Kapitel 56

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PoV Fenja

Ich setzte mich erneut an die Wand gelehnt auf den Boden und schloss kurz die Augen. Einfach einmal die Dunkelheit spüren, das was ich so sehr wollte. Einmal nicht das beschissene Leben sehen zu müssen. Ja, sterben wollte ich grade mehr denn je. Einfach aus dieser scheiß Höllle entfliehen, in der es nichts als Lügen und leere Versprechen gab! Nur dumme Worte ohne Sinn. In der jeder sein eigenes Leben lebte und versuchte Psychos am Leben zu halten, die schon lange innerlich starben, ohne das man es ihnen ansah. Denn niemand konnte das zerschnittene und immer noch schlagende verdammte Herz sehen, das einfach nicht aufhören wollte zu leben!

Wie gerne hätte ich jetzt eine verdammte Glasscherbe und würde soe mir in den Arm rammen. So tief, das sich die scheiß Splitter in meine Haut fraßen umd sich dann tief hineinbohrten. Das es schmerzte und ich dieses scheiß Leben vergessen konnte! Das was mir jeden Tag ins Ohr schrie, wie sehr ich mich hasste noch zu leben! Jeder Atemzug erinnerte mich daran, wie sehr ich doch einfach damit aufhören wollte! Jeder Herzschlag erinnerte mich daran, dass dieses kaputte Herz noch immer schlug, obwohl es schon lange still sein sollte!

Wie gerne hätte ich jetzt eine Klippe hoch über dem Boden, auf der ich ganz alleine war; während der Wind mir ins Gesicht sagte, das es der letzte Sprung war. Wie gerne würde ich springen und ein letztes Mal in dieses Leben schauen, schauen wie alle um mich herum mir zusahen, wie ich in den Tod sprang. Wie ich dieses verdammte Leben für immer verließ und nicht einen Funken Hoffnung zurückließ. Dann würde ich auf dem Boden aufschlagen und einen letztem Atemzug tun, dann würde mein Herz endlich still sein. Kein schlagen mehr in der vernarbten Brust, keine dunklen Gedanken mehr.

Wie gerne hätte ich jetzt ein Messer hier, mit dem ich mir das letzte Kapitel in die Haut schreiben konnte. Ganz tief, sodass der Schmerz mein letztes Kapitel verzieren konnte. So tief, dass es die Gedanken von mir stieß. Wie gerne würde ich mir damit erneut jede Narbe aufschnitzen und dann zusehen, wie mich das Leben verließ und niemand mehr etwas tun konnte. Wie ich das Messer an meinen Armen ansetzte und immer tiefere Schnitte zog, egal wie schwach und schmerzhaft es doch war. Egal wie viel Kraft mich verließ, ein letztes mal meinen Körper daran erinnern, wie lange ich gelitten hatte.

Mein Blick fiel auf den roten Knopf neben dem Bett und ich musterte ihn ausdruckslos. Die schwarze Schrift darauf sollte Leben retten, aber für zerstörte sie es nur noch mehr:
SOS um Leben zu retten
Ich fuhr über die Buchstaben. Zu oft hatten sie es verhindert und für mich hatten sie schon zu lange eine andere Bedeutung:
Sterben Ohne Suizid? Unmöglich Leben zu retten...

Ich rutschte weg davon und stieß mit dem Rücken gegen die Wand. Sofort presste ich meinen Kopf dagegen. Warum lebte ich eugentlich noch?! Niemand brauchte mich! Niemand brauchte ein scheiß Suizidopfer, dessen Kraft schon lange fort war! Niemand brauchte einen Psycho, der sich seit zwei Jahren das Leben nehmen will und immer scheitert! Ich wollte einen Zug, eine Klinge, ein Messer, eine Brücke oder irgendetwas anderes, was mein Leben endlich beendete!

Ich spürte diese verdammten Tränen auf meinem Gesicht brennen und wischte sie mir mit dem Ärmel weg. Wie verdammt dumm war ich nur? Nutzlos und ohne Sinn in diesem Leben. Ohne Ausweg und ohne Hoffnung. Ich lebte nur noch, damit man versuchen konnte meinen vernarbten Körper zu retten. Weil meine Gedanken schon lange zu dunkel und tief waren. Weil mein Herz schon lange zerschnitten war. Weil meine Gefühle nur noch kalt und traurig waren...

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt