„Corinne, SCHNELL!!!" Aufgeregt gestikulierend springt zwei Meter Mann Dieter vor Corinnes Fenstern auf und ab und seine laute Stimme schallt über den Schlosshof.
Hastig eilt Corinne die Stiegen hinunter, hat sich gerade noch die Schuhe übergestreift, bevor sie der alarmierten Stimme folgt.
„Was ist denn los?"
„Das musst du sehen, das musst du sehen, so etwas habe ich noch nie gesehen!" Atemlos hetzt Dieter voran,Corinne hat nicht übel Lust, ihn am Ärmel zu packen und zurückzuhalten, als er mit großen Schritten auf den Stall zujagt. Sie sprinten die Stallgasse hinunter, biegen um die Ecke und sehen.......Desi mit dem wahrscheinlich kleinsten Fohlen der Welt auf dem Schoß. Tränen laufen ihr de Wangen hinunter, als sie das feuchte Fell des winzigen Tieres streichelt.
„Sie nimmt es nicht an," sagt sie, als Corinne neben ihr steht und fassungslos das winzige Tier betrachtet.
„Wer?" stammelt sie.So etwas hat sie wirklich noch nie gesehen. Ein winziges, wirklich winziges Minifohlen, braun- weiß gescheckt, mit riesigen Augen und einem winzigen Schnütchen, das japsend nach Luft schnappt.„Na,Elsa," sagt Desi. „Elsa hatte keinen Wurmbauch, sie hat ein Fohlen gekriegt, aber sie nimmt es nicht an. Sie lässt es nicht trinken: Schau her!"
Desi nimmt das winzige Tier und stellt es zu Elsa in den kleinen Auslauf, in dem die geretteten Ponystuten im Stall untergebracht sind. Mit gebleckten Zähnen stürzt die kleine Stute Elsa sich auf das winzige Wesen, das ihr zum Verwechseln ähnlich sieht und unzweifelhaft ihrKind ist, dreht sich dabei gleichzeitig um die eigene Achse und schlägt hoch in die Luft aus. Desi kann das Fohlen gerade nochhochheben und aus Elsas Reichweite nehmen, bevor diese sich, wie eine Furie daraufgestürzt hätte.
„Es lag außerhalb von der Box, keine Ahnung, wie es dahingekommen ist, aber es ist unverletzt, wie es aussieht. Obwohl sie so giftig ist." Wieder läuft Desi eine Träne über die Wange, als sie mitleidig das kleine Wesen streichelt.„Wir müssen es mit Hand ernähren," sagt Corinne, „das hat ja gerade noch gefehlt. Als ob nicht schon alles schiefgegangen wäre. Jetztauch noch ein mutterloses Winzfohlen. Lass uns aber auch Dr. Pommer anrufen, der sollte sehen, ob es überhaupt gesund ist. Und lass uns versuchen. Elsa abzumelken, die erste Milch ist die wichtigste."
Hektische Betriebsamkeit bricht aus. Dieter holt ein sauberes Gefäß, das kleine Fohlen, das zusehends schwächer wird, wird in ein Strohbett vor der Box gelegt, Desi, die dies auch schon bei Kühen und Ziegen gemacht hat, melkt Elsa ab, die sich wie eine Furie wehrt und von Dieter mit aller Kraft gebändigt werden muss, damit Desi überhaupt tätig werden kann. Die winzigen Mengen Milch flößen sie dem Kleinen ein, indem sie es am Finger lutschen lassen, der zuvor in Milch getaucht wurde. Später aus der Handfläche lutschen lassen. Saugreflex hat die kleine Stute keinen, sie schlürft die Milch mehr, als sie saugt, aber einen gesunden Appetit, wie auch der Tierarzt feststellt, der ansonsten konstatiert, dass die Kleine gesund ist und ihnen nun viel Spaß bei der Aufzucht wünscht. Bevor er geht hinterlässt er noch die Adresse eines Lieferanten für Kunstmilch, speziell für Pferde, den Corinne sogleich anruft. Dieser liefert schon am nächsten Tag das Milchpulver, da nicht damit zu rechnen sein würde, dass Elsa lange Milch geben würde.
Neben dem Hofpflichten stillen sie nun rund um die Uhr das kleine Fohlen und Nicki, wie sie die Kleine nennen, erholt sich schnell von den Strapazen ihrer unglücklichen Geburt. Stute Elsa bleibt misstrauisch und lässt ihr Fohlen nicht an sich heran, und so zieht Nicki ins Vereinsheim ein, wo sie bald zu Liebling aller wird, die sie aus kleinen Schüsselchen, erst mit Muttermilch und dann mit Kunstmilch füttern.
Es ist ein sonderbares und winziges kleines Geschöpf, das da seinen Weg in die Welt gefunden hat, rührend in seiner Kleinheit und tapfer in seinem Überlebenskampf. Alle fühlen sich sonderbar getröstet, mit der Beschäftigung hier nun für ein so winziges Wesen sorgen zu können, sorgen zu müssen. Das kleine Tier erfordert ihre Fürsorge rund um die Uhr und lohnt ihr Mühen gut, denn es entwickelt sich prächtig.
Die dauernde Querelen mit dem Klapsmann, der neben den polizeilichen Anzeigen nun gemeine Boykottaktionen für sich entdeckt hat: Heute der Zuweg mit Latten und alten Möbeln verbaut, morgen ein riesiger Treckkeranhänger quer über den Wege geschoben. Die nächsten Tage hintereinander eimerweise Scherben auf dem Weg ausgeleert, die sie aufsammeln müssen, bevor sie dort mit den Pferden entlanggehen. Dann wieder Bauarbeiten auf dem Zuweg, nicht ersichtich zu welchem Zweck,aber die Mitarbeiter des Schlosses fahren mit dem Trecker so nah und dicht an den Pferden vorbei, dass man dort nicht mehr sicher passieren kann.
Dazu der Zaunbau, der nun fast vollendet ist und bedrückende Stimmung verbreitet .
Dazu noch Corinnes verlorener Prozess. Corinne brütet und zweifelt, ist sie überhaupt noch eine Künstlerin, wenn man ihre Bilder verbietet? Alle versuchen sie aufzubauen, aber ihre Stimmung ist gedrückt, traurig, fassungslos, verzweifelt.
Hier kommt Nicki gerade recht, winzig und schwach und doch so stark und voller Leben.So unwahrscheinlich, das kleine Wesen, so unwahrscheinlich, dass es sie gibt, und dass sie es schafft zu überleben.
Aber sie lebt. Von jedem Tag auf den nächsten lebt sie, sie wird zwar nicht wahrnehmbar größer, aber sie ist stark, stark und ungeheuer lebendig.
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Libertas Haus, das Schloss
ParanormalWas bisher geschah: Corinne Haalswor und ihre 16 jährige Tochter Tamara ziehen aus München in den wilden Osten Deutschlands ins Hinterland von Halle/Saale in das kleine Dorf Grömlitz. Hier scheint die Zeit stillzustehen und es finden sich bald all...