Kapitel 72

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PoV Nina

Ich schreckte von einem Klopfen hoch und öffnete ruckartig die Augen. Fast sofort hörte ich Lynn auch aufwachen. Erstaunt merkte, dass das ganze Zimmer noch dunkel war und sah in die Richtung, in der ich die Tür vermutete. Fast im selben Moment ging diese auf und ich blinzelte wegen des hellen Lichtes, das so plötzlich das Zimmer flutete. Dann sah ich in das Gesicht einer Pflegerin mit roten Haare. Ich glaubte mich zu erinnern, dass sie Frau Belz hieß. Sie musterte uns kurz und fragte dann:,,War in den letzten Minuten jemand bei euch im Zimmer?"

Ich blinzelte und rieb mir kurz über die Stirn. Dann sah ich zu Lynn und sie schüttelte den Kopf. Aich sie sah komplett müde aus und ich glaubte sogar einen Ansatz von Wut in ihrem Blick zu sehen. ,,Was ist denn passiert?", fragte sie und ich erkannte erstaunt, dass sie wach und neugierig klang. Auch ich sah zu der nun sichtlich nefvösen Pflegerin. Erst zögerte sie noch, doch dann antworte sie:,,Ein Mädchen von Station 4 ist nicht mehr zu finden." Ich rollte sofort mit den Augen und ließ mich zurück ins Bett fallen. Darum machten die so ein Theater? Weil eine suizidale ihr Zimmer verlassen hatte? Ich stöhnte genervt auf.

Die Pflegerin lächelte noch kurz entschuldigend und sagte dann:,,Wenn ihr trotzdem jemanden seht oder etwas hört, sagt eimfach Bescheid." Ich nickte bloß und spürte sofort wieder eine Welle der Müdigkeit. Dann ging die Pflegerin wieder und ich schloss die Augen. Die plötzliche Stille war eigentlich auch nocht viel besser, aber irgendwie war ich jetzt wach und müde zugleich. Seufzend legte ich mich auf die Seite und versuchte wieder einzuschlafen. Aber dann, kurz bevor ich grade eingeschlafen war, traf mich der Gedanken. Wie ein Schlag, klatschte er in mein Gesicht und sofort war ich wieder hellwach. Ob ich es wollte oder nicht...

Sofort stöhnte ich laut auf und hörte sofort Lynns genervte Frage:,,Was ist jetzt schon wieder los, Nina?" Ich rollte mit den Augen und war gerade froh, dass Lynn es in der Schwärze nicht sah. Dann antworte ich trotzdem ruhiger als ich eigentlich konnte:,,Welches Mädchen ist das wohl?" Ich wollte sogar fast auflachen. Sofort schien auch Lynn hellwach und sie klatschte sie hörbar gegen die Stirn:,,Doch nicht etwa die sozidale gestörte, mit der du dich schon so oft gestritten hast?" Ich grinste bei den Worten "gestritten". Etwas untertrieben, wir hassten uns bis aufs Blut.

Ich nickte bloß, obwohl Lynn das nicht sah. Dann klang auch Lynn genervt:,,Die soll endlich sterben, dann ist hier Ruhe..." Ich hörte, wie sie sich wieder auf die Seite drehte und versuchte einzuschlafen. Ich gähnte kurz und war kurz selbst erstaunt, dass ich diese Worte nicht befürwortete. Irgendwie war Suizid nicht so lustig, dass man es einem Menschen wünschen konnte. So viel Hass konnte selbst ich nicht aufbringen. Wenn dann musste ich echte Wut auf sie haben und die hatte ich grade nun einmal nicht. Und ich musste ihre Schlauheit auch irgendwie bewundern. Wie sie ihnen immer durch die Hände schlümpfte. Wie eine Giftschlange, die keine Tür aufhalten konnte...

Ich schloss ebenfalls wieder die Augen und lächelte sogar kurz. Diese Klinik war tatsächlich zu dumm auf eine suizidgefährdete Jugendliche aufzupassen. Und helfen taten sie ihr vermutlich nicht gerade, wenn sie diese einspeerten und ihren Wunsch nicht einfach geschehen ließen. Vielleicht waren wir beide doch nicht so unterschiedlich. Uns beide kontrollierten dunkle Gedanken von Zerstörung und Feuer. Nur das mein Feuer andere angriff und ihres sich gegem sie stellte. Aber beide zerfraßen uns, krallten sich an uns, ohne Hoffnung, aber voller Dunkelheit und Blut.

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt