Kapitel 13

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PoV Anica

Diese Psychatrie verlässt man nur durch Suizid, sonst hat man sie nicht verlassen.
So traurig diese Worte doch waren, so sehr setzten sie sich doch auf mein Herz und krallten sich dort fest. Eie ein Brandmahl, das nie verschwinden würde.

,,Was machen wir jetzt noch? Im Zimmer hängen und warten, bis wir depressiv werden?", lachte ich und schluckte die letzte Kartoffel runter. Wie konnte Anna nichts essen wollen?
Nina grinste frech:,,Ist mal was anderes,oder?" Dann lachten wir, obwohl vermutlich niemandem die traurige Stimmung entging.
,,Wir könnten doch noch in den Gesellschaftsraum gehen und uns ablenken,oder?",sagte Jana schließlich und sah auf ihre Uhr, ,,Es ist bereits 15 Uhr. Um 18 Uhr ist erst Abendbrot." Anna nickte stumm.

Manchmal kam es mir vor, als wäre sie schon immer hier gewesen und nicht erst seit einem Tag. Sie war so offen und fröhlich, obwohl man trotzdem ihre dunkle Seite sah. Die Seite, die sie hierher gebracht hatte. Ich hatte auch so eine Seite. Jeder hier hatte sie. Aber ich versteckte sie, schloss sie imner mehr weg. Schon lange hatte ich beschlossen diese Seite zu vergessen und nie wieder zu betreten. Den Schlüssel zu der Tür hatte ich meinen Eltern gegeben, ohne das sie es wussten. Ein Geheimnis, beschützt von meiner hellen Seite.

Schließlich standen wir auf und ich ging vor, die Treppe hoch zum Gesellschaftsraum. Ohne ein Wort folgten mir die anderen.
Gedanken schienen jeden zu überrollen. Ob dunkel oder hell konnte ich nicht sagen.
Wir betraten den großen gelb gestrichenen Raum und setzten uns auf zwei Sofas in eine Ecke des Raumes. Es waren nur ein paar andere Jugendliche da, die an einem der Tische Uno spielten. Eine davon war Marie, die mir kurz zuwinkte. Auch sie versteckte ihre Probleme sehr gut. Warum konnten einige das bloß nicht?

,,Warum sind wir bloß Psychos?", fragte Anna schließlich und am liebsten wäre ich aufgestanden und weggerannt. Ich wollte nicht mehr so genannt werden. Wollte die dunkle Seite vergessen.
,,Keine Ahnung", meinte Jana und zupfte gedankenverloren an den Sofakissen herum, ,,Vielleicht hasst das Leben uns?" Nina lächte bitter und sah dann aus einem der Fenster:,,Vielleicht."

Ich betrachtete sie kurz, die rotblonden Haare, die ihren Charakter äußerlich nicht besser wiederspiegeln könnten. Die blau-grauen Augen, meist voller Wut. Wären wir außerhalb dieser Psychatrie Freunde geworden? Vermutlich nicht.

Dann sah ich zu Jana. Ihre braunen Haare, welche leicht gewellt über ihre Jacme hingen ließen sie unschuldig wirken. Auch das passte einfach zu ihr, ihrer Angst vor der Vergangenheit. Ihren psychischen Schmerzen. Wären wir außerhalb dieser Psychatrie Freunde geworden? Warscheinlich auch nicht.

Und Anna? Ihre ebenfalls braunen, aber glatteren Haare, ihre braunen Augen, die ihren Glanz immer hielten. Wie konnte sie so dünn sein und trotzdem lächeln? Wären wir Freunde geworden? Nein, wären wir nicht. Wir waren so unterschiedlich.

Niemand von uns hätte sich mit dem anderen anfreunden können. Niemand. Warum hatten wir das hier gekonnt? Vielleicht zwang uns die Enge dazu zusammenzuhalten? Oder unser gemeinsames Schicksal...
Wissen konntw ich es nicht und trotzdem waren wir hier. Wir hatten uns gefunden. Aber würden wir es auch hier zusammen raus schaffen?

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt