Kapitel 169

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PoV Jana

Ich betrat mein Zimmer und blickte sofort in Charlottes Gesicht. Sie musterte mich, den schwarzen Koffer neben sich. Sie zog sich gerade eine grauen Pulli über und hielt dann inne. Kurz sahen wir uns einfach nur stumm in die Augen. Einen kurzen Moment glaubte ich in mein Ich zu sehen, in meine Augen, mich. Und mir wurde wieder bewusst, wie ähnlich wir uns waren. Als wir uns kennengelernt hatten waren wir beide kaum ansprechbar und traurig gewesen. Und jetzt? Jetzt verließen wir beide diesen Ort und trennten uns voneinander. Vermutlich für immer und das in ein paar Augenblicken.

,,Wann-", began ich und brach dann ab. Mein Mund war plötzlich ganz trocken und ich hatte das Gefühl verlernt zu haben, wie man sprach. Charlotte lächelte kurz traurig. ,,Ich soll jetzt nach unten und dort warten", meinte sie dann und ich sah, wie schwer ihr diese Worte fielen. Auch sie brach ab und wir blickten uns wieder in die Augen. In die Stille.
Bilder schossen mir durch den Kopf, wie wir redeten, ich mich bei ihr beschützt fühlte und umgekehrt. Wie ich ihr tagelang zuschaute, wie sie Bilder zeichnete und dabei von ihrem Leben erzählte. Ich einfach nur zuhörte.

Dann hielt ich es nicht mehr aus und ging zu Charlotte. Ich umarmte sie einfach und drückte sie an mich. Glaubte ihr Herz gegen meins schlagen zu hören und versank kurz in diesem Moment. Zwei zerschlagene Herzen von Angst und Hass geprägt.
Bilder, wie ich in meinem Bett lag und an damals denken musste. Wie sie mich tröstete und selbst darin versank, wie es ihr ergangen war.
Bilder, wie ich lachte und alles die Vergangenheit fortzuwischen schien. Wie wir zusammen in die Sterne geschaut hatten und stumm an damals gedacht hatten. Ohne Worte, Nächte voller Gedanken und Erinnerungen, traurige und glückliche.

Ich spürte Tränen in meinen Augen, aber ich ließ sie nicht zu. Egal wie sehr Charlotte mir am Anfang bedeutet hatte, ich hatte Anica gefunden. An Anicas Seite war ich Ich gewesen, hatte ich meine Vergangenheit fast gänzlich ablegen gekonnt.
Ich schloss die Aufen und genoss diese Umarmung, spürte, wie Charlotte seufzte und dann leise flüsterte:,,Ich werde dich so vermissen..." Ich nickte und sagte dann leise:,,Ich dich auch." Dann löste ich mich aus der Umarmung und Charlotte senkte kurz den Kopf. Starrte auf den Boden und seufzte wieder. Erst dann blickte sie mir wieder in die Augen.

Sie nickte zu ihrem Bett und ich folgte ihrem Blick. Ein Blatt Paier lag dort. Eine Zeichnung. Zögernd ging ich zu ihrem Bett und hob es auf. Es war eine Bleistift-Zeichnung. Sie zeigte zwei schwarze Gestalten, die nebeneinander auf einem Felsen in den Bergen saßen und in den Sternenhimmel über ihnen sahen. Auf beiden Rücken spiegelte sich der Mond und imm Hintergrund glaubte ich einen See zu erkennen. ,,Du kannst es behalten", meinte Charlotte und trat neben mich, ,,Als Erinnerung an unsere Freundschaft und unseren Wunsch hier rauszukommen und eifach zu vergessen." Ich blickte erneut auf die Zeichnung, dann umarmte ich Charlotte erneut.

,,Danke", flüsterte ich erneut. Wieder kamen die Tränen und ich hasste mich kurz dafür sie nicht wirklich verbergen zu können. Charlotte löste sich von mir und lächelte traurig. Dann ging sie zu ihrem Koffer und rollte ihn zur Zimmertür. Sie öffnete diese, dann blieb ssie stehen. Ich wollte ihr nach, aber sie drehte sie sofort um. ,,Tschüss, Jana und danke für alles. Bis irgendwann..., viel Glück!", dann ging sie einfach aus dem Zimmer und ließ mich stehen und sofort hatte ich das Gefühl von unendlicher Leere in mir. Ich wollte ihr nach, irgendwas tun, aber ich konnte nicht...

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt