Ehrlichstett, April 2015

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Es ist, wie verhext, nichts läuft. Jetzt hätte er sie!! Aber dieser Dummkopf von einem Grafen beißt nicht an. Die Presse über die Haalswor ist verheerend, ein Fest könnte man daraus machen. Ein Fest macht er daraus. Ein Schlachtfest, er schlachtet sie, genüsslich in seiner Internetgruppe.

Ein Grinsen stiehlt sich auf Harald Bonsayhs Züge, ein zufriedenes Grinsen, in all dem Ärger. Das hat er gut hingekriegt. Diesen Artikel in der HIER, den hat er kommentiert und da, da springen die Leute drauf an. Kindesmissbrauch, das ist es, das geht jeden an. Und wenn das schon in der Zeitung steht, da ist doch eine Verurteilung nicht mehr weit. Wer da noch sein Kind hinschickt zu diesem Verein, den sollte man gleich auch mit anzeigen. Das ist das Ende von dem Verein und das Ende von dieser Künstlerin. Sein Grinsen vertieft sich. Hätte sie sich mal nicht mit ihm angelegt. Hätte er ihr gleich sagen können, dieser Schlampe. Mit ihm ist nicht gut Kirschen essen, er, Bonsayh ist eine Hausnummer, mit der man rechnen muss.

Seine Züge verdüstern sich, als er an eine Szene denkt, die sich vergangene Woche auf dem Schlossgelände abgespielt hat. Er ist da ja nun öfters unterwegs, alles dokumentieren und Material sammeln. Kann von großem Nutzen sein, vor allem, wenn es wirklich vor Gericht geht. Und da kann er den Grafen unterstützen, da kann er Fotomaterial en Masse vorlegen, wie die dort alles verwüsten und alles zerstören, mit ihren Pferden. Und seit der Zeitungsartikel draußen war, hat er natürlich auch verstärkt die Kinder fotografiert. Die Haalswor und die Kinder. Er hat ein paar gute Verstecke gefunden das Gelände ist ja rundherum einsichtig und man kriegt da schön etwas zusammen. Hier, die Haalswor, wie sie einem Kind in den Sattel hilft, wie sie es anfasst, eindeutig! Hier, wie sie den Schenkel gerade rückt, und wo ist ihre Hand, auf dem Oberschenkel des kleinen blonden Mädchens. Na, das ist doch ein dolles Foto! Und wie das Kind zu ihr aufsieht, dieses entrückte Lächeln, da stimmt doch etwas nicht Wie Heldenanbetung! Grauenhaft! Was machen die da mit den Kindern, wenn keiner hinsieht?

Jedenfalls, er in seinem Versteck hinter einen breiten Ulme und die Kamera auf Anschlag, da kommt von hinten dieser Schneider des Wegs. Er hat den nicht kommen hören, hat sich angeschlichen, der Typ. EkelhalfterTyp, ekelhaft, kommt da so heimlich von hinten und versucht einem etwas anzuhängen. Fragt, was er da will, sagt, er solle aufhören, die Kinder zu fotografieren. Er, Bonsayh natürlich, auf hundertachtzig. Was glaubt der, wer er ist? Und er war auf dem Schlossgelände, ist doch wohl öffentlich, was will der Typ? Der lächelt nur freundlich und bittet ihn, zu gehen. Er ärgert sich noch jetzt, über diese Ratte.

Wenn doch der Graf auf sein Angebot eingegangen wäre! Wenn er doch jetzt hier cool eine Vollmacht hätte vorzeigen können, wenn doch für diesen Typen ein Hausverbot bestanden hätte. Aber so, da steht er da, hat keine richtigen Argumente und es steht in der Luft, dass er, Bonsayh da etwas Illegales tut.

„Bitte hören Sie auf, die Kinder zu fotografieren!"

Er sieht rot, wenn er sich daran erinnert.

„Und als nächstes", hat er erwidert, „behaupten Sie wohl noch, ich würde die Kinder anfassen!" Wie ihre saubere Kinderschänder-Reitlehrerein, hätte er beinahe hinzugefügt.

Der Schneider hat nur die Schultern gezuckt und gesagt, das könne er nicht beurteilen, aber er solle nun gehen und mit dem Fotografieren aufhören!


Er muss diesem Grafen noch mal schreiben, so kann das nicht weitergehen. Die können sich da nicht so aufführen, dieses Vereinspack, der Graf muss ihm etwas in die Hand geben, eine Legitimierung. Sonst kann er ihn nicht mehr unterstützen. Das muss ihm klar sein. Das wird ihm zu heiß. Er braucht etwas Offizielles, das muss sein.


Ein Fenster poppt auf, ein neuer Kommentar in seiner Internetgruppe. Seine Züge glätten sich, ein übler Hasskommentar, darüber, wie man mit Kinderschändern, wie dieser Haalswor umgehen sollte. Und das Beste, die Kommentatorin ist Polizistin. Er kennt die.

Wunderbar, so kann es weitergehen. Er ist auf dem richtigen Wege, jetzt muss nur noch der Graf auf Linie gebracht werden und dann kann die Sache laufen.

Ade, du dämliche Künstlerin und den Vereinsobergeneral, diesen Herrn„Fotografieren-Sie-die-Kinder-nicht", den kannst du gleich mit einpacken.

Und noch etwas, wenn ich, Harald Bonsayh mit dir fertig bin, dann bist du niemand mehr , nirgendwo und niemand, dann ist dein Ruf geschädigt, dein Leben vernichtet, niemand wird dir mehr glauben, niemand dir mehr vertrauen.

Denn – irgendetwas bleibt immer hängen, je übler die Gerüchte, je bösartiger, je hartnäckiger, je häufiger, desto besser - wo Rauch ist, da ist auch Feuer.

Harald Bonsahy grinst zufrieden.



Libertas Haus, das SchlossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt