„Was machen die da?" Gerhard runzelt die Brauen und betrachtet fragend drei Personen, die eben die Koppeln hinter dem Schloss betreten haben.
„Das ist der Graf," beobachtet Corinne „und die Kohl, vom Umweltamt, die O-beine und diese Gummistiefel, das ist nicht zu verkennen. Und der dritte, keine Ahnung."
Hugo von Hülstorffs lange magere Gestalt und die kurze von Frau Kohl, im geraden knappen Rock und mit kleidsamen Gummistiefeln werden von einem zweiten Mann begleitet. Einem kleineren, ebenfalls sehr mageren, dessen dickwandige, getönte Hornbrille selbst auf die Entfernung auszumachen ist und dessen vornübergebeugte Haltung einen leeren linken Ärmel zu verbergen versucht.„Wenn man sich nicht sicher sein könnte, dass da wieder etwas Übles bei herauskommt, dann müsste man lachen, über die drei. Sie sehen einfach zu komisch aus, drei sonderbare Gestalten," brummelt Corinne missmutig.
„Ihr müsst Internet lesen, die Gruppe von diesem Bonsayh," macht sich nun Mandy bemerkbar, die auch mit am Tisch vor dem Garterhaus sitzt und die Geschehnisse auf der Koppel beobachtet. „Die lassen das zu Wald erklären und dann die Pferde dort verbieten!"
„Wie bitte!" Corinne schreit fast, so überrascht ist sie.
„Na, das steht da drin, dass die Beweidung im Wald verboten ist, dass die Pferde da entfernt werden und dass die schon alles kaputtgefressen haben, dass das ne fette Geldstrafe gibt und Waldfrevel, Baumfrevel und Todesstrafe!"
Corinne und Gerhard starren Mandy fassungslos an. „Mandy, du irrst dich," sagt nun Gerhard nüchtern, "das kann doch nicht sein. Erstens können die doch nicht etwas im Internet veröffentlichen, wenn da heute erst eine Begehung stattfindet, woher wollen die das denn jetzt schon wissen. Und außerdem ist das ein Park und der Graf wollte ausdrücklich, dass dort die Bäume gefällt werden und aufgeräumt und freigeschnitten wird und Rasen mit altem Baumbestand wiederhergestellt wird."
„Dann lest doch selber, wenn ihr so schlau seid." Mandy steht auf, deutlich verärgert. „Ich habe mir das doch nicht ausgedacht. Das steht da. Und keine Ahnuung, warum die das schon vor der Begehung wissen. Kann ich doch nichts für. Musst du mich nicht anschreien!"
„Mandy, es tut mir leid. Ich habe nicht geschrieen. Ich war nur so verwundert. Ich denke, ich gehe da mal hin und sehe, was da vorgeht, dann sind wir schlauer." Gerhard steht auf. Auch Corinne rückt ihren Stuhl zurück und schließt sich ihm an.
„Kommst du mit?" Fragt sie an Mandy gewandt.
„Ne, danke, mir reicht es für heute. Geht ihr mal alleine, ich brauche diesen ganzen Mist nicht dauernd." Sie wendet sich ab und geht die Stufen zum Gartenhaus hinauf, ohne sich noch einmal umzuwenden.
Gerhard zieht die Brauen hoch, als er ihr nachsieht: „Ich rede nachher noch mal mit ihr. Weiß nicht, was mit ihr los ist, irgendetwas stimmt nicht. Lass uns erst mal gehen!"
Beide setzen sich in Bewegung und gehen auf die drei Personen zu, die inzwischen die gesamte Koppel abgegangen sind. Frau Kohl schreibt emsig in ein Formular auf einem Klemmbrett.
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Libertas Haus, das Schloss
ParanormalWas bisher geschah: Corinne Haalswor und ihre 16 jährige Tochter Tamara ziehen aus München in den wilden Osten Deutschlands ins Hinterland von Halle/Saale in das kleine Dorf Grömlitz. Hier scheint die Zeit stillzustehen und es finden sich bald all...