Kapitel 92

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PoV Anica

Ich stand auf und musterte dann doch nur stumm das Geschehen. Sah zu; wie Nina Kinnie anschrie und es versetzte mir einen Stich sie so offen reden zu hören. Ich wusste, wie sehr sie es hasste, ihre Gefühle zu zeigen. Ich kannte sie schon so lange... Wir waren hier zusammengewachsen, soetwas wie Freunde geworden. Unter dem selben Himmel lebten wir alle. Aber nicht jeder bekam die Chance so einen Mensche wie sie kennenzulernen. Wir waren vielleicht alle Psychos, aber immerhin nicht wie jeder. Und doch wollte ich niemandem so ein Leben wünschen, egal wie scheiße er auch war.

Kinnie sah Nina wütend in die Augen und ich spürte sofort, dass sie bereit war noch mehr zu tun als sie nur zu schlagen. Sie hassten sich so sehr, würden sich vermutlich gegenseitig umbringen. Ich machte einen weiteren Schritt zu den Beiden, blieb dann aber stehen. Mein Blick fiel auf Lynn, die plötzlich wie aus dem Nichts neben Nina stand. Ihre Augen funkelten noch mehr, als die von Kinnie und ich verstand zum ersten mal, wie ebenbürtig Nina und sie doch waren. Ihr Schicksal war es stark zu sein und sich gegen die Gedanken zu wehren. Und diese Selbstbeherrschung hatte nicht jeder.

,,Was ist dein scheiß Problem, Kinnie?", ihre Stimme klang zugleich wütend und doch irgendwie weich. Besänftigend und doch angriffslustig. Kinnie musterte sie und ein wenig schien sie sogar erschreckt. Dann aber hatte sie sich wieder gefasst und starrte ihr in die Augen. ,,Bist du jetzt auch auf der Seite dieser sinnlosen Störung?!", schrie sie Lynn an und ich spürte sofort, wie sehr diese Worte Lynn verletzten.
Ich hatte schon immer gewusst, wie gute Freunde sie damals gewesen waren. Wie sie Nina fertig gemacht hatten. Zusammen waren sie stark und beide besaßen unendliches Selbstbewusstsein. Wie müssen sich solche Worte von einer Freundin anfühlen...?

Lynn schloss kurz die Augen und ich sah, wie zwei Seiten in ihr rangen. Dann senkte sie kurz den Kopf und dachte nach. Ihre Augen waren trist, als sie diese wieder öffnete. Und doch entschlossen. ,,Ich will nicht mit dir streiten...", sagte sie ruhig und sah kurz zu Nina. Dann trat sie zur Seite und lächelte Kinnie kurz zu:,,Es ist euer Streit." Aber es war kein schönes Lächeln, ein Falsches voller Lügen. Ein Grinsen um den anderen fertig zu machen. Kinnie verzog kurz das Gesicht und nickte trotzdem. Dann ging Lynn langsam aus dem Raum und ich verstand gar nichts mehr.

,,Hast du jetzt Angst?!", schrie Kinnie Nina an und ich sah zu Nina. In ihre dunklen Augen und die Wut darin. Sie atmete tief durch und schüttelte dann den Kopf. Ich sah ihren Kampf, den Drang die Wut zurückzuhalten. Aber ich wusste doch, dass es zu spät war. Ihr Stolz würde zu groß sein, so wie immer. Dann ging Nina zu Kinnie und ich sah, wie sie vor ihr stehen blieb. Ihre Augen spiegelten all ihre Wut und doch all die Verletzung wieder. Ich sah den Schmerz darin und den Wunsch einfach fort zu sein, weit weg. Raus aus diesem Körper.

,,Seit du weg warst, hat sich viel geändert und das wirst du noch lernen müssen", flüsterte Nina Kinnie zu und ich sah das Lächeln auf ihrem Gesicht. Kinnies Augen hingen an den tristen von Ninas und ihr Mund verzog sich erneut zu einem Grinsen. ,,Ich weiß", damit schlug sie Nina erneut ins Gesicht und diese fiel zu Boden. Ihre Wange färbte sich fast sofort rot und ihre Augen sahen fast erschrocken aus. Kinnies Tritt kam zu schnell und ich sah, wie Ninas Augen sich nur noch mehr mit Tränen und Wut füllten. Sie will stark sein...aber sie kann nicht mehr und Kinnie würde sie zu gerne leiden sehen...

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt