ich dir nicht beantworten!" Sie grinste und sofort saß sie auf mir. Dann schlug sie wieder zu. Dieses mal direkt in mein Gesicht.

Am liebsten hätte ich aufgeschrien, aber ich durfte nicht. Ich bin nicht schwach! Doch leider war diese Missgeburt stärker und eine hartnäckige Kämpferin. Als sie erneut ausholte, riss ich meinen rechten Arm los und packte ihr Handgelenk. Dann drückte ich es weg und richtete mich wieder auf. Nun lag sie vor mir, die Augen glitzerten nur so vor Zorn. Wie ein Wolf, dem man die Beute streitig machen will. Nur leider war ich auch eine Wölfin. Eine tapfere und entschlossene.

Dann schoss ich vor und schlug gegen ihren Kiefer. Ein Krachen durchbrach die Stille und ich spürte Blut meine Hand hinunterlaufen. Erstaunt betrachtete ich sie und das hellrote Blut, das sie einen Weg meinen Arm hinuterbahnte. Dann fiel mein Blick auf Lynn, die mich erschrocken und mit noch mehr Wut ansah. Trotzdem sah ich die Schmerzen in ihren Augen und das Blut, das aus ihrem Mund auf ihre graue Jacke tropfte. Sie hielt sich das Handgelenk an den Mund und zog es zurück, als es sich ebenfalls rot färbte. Dann sah sie mich an. Zum ersten mal schaute lag nur Schmerz in ihren Augen. Unendliche Schmerzen.

Ihr Tritt kam zu unerwartet und sofort schlug mein Kopf auf das Metall des Bettgestells. Ich sah die Mühe, die sie diese Bewegung kostete. Ich zuckte zusammen, als sich schwärze in meinen Blick legte. Nein, bleib stark! Doch die Dunkelheit war stärker. Zu stark für mich. Das letzte was ich sah war, wie Lynn mich musterte und leicht nickte, wobei sie ihre Augen vor Schmerzen schloss. Leider sind wir beide ebenbürtige Wölfe und unser Blut bezahlt die Strafe für diese Kämpfe...

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt