Ehrlichstett, April 2016

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Hugo von Hülstorff und Alexander Schmohl sitzen sich im Bürgermeisterbüro gegenüber.

Schmohl hat Kaffee angeboten den Hülstorff ablehnt, er trinkt nur Tee, am liebsten Earl Grey, den Schmohl aber noch immer nicht im Hause hat, er entschuldigt sich.

Obwohl sie nun immer so eng zusammenarbeiten.

Vor Hülstorff steht als ein unberührtes Glas Wasser, während Schmohl Zucker in seine Tasse Kaffee rührt, die die Sekretärin eben hereingebracht hat.

„Also," setzt Hülstorff an, „wenn wir hier weiterkommen wollen, werden wir ein bisschen Gas geben müssen. Das läuft alles nicht so, wie wir das geplant haben, dieser Verein ist und ist nicht loszuwerden."
Schmohl sieht von seiner Tasse auf und zuckt die Schultern.

„Wir sollten unsere ganze Kraft daran setzen, diesen Verein loszuwerden, sein Vorhandensein auf dem Gelände des Schlosses behindert die Gründung der Stiftung."
„Also," fängt Schmohl lahm an, "das hätten Sie sich vielleicht vorher überlegen müssen. Die Pläne mit der Stiftung gab es ja schon bevor Sie diesen Pachtvertrag mit dem Verein gemacht haben und..."
„Papperlapapp," fährt Hülstorff ärgerlich auf. Er macht eine heftige Bewegung mit seinen mageren langen Armen und hätte beinahe das Wasserglas umgestoßen, das vor ihm steht, "der Pachtvertrag ist doch ohnehin nicht gültig. Die haben den gar nicht unterschrieben und er ist doch gar nicht rechtskräftig."


Schmohl sieht ihn überrascht mit hochgezogenen Augenbrauen an." Das ist ja eine ganz neue Information!"


„So neu kann das gar nicht sein," grunzt Hülstorff unwillig, "denn da sind ja gar keine Unterschriften unter dem Vertrag. Und außerdem habe ich einen Stall verpachtet, der mir gar nicht gehört. Schon allein daher ist der Vertrag ungültig."


Schmohl zieht die Brauen noch höher:" Also, Hülstorff, wenn das so ist..."
„VON Hülstorff," unterbricht der Graf ihn wieder, "einmal Adel, immer Adel, mein Freund! Merken Sie sich das Schmohl und benutzen Sie meinen Namen richtig!"


Schmohl zuckt unwillentlich zusammen wegen des scharfen Tones, ärgert sich aber gleich über seine Reaktion: „Also, Herr VON Hülstorff, wenn das alles so ist, dann ist aber noch unverständlicher, warum das mit dem Prozess so lange dauert. Ja, unverständlich, warum Sie es überhaupt zu einem Prozess kommen ließen. Warum haben Sie dann nicht gleich den Gerichtsvollzieher geholt und die vom Gelände räumen lassen? Ohne Unterschriften kann es sich bei dem Vertrag ja nur um einen Entwurf handeln und damit um eine nicht genehmigte Benutzung."


„Ach, versteh doch einer das deutsche Rechtssystem," Hülstorff schnaubt unwillig.


„Das war ohnehin nicht die weiseste Entscheidung mit dem Prozess, wenn ich das mal anmerken darf," fährt Schmohl fort," das behindert unsere Handhabe mit den Ämtern, wir kommen da nicht weiter. Sämtliche Amtshandlungen hängen nun am Ausgang dieses Prozesses. Alle warten nun auf den Richterspruch. Kein Amt möchte vor Gericht gezerrt werden, wenn sich im Ende rausstellt, dass die doch im Recht sind. Da sind Sie schlecht beraten gewesen. Die Klage, das hätten Sie mal lieber lassen sollen, dann wären wir schon weiter. Im Moment jedenfalls wartet jeder ab, da ist keiner zu irgendwelchen weiteren Amtshandlungen zu motivieren."


„Papperlapapp," wiederholt Hülstorff wieder und springt diesmal auf. Wobei der dem Tisch einen Stoß versetzt und das Wasser in dem vollen Glas endlich überschwappt und sich auf die Tischplatte ergießt

"Das kann doch wohl nicht wahr sein. Ich sage Ihnen doch, das mit dem Prozess ist ein Kinderspiel, dieser ganze Vertrag ist ungültig die sind dort illegal und ohne Genehmigung des Eigentümers. Also unterstützten Sie mich endlich und werfen Sie die raus, das kann doch wohl nicht wahr sein! Wir leben doch hier in einem Rechtsstaat. Das kann doch wohl nicht sein, dass man als Eigentümer keine Rechte hat! Dann muss man etwas mit dem Richter machen!"


„Etwas mit dem Richter machen?"

Schmohl wischt mit den Handkante die Wasserlache vom Tisch, steht ebenfalls auf und tritt hinter seinen Schreibtisch.

„Sie sind verrückt, Hülstorff, wirklich verrückt und dieses Unternehmen ist zum Scheitern verurteilt, das sage ich Ihnen. Lassen Sie bloß den Richter in Ruhe und wenn, erwähnen Sie bloß nicht meine Namen!"


„VON Hülstorff, Schmohl, VON Hülstorff. Und, mit Scheitern kennen Sie sich ja aus, Schmohl, stimmts, da habe ich ja einen Fachmann im Boot, denn um Ihre sagenumwobene Laguna steht es auch nicht zum Besten, oder?" Hülstorffs Stimme trieft vor Sarkasmus.


„Hülstorff, ich weiß nicht, was ich noch für Sie tun kann." Schmohl senkt den Blick auf die Schreibtischplatte und betrachtete einige Akten die dort aufgeschlagen liegen.


"VON HÜLSTORFF!" Der Graf schreit nun," dann lassen Sie die Wege sperren. Verbieten Sie denen den Zugang zum Gelände. Über das Schlossgelände habe ich schon zugemacht, da geht nichts mehr. Machen Sie hintenrum zu, das ist Stadtgelände, da können Sie zu machen und die aussperren!"


„Hülstorff, das geht nicht so einfach. Man kann doch als Stadt da nicht so einfach öffentliche Wege zumachen."


„Dann machen Sie nur für den Reitverein zu. Stellen Sie Schilder auf, alle dürfen da durchgehen nur nicht die vom Reitverein. Und lassen Sie das kontrollieren. Ordnungsamt. Bußgelder, das wird doch wohl möglich sein."


Schmohl setzt sich hinter den Schreibtisch und fängt an, in eine der Akten hineinzuschreiben, den Blick gesenkt, ein eindeutiges Zeichen, dass die Unterredung beendet ist.


„Denken Sie daran. Schmohl, Sie brauchen noch Unterstützung für Ihre Laguna. Da sieht es nicht wirklich gut aus. Ihr Projekt steht auf der Kippe, ein paar klitzekleine Informationen und die Presse schlachtet Sie, bundesweit, Schmohl, bundesweit, Steuergelder, Investitionsruine, sag ich nur! Das ist das Ende Ihrer politischen Karriere! Und der mit dem Einstecktuch, der will sein Schloss zurück. Und der erwartet dabei Ihre Unterstützung!"
Hülstorff ist nun näher an den Schreibtisch herangetreten, er erzwingt ein Aufblicken von Schmohl.

„Denken Sie daran, denken Sie immer daran! Und denken Sie über ein paar Schilder nach. Verbotsschilder! Den Text schicke ich Ihnen dieser Tage per Email. Und denken Sie gut nach!"


Damit dreht Hülstorff sich um und verlässt das Büro.

Als er am Tisch vorbeigeht, stößt er, wie zufällig dagegen und das Wasserglas kippt um und ergießt seinen Inhalt auf den grauen Teppichboden.


„Und besorgen Sie Tee, Schmohl, Earl Grey Tea!" Sagt er noch bevor er endgültig das Büro verlässt.


Die Tür bleibt offen stehen.

Die Sekretärin eilt herein, mit einem Tuch in der Hand, „Herr von Hülstroff sagte, es wäre etwas aufzuwischen?" sieht sie Schmohl fragend an.


Libertas Haus, das SchlossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt