Kapitel 130

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PoV Fenja

Ich lehnte mich an die Wand des Essraumes. Meine Augen brannten und mein Kiefer schmerzte. Die Welt schien sich wieder und wieder zu drehen und kurz hoffte ich einfach umzufallen und nie wieder aufzustehen. Aber dann festigte sich das Bild wieder. Mein Hals war trocken und kratzte einfach nur noch. Mein Blick fiel auf Frau Tölke und die andere Pflegerin. Sie saßen dort am Tisch, während ich schwer atmend an dieser Wand lehnte. Ich konnte nicht mehr, einfach nicht mehr. Sie hatten mich dazu gebracht diese Tabletten zu schlucken, mir den Kiefer nach unter gedrückt. Ohne viel Kraft und doch unmöglich sich zu wehren.

Wie ein nutzloses Tier, mit dem man tun konnte, was man wollte. Ich sah sie hasserfüllt an und doch zerbrach ich innerlich. Noch immer lagen alle Blicke auf mir und ich zog mir einfach wieder meine Kapuze über. Hatte es etwas gebracht?! Nein, es brachte nie etwas und trotzdem taten sie es.
,,Geht es dir schon besser?", fragte die eine Pflegerin plötzlich und sah zu mir. Ich wollte sie schlagen, anschreien und danach sterben. Aber ich schwieg nur; hatte keine richtigen Worte. Mein Blick glitt über die Menschen und Personen.

Ein Messer, ein Schnitt und dann werden sie diese scheiße vergessen... Aber im selben Moment kam Frau Tölke auf mich zu. Sofort stieß ich mich von der Wand ab und wollte zur Tür. Aber sie war schneller und hielt mich am Arm fest. ,,Hier kommst du nur gesund raus", sagte sie tadelnd und ich wandte mich zu ihr um. Mein Blick traf ihre Augen und ich spürte nur noch Hass gegenüber dieser Frau. Wenn ich sterbe bin ich hier eh weg...
Ich gab auf und nicht nur mich zu wehren sondern entgültig, einfach zu Leben. Jetzt war ich einfach schon zu tief, zu tief für Rettung.

Ich hatte immer nur noch gelbt um Paula zu zeigen, dass ich es für uns beide hier wirklich rausschaffen würde. Aber das schien so weit weg und ich ließ mich zu Boden sinken. Saß an der Wand, bis Frau Tölke mich losließ und ich meine Augen schloss. Es würde alles enden, dieses Leben und diese Welt. Einfach alles. Und der Grund war mein Leben. Immerhin hatte jeder Schnitt es einen kurzen Moment besser gemacht und ich hatte immer öfter an mich geglaubt. Aber nach Paulas Tod hatte ich einfach keinen Sinn mehr zu leben.

An einen Gott oder Himmel glaubte ich nicht wirklich. Vermutlich kam nur Schwärze, aber wer wusste das schon. Aber was auch immer kam, alles war besser als zu leben. Denn jetzt konnte ich nicht mehr. Am liebsten hätte ich mich einfach hier auf den Boden gelegt und aufgehört zu atmen. Einfach alles beendet.
Meine Augen füllten sich mit Tränen, aber ich ignorierte sie einfach und sah wieder auf. Noch immer lagen ein paar Blicke auf mir und ich erwiderte sie bloß kalt. Frau Tölke musterte mich jetzt sorgenvoll und doch hasste ich sie dafür nur noch mehr. Ihr seid schließlich alle Schuld. Schaut lieber auf eure eigenen Probleme und lasst mich sterben!

,,Gehts?", fragte sie dann und hielt mir ihre Hand hin. Aber ich ignorierte diese und stand alleine auf.
Bei jedem Atemzug schien mein Kiefer zu brechen, Kerben in die Knochen zu graben. Ich atmete nur noch flach. Dann drehte ich mich zur Tür und ging aus dem Essraum. Spürte immer noch die Blicke der anderen Psychos auf mir und ließ sie zurück, hinter mir. Aber es war mir egal, Blicke kannte ich. Sie musterten mich, wenn ich mit meinen Narben durch die Straßen gegangen war, wenn ich wieder versucht hatte mein Leben zu beenden. Das Leben ist schon lange gegen mich, warum soll ich noch weiter kämpfen? Ich gebe auf...

Psychiatrie - Lasst uns zusammen sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt