Kapitel 66

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PoV Fenja

Ich ließ mich auf mein Bett nieder und zog die Beine an meinen Körper. Egal wie sehr es auch schmerzte, als ich meine Arme darum legte, ich kniff nur kurz die Augen zusammen und atmete tief durch. Die Schmerzen und der Wunsch zu sterben waren ein Teil von mir, regierten schon so lange mein ich...
"Wenn du dich umbringst, tue ich es auch..."
Ich musste unbewusst an Paulas Worte denken und Tränen stiegen mir in die Augen. Warum musste ich bloß in dieses Zimmer zurück?! Ich versuchte mein Verlangen einfach gegen die Wand zu springen oder mein Handgelenk winfach erneut zu brechen unterdrücken. Denn auf einen Aufenthalt in einer anderen Spezialklinik hatte ich keine Lust. Ich hatte keine Lust mehr zu leben, wann verstand man mich denn endlich?!

Schließlich konnte ich es nicht mehr unterdrücken und sprang auf. Dann sah ich zu der Kamera in der Ecke des Zimmers. Wie gerne würde ich mir jetzt eine Klinge in den Arm rammen und vor ihren Augen sterben, vor ihren erschrockenen Gesichtern. Wollte sehen, wie sie mir bei meinen letzten Herzschlägen zusahen und nicht fassen konnten, das ich mich immer noch umbringen wollte. Ich würde es nie verdrängen können, es war zu spät. Ich wat sowieso schon lange tot. Mein Herz schlug nur noch, weil es musste. Weil man es dazu zwang zu schlagen um mich an Leben zu halten, egal wie sehr es schmerzte.

Ich zuckte zusammen, als es an der Tür klopfte und ich lehnte mich an die Wand neben mir. Dann wischte ich mir die aufkommenden Tränen weg und sah zur Tür. Ich hatte keine Lust zu reden, Worte heilten kein gebrochenes Herz. Keine zerstochene und vernarbte Haut. Keine Wunden und erst recht keine dunklen Gedanken!
Dann ging die Tür auf und ich sah in das Gesicht von Frau Tölke. Sofort seufzte ich etwas genervt und stellte mich gerade hin, so gut es ging. Ich fühlte mich schwach, aber das war nichts Neues. Und das ich sterben wollte wusste sie ja eh.

Kurz musterte die Pflegerin mich, dann stellte sie sich in die Tür:,,Das Zimmer kennst du ja." Ich blickte sie bloß ausdruckslos an. Wollte hier einfach nur weg. Dann fuhr sie fort und strich sich durch die gelockten Haare:,,Wir haben beschlossen, das du ab jetzt immer zum Essen unten bist, sonst wirst du durchgehend eine Pflegerin an deiner Seite haben, damit dir nichts geschieht." Ich wollte lachen können und diese Worte anlächeln. Es gab immer einen neuen Weg es zu versuchen. Was sollte eine dumme Pflegerin bringen?
Aber Lust nie allein sein zu können hatte ich auch nicht. Ich brauchte die Zeit mit meinen Gedanken. Einfach allein dasitzen und mich hassen.

Als ich sie nur ebenso musterte, seufzte sie und schloss die Tür wieder. Ich drückte mich von der Wand ab und humpelte zu meinem Bett zurück. Neben Nina und Anna zu sitzen, darauf konnte ich verzichten. Dank ihnen musste ich schließlich leben. Und Anica wollte ich nicht in die Augen sehen, zu unterschiedlich waren wir. Und was Jana betraf, konnte ich mich gleich vor ihr umbringen, juckte ja niemanden. Ohne mich wären alle besser dran, es gab eh niemanden mehr, für den es sich lohnte zu leben.
Vielleicht hatte es mal einen Grund gegeben, wissen tat ich es nicht mehr. Zu viel Zeit war verstrichen, meine Vergangenheit waren nur noch Bruchstücke und Dunkelheit. Sie bestand aus Schmerzen und Narben, einem verdammten schwarzen Buch. Ich würde es mir immer weiter in die Haut ritzen. Jede Sekunden würde ich die Schmerzen dem Leben vorziehen. Würde mir eine Klinge einfach über den vernarbten Arm ziehen und zusehen, wie mein Leben von mir wich. Einfach loslassen. Warum konnte ich das nicht, mir einfach das scheiß Leben nehmen?
Es gibt keinen Grund für mich zu leben, aber genug um es zu beenden!

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt