Kapitel 175

70 10 0
                                    

PoV Fenja

Ich folgte Frau Tölke den Flur meiner Station entlang und spürte, wie mir jeder Schritt den Atem zu nehmen schien. Ich griff mir in die Tasche des Hoodies und atmete kurz tief durch, bis ich die Klinge ergriff. Meine Finger wanderten über das Metall und jede Kante. Wenigstens dafür war ich Kinnie dankbar, dass sie mir diese letzte Hoffnubg mitgebracht hatte. Eine alleletzte Hoffnung. Ich wollte es nicht jetzt, aber ich konnte einfach nicht mehr. Mein Körper schrie nach Schmerzen, einer Bestrafung. Frau Tölke ging vielleicht zwei Schritte vor mir, aber es musste reichen. Vorsichtig griff ich nach der Klinge und umschloss sie dann.

Dann zog ich sie aus meiner Tasche und ließ meine rechte Hand unter den Ärmel des linken Armes wandern. Fuhr schnell über die Narben und suchte mir eine Stelle nahe der Pulsader. Dabei musste ich den Ärmel aber etwas hochschieben. Kurz sah ich zu Frau Tölke, dann riss ich die Klinge ruckartig über meinen Arm und zog meine Hand mit der Klinge zurück. Der Ärmel fiel zurück über den Unterarm und ich legte die Klinge still in die Tasche meines Hoodies zurück. Und dann kamen diese Schmerzen, die sich wie Stromschläge durch meinen Arm zogen.

Es fühlte sich an, als würde man mir hunderte Nadeln in den Arm rammen, hoffen, dass mich so das Leben verließ. Aber egal wie sehr es brannte, tief genug war der Schnitt leider nicht.
Ich erinnerte mich an meinen ersten Versuch und schloss die Augen bei dem Gedanken daran. Und dann blieb ich einfach stehen, ließ meine Gedanken, Erinnerungen und den brennenden Schmerz in meinem Arm auf mich wirken. Ich zuckte zusammen und kniff kurz die Augen zusammen. Dann spürte ich wieder diese verdammten Tränen in mir hochsteigen. Aber ich würde sie nicht zulassen, nicht wegen dieser Erinnerung.

Ich hatte es einfach getan, mir eine neue Klinge geholt und meine Ärmel hochgeschoben. Dann hatte ich an die Wamd vor mir gestarrt, mich gehasst. Für alles und es getan. Mir einfach die Klinge in die Haut gedrückt und durchgezogen. Den Arm hoch und dann die Klinge erneut waagerecht gezogen. Den älteren Schnitten nach, hatte sie aufgerissen. Erst dann waren die Schmerzen umd das Blut gekommen. Hatten alles betäubt und ich hatte damals vermutlich das letzte mal wirklich gelächelt. Weil ich gedacht hatte, es wäre einfach vorbei und ich würde diesem Lebem für immer entfliehen können. Es war so lange her...

Ich öffnete meine Augen wieder und überließ mich den Schmerzen in meinem Arm. Dann brach ich einfach zusammen, ließ ich mich auf den Boden sinken. Hörte, wie das verdammte Herz in meiner Brsu hämmerte, als wolle es mir erneut beweisen, dass es noch schlug. Ich spürte nur noch Schmerzen, nahm nicht einmal wahr, wie Frau Tölke sich über mich beugte. Ich verkrampfte mich kurz, als sie den mittlerweile blutigen Ärmel meines Hoodies hochschob. Der Stoff schien sich erneut in meine Haut festsetzten zu wollen. Vermutlich sagte sie etwas, aber ich hörte nicht zu, sah stumm auf den Schnitt und wünschte mir jetzt zu sterben.

Aber dazu war der Schnitt zu oberflächlich. Ich hörte, wie Frau Tölke etwas rief. Dann sah sie wieder zu mir. Wie ich sie hasste. Wie ich das Lebem hasste. Warum konnte ich nicht einfach sterben?! Und dann setzte ich mich mühsam auf. Ich wollte hier weg. Ich musste. Ohne workliche Kraft stand ich trotz Frau Tölkes Händen auf und wollte wegrennen, aber diese packte meinen anderen Arm und zog mich zurück. Kraftlos sank ich wieder zu Boden und blieb einfach liegen. Und dieses mal kamem die Tränen, liefen über mein starres Gesicht und ich lieď sie zu. Lasst mich einfach sterben... bitte... ich kann nicht mehr...

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt