Halle/Saale April 2016

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Eine katastrophale Verhandlung. Ein desinteressierter Richter, Corinne,die redet und redet und redet, nicht mehr aufhören kann. Das Gefühl hat, um Leben und Tod zu reden, Leben und Tod ihrer Kunst.

Zimmermann, der einzige der zuhört, sie sieht, wie es den Richter nicht interessiert. Wie er aus dem Fenster sieht, wie er seine Fingernägel betrachtet und ein Ende der Verhandlung herbeiwünscht. Der Verhandlung, in der es um ihr Leben geht und die für den Richter bereits entschieden ist.

Nach Aktenlage.

Und sie, Corinne, sie ist Partei, sie kann sagen, was sie will, es ist nicht von Interesse und nicht von Belang und wird hier keine Entscheidung mehr beeinflussen. Selbst, wenn sie mit Flammen spräche, wenn ihre Worte Flügel hätte, wenn sie Steine zum Weinen brächte.

Der Gegenanwalt, der in seinen Akten liest.

Aber sie redet und redet, sie kann nicht aufhören, sie ruft, sie sucht, sie findet glühende Worte für die Freiheit der Kunst, aber sie weiß es und Zimmermann auch. Sie verlieren, sie werden verlieren. Das Bild wird verboten bleiben.

Und so kommt es.

Ein schlampig geschriebenes Urteil, voller Fehler, halbe Sätze kaum oder schlecht begründet: Das Bild bleibt verboten. Ihr Bild ist und bleibt verboten.

Und das Urteil sagt, dass es nicht wichtig ist. Das ist vielleicht das Schlimmste daran, dass es nicht wichtig ist. Dass man ein Bild verbietet, weil es die einfachste Lösung ist und dass das Ganze, der ganze Vorgang nicht wichtig ist.

Sollte da nicht jeder aufschreien, sollte man nicht zucken, aufbegehren, aufschreien? Sollte das wirklich so einfach gehen, Kunst verbieten? Ist das nicht ein Sakrileg, Kunst zu verbieten. Selbst unbedeutende, unwichtige, marginale Kunst? Sollte man selbst diese einfach verbieten können?
Sie kann kaum atmen, als sie das Urteil liest.

Wie kann das sein?

Das widerspricht allem, was sie weiß, allem, was sie gelernt, gelesen, erfahren hat.

Ja,das Bild an sich sei unverfänglich, aber die Interpretationen in der Presse hätten das Persönlichkeitsrecht der Abgebildeten verletzt.

Nach Momenten der Lähmung schreiben sie eine Verfassungsklage.

Das erste Bilderverbot seit 1938.

Eine Verfassungsbeschwerde, wie kann das sein.

Corinne schüttelt den Kopf wie taub, wie gelähmt.

Warum muss das sein?

Wie kann das sein?

Und warum ihr?

Sie kann es nicht verstehen und sieht verwundert auf ihre eigene Geschichte.








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